Ein Radfahrer kommt auf der rechtsrheinischen Seite die Schänzlebrücke über die Spirale heruntergekreiselt. Er fährt ein Stück weiter, auf den Radweg entlang der Reichenauer Straße, versucht, dem Radweg-Umleitungsschild zu folgen – und hält sichtbar verwirrt an. Er sieht sich mehrfach um und entscheidet sich dann, die Route fortzusetzen – indem er auf die Reichenauer Straße einfährt und sich in die Autospur einreiht.
Viele fragen sich: Wo lang?
Diese Szene wiederholt sich derzeit täglich wohl viele Male am Brückenkopf Nord. Zum Beispiel bei Melina Wilczek, die allerdings aus Petershausen angeradelt kommt. Die junge Frau wohnt in Staad, möchte aber an diesem eiskalten Morgen ins Fitness-Studio, das sich im Industriegebiet in der Nähe eines Baumarkts befindet. „Ich fahre hier öfter entlang. Zuletzt kam ich mit dem Rad noch irgendwie an der Baustelle vorbei“, sagt sie. Jetzt steht sie vor einem Bauzaun und versteht auch nicht, in welche Richtung sie umgeleitet werden soll.
„Das ist schon unpraktisch hier“, ergänzt sie, quert die Straße und radelt auf der anderen Seite der Reichenauer Straße auf dem Radweg weiter – entgegen der Fahrtrichtung.
Viele weichen risikoreich aus
Auch Manuel Knödler findet den Weg, den er nun als Umleitung radeln soll, nicht sofort. Er kommt aus dem Paradies, hat die Neue Rheinbrücke überquert und möchte nun weiter Richtung Industriegebiet. Wie zuvor Melina Wilczek bleibt er erst einmal stehen. „Hier ist ein Umleitungsschild, dort ein Verbotsschild. Aber wo es weitergeht, sieht man nicht“, sagt er.
Er sei die Strecke in den vergangenen Tagen öfter gefahren und habe andere beobachtet. „Viele weichen sehr risikobereit auf die Straße aus“, sagt er und zweifelt daran, dass dies sinnvoll ist. Grundsätzlich habe er viel Verständnis für Baustellen und die Notwendigkeit von Umleitungen. „Aber hier hätte ich eine Beschilderung schon schöner gefunden.“

„Schrecklich, die Ausschilderung“, sagt wiederum Gabriela Sottile, die ebenfalls aus dem Paradies in Richtung ihrer Arbeitsstelle im Industriegebiet unterwegs ist. Sie ist komplett verwirrt. Aus ihrer Sicht wäre es sinnvoller, wenn ein Schild den Radfahrern signalisiere, dass der Weg über den Parkplatz versperrt ist. Kopfschüttelnd überquert sie die Reichenauer Straße und fährt auf der gegenüberliegenden Radwegseite weiter.

Wie soll man den nun fahren?
Und wie ist es nun richtig? Benedikt Brüne von der Stadtverwaltung erklärt, wie Radfahrer tatsächlich umgeleitet werden sollen: Kommt man von der Ostseite der Brücke, also von der Spindel bei der Zollabfertigung, und will weiter Richtung Neuwerk oder Industriegebiet, müsse man einen Umweg fahren. Vorgesehen ist, dass man bis zur Ampel am Bodenseeforum zurückfährt und dort die Straßenseite wechselt. Von dort fahre man auf der Südseite der Reichenaustraße – entgegen der eigentlich vorgeschriebenen Fahrtrichtung – weiter Richtung Westen.

„Auch wer von der Reichenaustraße kommt und in Richtung Stromeyersdorf will, sollte an der Ampel am Bodenseeforum die Straßenseite wechseln“ – dort gebe es eine Umleitungsbeschilderung. Generell sei zu empfehlen, vom Paradies kommend über die Westseite der Brücke zu radeln, schreibt Brüne: dann könne man dort die Spindel hinunter und uneingeschränkt in alle Richtungen weiterfahren. Die Spindel befindet sich auf der Höhe der Eni Tankstelle. Das setzt aber voraus, dass man im Paradies rechtzeitig daran denkt, und die Schänzlebrücke dort von der Westseite her hinauffährt.

Dennoch: Dass die Umleitungsbeschilderung zumindest verwirrend ist, hat offenbar auch die Stadtverwaltung erkannt. Denn ein paar Tage später sind weitere Schilder aufgestellt worden – und die Richtungen, in die die Weiterfahrt möglich ist, sind auf den zusätzlichen Schildern angegeben: Fürstenberg/Oberlohn.

So schreibt auch Brüne: „Die Beschilderung wird in der kommenden Woche ergänzt, sodass für Radfahrer eindeutig ersichtlich ist, wie sie von der Spindel abfahrend Richtung Stromeyersdorf beziehungsweise nach Fürstenberg und Oberlohn gelangen.“ Bleibt zu hoffen, dass die Radfahrer genügend Zeit und Muße mitbringen, die Schilder zu lesen – und zu verstehen – sowie sich auf die vorgesehene Umleitung einzulassen.