Jens Weimer ist Mountainbiker aus Leidenschaft. Wenn er mit seinem teuren Gefährt in den Wäldern unterwegs ist, kann er perfekt von seinem stressigen Arbeitsalltag als Rechtsanwalt abschalten. Gerne auch mit seiner Tochter und der Ehefrau. Auch Teenager Dominik Kreische aus Konstanz liebt es, auf dem Mountainbike über die Rampen im Wald zu springen. Seit er Pandemie bedingt nicht mehr im Verein Fußball spielen darf, ist er umgestiegen auf das Zweirad.

An dieser Stelle lag das Brett mit den Nägeln nach oben. Die Mountainbiker sind hier mit hoher Geschwindigkeit unterwegs.
An dieser Stelle lag das Brett mit den Nägeln nach oben. Die Mountainbiker sind hier mit hoher Geschwindigkeit unterwegs. | Bild: Schuler, Andreas

Mit seinen 41 Jahren ist Jens Weimer klug und intelligent genug, um sich an Regeln zu halten. „Wir Biker sind die Schnelleren und die Kräftigeren und daher aufgefordert, Rücksicht zu nehmen auf Spaziergänger und die Natur.“ Grundsätzlich gilt in seinen Augen die Maxime: „Jeder muss auf jeden Rücksicht nehmen.“

Jens Weimer springt im Mainauwald Video: Schuler, Andreas

Als er neulich im Uni-Wald unterwegs war, wollte er seinen Augen kaum glauben: Am oberen Ende einer Rampe war das Brett herausgerissen und mit den Nägeln nach oben wieder platziert worden. „Man kann sich vorstellen, was da hätte passieren können“, sagt Jens Weimer. „Uns ist bewusst, dass nicht jeder einverstanden ist mit unserem Hobby. Aber so etwas geht gar nicht.“

Das Brett, das glücklicherweise nicht zu einem schweren Unfall führte.
Das Brett, das glücklicherweise nicht zu einem schweren Unfall führte. | Bild: Schuler, Andreas

Das sieht die Stadtverwaltung ebenso, wie Sprecher Walter Rügert auf Anfrage schreibt: „Natürlich sind Sabotagen und das bewusste in Kauf nehmen einer Verletzungsgefahr für Personen absolut inakzeptabel. Hier muss auf ein gutes und vor allem geregeltes Miteinander hingearbeitet werden.“

Das könnte Sie auch interessieren

Wenn neue Nutzergruppen in bisher von ihnen nicht genutzte Bereiche vordringen würden, führe das leider oft zu Konflikten. Diese gelte es gemeinsam zu besprechen und zu lösen, betont Walter Rügert.

Eberhard Klein vom Naturschutzbund (Nabu) verurteilt Aktionen wie die mit dem Nagelbrett ebenfalls: „So etwas geht gar nicht, das schürt nur Aggressionen. Es zeigt allerdings auch, wie die Konflikte mittlerweile eskalieren.“

Dominik Kreische springt im Mainauwald Video: Schuler, Andreas

Grundsätzlich ist das Fahren mit dem Mountainbike im Wald nur unter gewissen Umständen erlaubt. Das Waldgesetz Baden-Württemberg von 1995 regelt dies unter Paragraf 37 sehr strikt.

Pressesprecher Walter Rügert: „In Baden-Württemberg ist das Befahren von Wegen unter zwei Metern Breite, worunter Mountainbike-Trails fallen, im Wald nicht erlaubt ist. Die ‚Deutsche Initiative Mountainbiken‘, mit der wir in Kontakt stehen, versucht seit Jahren, diese Regelung über die Landespolitik BW zu kippen. Allerdings noch ohne Erfolg.“

Dominik Kreische springt schon mal 20 Meter weit.
Dominik Kreische springt schon mal 20 Meter weit. | Bild: Schuler, Andreas

Daher sei das Befahren der Trails in Baden-Württemberg grundsätzlich verboten – also illegal. „Zumal die Trails bei uns überwiegend von den Bikern geschaffen wurden und nicht nur bereits vorhandene Wege befahren werden“, so Walter Rügert.

