Reinhard Heinl ist richtig aufgebracht. Der 80-jährige Litzelstetter schrieb zum Jahresanfang eine E-Mail an die SÜDKURIER-Lokalredaktion, weil er ein Anliegen hat: „In früheren Jahren erhielten wir als Bürger der Stadt Konstanz rechtzeitig vor Beginn eines neuen Jahres eine gedruckte Information über die Abfall-Abfuhrtermine. Das war dieses Jahr nicht der Fall. Warum nicht? (…) Ich finde das unerhört!“

So sah der Papier-Abfuhrkalender aus, den es jetzt nicht mehr gibt.
So sah der Papier-Abfuhrkalender aus, den es jetzt nicht mehr gibt. | Bild: Hanser, Oliver

Seine Mail ging gleichzeitig an die Entsorgungsbetriebe, die prompt am nächsten Tag antworteten und aufklärten: „Die Entsorgungsbetriebe Stadt Konstanz bieten schon seit 2020 keinen eigenen gedruckten Abfallkalender mehr an.“

Und weiter: „Bis 2022 gab der Stadler Verlag noch die Umweltseiten mit den Terminen im ‚Konstanzer Kompass‘ heraus. Dies war jedoch eine eigenständige Produktion, auf die die EBK keinen weiteren Einfluss hatten und die mangels Anzeigenkunden und wegen gestiegener Papierpreise ab diesem Jahr vom Stadler Verlag eingestellt wurde.“

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Hier gibt es die Abfuhrtermine

Die Abfuhrtermine sind trotzdem analog und digital an verschiedene Stellen zu bekommen. Laut EBK erhält seit 2020 jeder Haushalt die Abfuhrtermine für das aktuelle Jahr (einschließlich Januar des Folgejahres) mit dem Abfallgebührenbescheid zugeschickt. Der Brief enthalte zusätzlich die Termine für die Problemstoffsammlung und die Grüncontainer.

Außerdem erscheine am Samstag, 14. Januar, im Konstanzer Amtsblatt, das dem Konstanzer Anzeiger beiliegt, eine Sonderseite mit den Abfall-Infos 2023. Digital sind die Abfuhr-Termine über die Müllmann-App und die Mein-Konstanz-App sowie auf der EBK-Website einsehbar. Dort lassen sich die Pläne auch nach Straßen sortiert ausdrucken oder in den eigenen digitalen Kalender übertragen.

In der App „Mein Konstanz“ sind unter anderem die Abfuhrtermine für alle Straßen abrufbar, hier im Beispiel für die ...
In der App „Mein Konstanz“ sind unter anderem die Abfuhrtermine für alle Straßen abrufbar, hier im Beispiel für die Gottfried-Keller-Straße. | Bild: Oliver Hanser

Reinhard Heinl kann die Entscheidung der EBK und des Stadler Verlags, auf gedruckte Abfuhrtermine zu verzichten, trotzdem nicht nachvollziehen: „Diese Aktion finde ich fragwürdig, denn wie in anderen Bereichen auch, wird ein Großteil unserer Generation in der digitalisierten Welt einfach ausgesondert“, sagt er im Telefonat mit dem SÜDKURIER.

Die Stadt erhöht zum Jahresbeginn alle möglichen Gebühren und schafft im Gegenzug Dienstleistungen ab. Sie hat hohe Ansprüche und will Vorreiter sein in Sachen Digitalisierung, doch als die Ukrainer hierher kamen, wunderten sie sich darüber, was bei uns alles noch nicht online funktioniert. Das ist eine blanke Katastrophe, wenn gleichzeitig analoge Angebote abgeschafft werden.“

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Nicht alle 80-Jährigen seien wie er in der Lage, eine Mail zu schreiben oder eine Website zu besuchen, sagt Reinhard Heinl. „Es braucht niemanden zu wundern, dass das Vertrauen zur Verwaltung der Stadt ganz rapide abgenommen hat.“

Die Entsorgungsbetriebe jedenfalls antworteten ihm sehr freundlich und schickten dem Rentner eine farbige Druckversion des Abfuhrkalenders für seine Straße in Litzelstetten per Post zu, ergänzt durch den Hinweis, dass Kunden bei Fragen oder Problemen auch gern anrufen können. Auch der Augenschein kann weiterhelfen: Einfach die Mülltonne vor die Tür stellen, wenn sie bei den Nachbarn schon an der Straße steht.