Das Zwischenfazit für die Pool-PCR-Tests für Kitas und Schulen fällt durchweg positiv aus. Stadt Konstanz, Schulleiter, Elternvertreterinnen und die SÜDKURIER City Logistik mit ihren Kurierfahrern sind zufrieden. „Die steigenden Corona-Zahlen zeigen uns, dass wir gerade noch rechtzeitig auf das zuverlässigere Pool-Verfahren umgestiegen sind“, sagte Frank Schädler, Leiter des Konstanzer Amts für Bildung und Sport, bei einer Pressekonferenz.

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Das Verfahren, bei dem Kinder und Jugendliche ein Wattestäbchen („Lolli“) lutschen und jeweils bis zu 15 Lollis gemeinsam untersucht werden (Pool), wird noch bis Ende Februar fortgesetzt. Schüler testen sich verpflichtend zweimal wöchentlich in der Schule, für Kitakinder ist die Teilnahme freiwillig.

Laut Schulamt-Mitarbeiterin Lena Hommel läuft die Pool-PCR-Testung reibungslos. Pro Woche werden 1900 Pools untersucht, die 15.000 Personen abdecken. „Seit Beginn des Verfahrens Mitte Oktober waren 26 Pools positiv, davon 25 an Schulen und einer in einer Kita“, so Hommel.

So läuft das Test-Verfahren ab

Dahinter stecken aufwändige Abläufe: Jeden Montag bis Donnerstag holen drei Kurierfahrer der SÜDURIER City Logistik mit ihren Lastenrädern die gelutschten Wattestäbchen an den Einrichtungen ab. Dabei muss jeder Radfahrer zehn bis zwölf Stationen bewältigen. Zusätzlich ist montags und mittwochs ein Elektroauto in den Vororten unterwegs. Die Proben müssen bis 12 Uhr im Labor sein. „Das funktioniert faszinierend gut“, lobt Simone Brunner, Geschäftsführerin des gleichnamigen Labors.

Inzwischen schloss sich auch die Gemeinde Allensbach an das Konstanzer Verfahren an, Radolfzell und Eigeltingen haben ebenfalls Interesse bekundet. Dabei ist das Labor Brunner jetzt schon sehr ausgelastet. „Wir sind bei den Pool-PCRs am Limit“, sagt Simone Brunner. Allein montags laufen 750 bis 800 Pools auf. Und da die Coronafälle zunehmen, müssen ihre Mitarbeiter auch immer mehr PCR-Nachtestungen sowie Tests für Kliniken vornehmen, die noch aufwändiger zu bearbeiten sind.

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„Trotzdem erhalten die Familien der Kita- und Schulkinder ihr Pool-Ergebnis in der Regel an demselben Tag bis 18 Uhr“, sagt Simone Brunner. Bei den Einzelnachtestungen dauere es derzeit bis zu 36 Stunden, meist gehe es aber schneller. Wichtig dabei: „Kinder, die aufgrund eines positiven Pools nachgetestet werden müssen, werden bei uns bevorzugt behandelt“, sagt Simone Brunner. Komme die E-Mail doch später, liege das meist nicht am Labor, sondern an der Übermittlung durch die Firma Novid aus Wien.

„Am vergangenen Montag gab es zudem eine technische Panne, da brach der Server zusammen“, erklärt Simone Brunner das späte Versenden der Ergebnisse, die erst am folgenden Morgen vorlagen. Ganz selten sei ein Pool-Ergebnis auch aus medizinischer Sicht nicht eindeutig zu interpretieren. „Wir werten solche Pools im Zweifel eher als positiv, um Ausbrüche sicher einzudämmen“, sagt Brunner.

Fragen, die sich Eltern stellen

Dass Eltern unzufrieden sind, wenn ein Ergebnis spät kommt und sie unter Umständen ihr Kind einen weiteren Tag zu Hause betreuen müssen, kann Molekularbiologe Marcel Kremer vom Labor Brunner zwar nachvollziehen, gibt aber zu bedenken: „Was wäre die Alternative? Entweder alle Kinder und Jugendlichen ungetestet Corona aussetzen oder ein erneuter Lockdown. Mit den Pool-Testungen haben wir die Fühler in der Gesellschaft. Unsere größte Waffe ist das Wissen, wo das Virus sitzt.“

Dann fügt er hinzu: „Wir verlassen das Labor erst, wenn alle Pools des jeweiligen Tages ausgewertet sind.“ Aus der Sicht der Geschäftsführenden Schulleiter in Konstanz, Frank Raddatz und Patrick Hartleitner, hat sich das Verfahren bewährt. Dadurch würden Unterrichtszeit und Sicherheit gewonnen, außerdem müssten positive Befunde nicht mehr im Klassenverband diskutiert werden.

Mehr Familien müssten teilnehmen

Für Kitakinder ist die Teilnahme am Poolverfahren freiwillig. Laut Joachim Krieg von der Jugendhilfeplanung im Sozial- und Jugendamt war zwar bisher nur ein Kita-Pool positiv, doch insgesamt gebe es pro Woche zwei bis drei Coronafälle in Kindergärten. „In manchen Kitas machen 90 Prozent der Familien mit, in anderen nur 60“, sagt Krieg.

Er appelliert an alle Eltern: „Lassen Sie Ihre Kinder testen! Nur so können die Einrichtungen auf Dauer offen bleiben und weitere Öffnungsschritte hin zum offenen Konzept erfolgen.“ Seit Beginn der Pandemie mussten viele Kitas auf geschlossene Gruppen umsteigen. „Auf Landesebene wird schon eine Testpflicht für Kitas diskutiert“, sagt Krieg.

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Die Schul-Eltern jedenfalls sind dankbar, dass das Pool-PCR-Verfahren vom Land bezahlt wird. So sagt Johanna Vogt, Vorsitzende des Konstanzer Gesamtelternbeirats: „Das ist unglaublich wertvoll, nachdem wir unsere Kinder ein Jahr lang in Sorge zur Schule schicken mussten. Schließlich waren die Antigen-Schnelltests nicht zuverlässig.“

Nur wenige Eltern hatten gegen die Lollitests protestiert, sie wollten ihre Kinder weiter zu Hause testen. „Manche von ihnen gehen nun dreimal in der Woche zu einer zertifizierten Teststelle, um den nötigen Beweis vorzulegen“, sagt Rektor Frank Raddatz. Schulamtsleiter Frank Schädler ließ den Protest dieser kleinen, aber lauten Gruppe juristisch prüfen. Sein Fazit: „Unser Vorgehen ist rechtens.“