
Der Augenschein trügt. Die Fassade des Vorderhauses zur Zollernstraße steht noch. Nach dem Großbrand des Stadler-Hauses am 25. Juli 2024 bestand die Gefahr, dass der Giebel herabbrechen könnte. Diese Gefahr ist gebannt. Allerdings fragt sich Bauherr Christian Stadler: „Ob wir den ganzen Ruß wegkriegen?“
Das Hinterhaus hingegen konnte nicht gerettet werden. Auf der dort nun freien Fläche stehen Container, die noch immer mit Brandschutt aus dem ausgebrannten Dachstuhl des Vorderhauses befüllt werden.
Der Bauantrag für den Neubau des Hinterhauses will Bauherr Christian Stadler noch in diesem Jahr stellen. Sein Ziel ist, diese alte Mauer zu erhalten und in dem neuen Gebäude sichtbar zu machen.
Durch die Treppenhäuser wurden provisorische Leitungen gezogen. „Das Gebäude wird durch eine Bauheizung über den Winter komplett beheizt“, berichtet Architekt Christoph Bauer.
Weiter geht es in Saal im ersten Obergeschoss des östlichen Teils des Vorderhauses: Er diente zuletzt als Ausstellungsraum des Möbelhauses Bent Soerensen. Hier sollen in nicht allzu ferner Zukunft Baustellen-Kulturveranstaltungen, wie beispielsweise Lesungen oder kleine Konzerte stattfinden, wünscht sich Christian Stadler.
Er zeigt an die Decke und seufzt, denn hier war der Stadlerverlag einstmals domiziliert. Dieses Stuckornament verweist auf die Tradition des Buchdrucks. Es zeigt eine Druckerpresse.
Der Ostteil des Dachstuhls hingegen ist komplett ausgebrannt. Eine Lichterkette ist über die einstmals drei Ebenen gespannt. Durch die blaue Plastikabdeckung des nicht mehr eingedeckten Dachs wirkt alles surreal.
Noch immer räumen Bauarbeiter und Handwerker den Brandschutt aus. Am Anfang sahen sie sich meterhoch auftürmenden, verkohlten Balken und mehr gegenüber. Risikolos waren und sind die Arbeiten nicht.
Die Stützbalken sind den Flammen zum Opfer gefallen. „Das Tragwerk musste komplett herausgeschnitten werden. Die Funktion übernimmt jetzt dieses statische Gerüst“, erläutert Christoph Bauer. Da haben die Gerüstbauer Erstaunliches geleistet.
Im Vorderhaus gibt es eine Brandwand. Eben diese hat den westlichen Teil vor großem Schaden bewahrt. Der Dachstuhl in diesem Bereich ist unbeschadet.
Auch die Wohnungen im Westteil sehen noch intakt aus. „Das war das Büro meines Großvaters“, sagt Christian Stadler. Auch wenn es hier gut aussieht, können hier noch keine Menschen wieder einziehen. Die Leitungen für Strom, Wasser und Heizungen müssen raus, denn das Gebäude soll „unter Einhaltung der denkmalschutzrechtlichen Bestimmungen energetisch saniert und die Räume mit modernster Haustechnik ausgestattet werden“, so Architekt Christoph Bauer.
Die Vorbereitungen für den Wiederaufbau laufen. Der Bauantrag für die Rekonstruktion des Vorderhauses sei gestellt, berichten Christian Stadler (links) und Architekt Christoph Bauer (rechts).
Noch in diesem Jahr wollen sie den Antrag für den Wiederaufbau des Hinterhauses stellen. Sie rechnen mit einer Bauzeit von etwa zwei Jahren.