Bewegung in der Natur, das macht die Faszination des Mountainbiken aus. Doch dabei können die Freiheitsliebe und der Naturschutz auf Kollisionskurs geraten.
Wie beispielsweise am Hohenhewen, wo die Einrichtung eines neuen Mountainbike-Trails nicht nur auf Zustimmung stößt, ambitionierte Downhill-Fahrer aber eben auch für Konflikte mit Wanderern sorgen. Nach einem SÜDKURIER-Bericht über die Pläne am Hohenhewen haben sich begeisterte Mountainbiker zu Wort gemeldet, um ein paar Vorurteile geradezurücken.
E-Bike-Boom und Corona
Zum Ortstermin an der Anselfinger Hütte hatten sich Archibald Haverkamp aus Engen, Randy Hamann mit Sohn Lio aus Duchtlingen und Hubertus Ammelounx aus Ehingen eingefunden. Die Freizeitsportler vom Hegau-Bike-Team möchten sich zum Thema Mountainbiken auf dem Hewen und dem restlichen Hegau zu Wort melden.
„Durch schwarze Schafe unter den Sportlern, die durch rasantes und rücksichtsloses Fahren auf sich aufmerksam machten, wird eine ganze Gruppe grundlos diskreditiert“, klagt Archibald Haverkamp. Zu dem Konflikt tragen aus der Sicht der Mountainbiker mehrere Gründe bei. Einer davon: Der E-Bike-Boom bringe Menschen in Gegenden, die sie allein durch Muskelkraft nicht erreicht hätten. „Ich will das gar nicht schlecht reden“, betont Archibald Haverkamp. Aber für ungeübte Fahrer sei es schwierig, die Strecke bergab zu bewältigen.
Auch mangele es vielen Bikern an Rücksichtnahme gegenüber den anderen Naturliebhabern. „Da fehlt die Berg-Etikette, wie sie zum Beispiel im Alpenverein vermittelt wird. Fahrtraining und die Schulung von Verhaltensregeln werden vom DRV angeboten“. Seit Corona seien zudem viel mehr Wanderer und Spaziergänger unterwegs und Konflikte damit programmiert.
Wanderer beschimpfen Biker
Die Fahrer erzählen, sie seien fassungslos über die Aggression, die ihnen mittlerweile entgegenschlage. „Man wird beschimpft und bedroht. Auch wenn man rücksichtsvoll und langsam fährt, sich durch Klingeln bemerkbar macht und der Weg deutlich breiter als zwei Meter ist“, so Hubertus Ammelounx.
Archibald Haverkamp erzählt, er sei bei einer Tour auf den Hohenhewen mit seinem Sohn wüst beschimpft worden: „Und auf dem Rückweg bekommt man dann einen Wanderstock in die Speichen“. Fallen aus Lianen oder Bäumen, die über den Weg gelegt werden, seien den Fahrern auch schon begegnet. Das gipfele dann in Aktionen wie in Bankholzen oder am Schienerberg, wo Nagelbretter ausgelegt wurden.
„Das ist keine Verhältnismäßigkeit“, so die Biker. Dazu komme das Gefühl, illegal zu handeln: „Im Prinzip macht man etwas Verbotenes, das will ich meinem Kind nicht vermitteln“, so Archibald Haverkamp. Dabei hätten Wanderer und die meisten Mountainbiker eigentlich das selbe Ziel: „Wir wollen die Natur genießen, uns sportlich betätigen und dabei die Hegau-Landschaft erkunden“, fasst Haverkamp zusammen.
Von legalen und illegalen Wegen
Ein festgelegter Trail auf der Gemarkung Engen wie er im Gespräch ist, sei keine Lösung: „Ich möchte mir nicht beweisen, wie schnell ich im Tal bin. Das ist toll für Jüngere, aber für die älteren Biker nicht interessant“, sagt der erfahrene Biker Haverkamp. Am Mountainbiken schätzt er die Entschleunigung: „Ich genieße die Bewegung in der Natur, die Landschaft“.
Einigung an rundem Tisch?
Die Sportler wünschen sich einen runden Tisch der Hegau-Gemeinden, um eine Lösung zu finden, die für Wanderer und Biker passt. Man würde sich gerne auch unter anderem mit Bürgermeister Johannes Moser zusammensetzen. „Er ist ja selbst begeisterter Mountainbiker“, so Archibald Haverkamp. „Wir könnten erörtern, was man tun kann, um den jungen und den älteren Fahrern gerecht zu werden“.
In vielen anderen Ländern gebe es deutlich mehr Angebote für Mountainbiker. Auch in Freiburg und Baiersbronn habe man ein Nebeneinander von Wanderern und Bikern erreicht. „Dabei gewinnen alle, auch der Tourismus“, ist Archibald Haverkamp überzeugt. Dieses Potenzial des Mountainbikens würde im Hegau zu wenig ausgeschöpft.
Randy Hamann plädiert dafür, die gemeinsame Nutzung von Wegen deutlich zu fördern. Die Zwei-Meter-Regel sei einfach veraltet. Wenn man Abstand halte und Rücksicht nehme, könnten sich Wanderer und Fahrer auch schmalere Wege teilen.