Das könnte Sie auch interessieren

„Bemerkenswerte Toleranz von der Stadt“

Jens Weimer und seine Biker-Kollegen wissen es durchaus zu schätzen, dass die Stadt die Trails trotzdem duldet. „Diese Toleranz ist bemerkenswert“, sagt er. „Umso wichtiger ist, dass auch wir uns an Regeln halten.“ Vor allem seit Beginn der Corona-Pandemie sei die Anzahl der Mountainbiker auch in Konstanzer Wäldern sprunghaft gestiegen – was nicht nur positive Folgen hat, wie nicht erst das Nagelbrett bestätigt hat.

Jens Weimer im Mainauwald Video: Schuler, Andreas

Walter Rügert: „Durch den begrenzten Waldbereich in Konstanz ist es zu Nutzungskonflikten zwischen den verschiedenen Nutzergruppen gekommen.“ Bewegung an der frischen Luft, sei es wandernd, reitend, laufend oder fahrend, habe deutlich zugenommen: „Die Menschen wollen sich an der frischen Luft bewegen und der Wald ist hier ein wichtiger und beliebter Erholungsraum.“

Das könnte Sie auch interessieren
Jens Weimer nimmt einen Sprung im Wald zwischen Uni und Mainau.
Jens Weimer nimmt einen Sprung im Wald zwischen Uni und Mainau. | Bild: Schuler, Andreas

Bereits vor einem Jahr war ein Runder Tisch zur Klärung der Situation geplant, der aber wegen der Pandemie nicht zustande kam. „Jetzt steht ein Termin fest: Am 8. Juni um 18 Uhr als Online-Format“, schreibt der Pressesprecher der Stadt. „Die Einladung mit dem Zugangslink wurde mittlerweile versendet. Das Ziel des Runden Tisches ist es, ein gutes, gemeinsames Miteinander für alle Nutzergruppen im Wald zu erreichen.“

Jens Weimer (rechts) und Dominik Kreische.
Jens Weimer (rechts) und Dominik Kreische. | Bild: Schuler, Andreas

Konstanz bezeichnet sich gerne als Radstadt. Jens Weimer ist der Meinung, dass dabei die Mountainbiker trotz aller Toleranz etwas zu kurz kommen. „Radwege sind toll. Aber auch Mountainbiker gehören in meinen Augen zu einer Radstadt.“

Das könnte Sie auch interessieren
Dominik Kreische ist ein begeisterter Mountainbiker.
Dominik Kreische ist ein begeisterter Mountainbiker. | Bild: Schuler, Andreas

Die Stadt will da weiter vermitteln, wie Walter Rügert schreibt: „Hier gilt es weiterhin (pro)aktiv vorzugehen und gemeinsam mit Forst, Naturschutz, Stadt und der Mountainbike-Community Wege für ein gutes Miteinander zu finden. Menschen, die mit dem Mountainbike unterwegs sind, profitieren natürlich auch von dem Wegenetz für den Alltagsradverkehr. Sportler kommen so gut und sicher in ihr Sportgebiet.“

Im Wald lagern Holz und Rampen, die für Trails benötigt werden.
Im Wald lagern Holz und Rampen, die für Trails benötigt werden. | Bild: Schuler, Andreas

Eberhard Klein vom Nabu ärgert sich, wenn er offensichtlich unvernünftige Biker sieht, die in Naturschutzgebieten mit hoher Geschwindigkeit unterwegs sind. „Das ist einfach zu viel für die Natur. Extreme Beanspruchung hinterlässt seine Spuren auch in normalen Wäldern. Da sind dann Dinge unwiederbringlich weg. Wir benötigen dringend eine Reglementierung.“

Eine von den Bikern selbst gebaute Schikane. Rechts ist die Mulde zu sehen, aus der das Material für die Kurven genommen wurde. Das wird ...
Eine von den Bikern selbst gebaute Schikane. Rechts ist die Mulde zu sehen, aus der das Material für die Kurven genommen wurde. Das wird von Naturschützern nicht gerne gesehen. | Bild: Schuler, Andreas

Laut Stadtverwaltung werden Naturschutzorganisationen in die Planungen mit einbezogen. Derzeit würden die Termine mit der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes und Nabu/Bund koordiniert.

Wichtig sei vor allem eines, so Pressesprecher Walter Rügert: „Allen Beteiligten muss bewusst gemacht werden, dass das Ökosystem Wald schon sehr angeschlagen ist und dass jeder Eingriff Folgen für Flora und Fauna hat. Eine Nutzung soll nicht grundsätzlich untersagt werden, die Flora und Fauna müssen jedoch Räume bekommen, welche nicht genutzt werden dürfen.“

Das könnte Sie auch interessieren