Still liegt sie da: die Landesstraße 220. Autos sind dort schon lange nicht mehr über den Asphalt gefahren – zumindest nicht offiziell. Die Straße, die früher von der Bundesstraße 33 kommend die Waldsiedlung (Reichenau) mit Wollmatingen (Konstanz) verbunden hat, ist seit der Eröffnung des Tunnels Waldsiedlung gesperrt.

Was passiert mit der stillgelegten Straße?

Für Autos und andere motorisierte Verkehrsteilnehmer ist die Durchfahrt verboten. Das Verwaltungsgericht (VG) Freiburg hat vor Kurzem entschieden, die Sperrung der L220 sei voraussichtlich rechtmäßig. Es lehnte einen von vier Anwohnern der Kindlebildstraße gegen die Sperrung eingelegten Eilantrag ab, wie das VG am Dienstag, 6. Februar, mitteilte.

Bild 1: Straße soll verschwinden - Wann wird die L220 zurückgebaut?
Bild: Kerstan

Auch Heike Spannagel, Pressesprecherin des Regierungspräsidium (RP) Freiburg, hält es für unwahrscheinlich, dass aufgrund der Klage doch noch ein Rückzieher gemacht wird: „Das Verfahren am Verwaltungsgericht läuft derzeit noch im Hauptsacheverfahren. Abgelehnt wurden die Eilanträge im vorläufigen Rechtsschutzverfahren.“ Der Rückbau der L220 werde derzeit also weiterhin geplant.

Sollte es bei dem Urteil bleiben, wird der ungenutzte Asphaltstreifen zurückgebaut werden. „Die Sperrung und der Rückbau der L220 sind in der Planfeststellung als Ausgleichsmaßnahme verankert“, erklärt Spannagel.

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Einige Einwohner der Reichenauer Waldsiedlung sind damit überhaupt nicht glücklich. Kurz nach der Eröffnung des Tunnels Waldsiedlung und der damit verbundenen Schließung der Landesstraße, starteten sie eine Petition. Innerhalb weniger Tages unterschrieben rund 500 Personen das Gesuch.

Dort hieß es: „Wir fordern die Öffnung der L220 oder akzeptable Teilöffnung der L220, ohne Umwege in Kauf nehmen zu müssen, und eine verbesserte Busanbindung. Durch die Sperrung der L220 sind wir gezwungen, ungewollte und unsinnige Umwege zu fahren.“ Erfolg hatte die Unterschriftensammlung allerdings keinen.

Landesstraße muss zugunsten der Bundesstraße verschwinden

Warum wird die L220 überhaupt zurückgebaut? Immer wenn durch den Bau von neuen Gebäuden, Straßen oder Leitungen ein Stück unbebaute Natur verschwindet, muss dieser Verlust an anderer Stelle ersetzt werden. Die Idee dahinter ist, dass sich Natur und Landschaft in Summe nicht verschlechtern sollen.

„Die Sperrung und der Rückbau der L220 sind in der Planfeststellung als Ausgleichsmaßnahme verankert“, sagt Heike Spannagel, ...
„Die Sperrung und der Rückbau der L220 sind in der Planfeststellung als Ausgleichsmaßnahme verankert“, sagt Heike Spannagel, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums Freiburg. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Für den Bau der B33 neu dient also die stillgelegte L220 als Ausgleichsfläche. Das ist „Bestandteil des Planfeststellungsbeschlusses, der bestandskräftig ist“, sagt Spannagel. Die Beschlüsse stammen aus den Jahren 2007 und 2008 und sollen das Verkehrsnetz in der Region neu ordnen.

In diesem Zusammenhang legten die Planer auch fest, dass die L220 in diesem Bereich zu einem Wirtschafts- und Radweg zurückgebaut wird, sobald sowohl die neue B33 als auch die Westtangente (L221) fertig und nutzbar sind.

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Wann wird dort ein Wirtschafts- und Radweg eingerichtet?

Ein genaues Datum, wann die Bauarbeiten starten, gibt es noch nicht. „Wir gehen davon aus, dass die Arbeiten Anfang 2025 erfolgen können“, erklärt die RP-Sprecherin auf SÜDKURIER-Frage. Sicher ist nur, ab wo die Straße zurückgebaut werden soll.

Die Fläche zwischen dem Knotenpunkt Waldsiedlung mit der B33 alt bis zum Knotenpunkt Wollmatingen mit der L221 wird als Ausgleichsfläche genutzt. „Die derzeitige L220 wird auf eine Breite von 3,50 Meter zu einem Rad- und Wirtschaftsweg umgebaut. Die Straße wird hierfür abgefräst“, so Spannagel.

Bei der nördlichen Ausfahrt der Waldsiedlung an der L220 ist Konstanz gestrichen, weil man dort nicht mehr lang fahren darf.
Bei der nördlichen Ausfahrt der Waldsiedlung an der L220 ist Konstanz gestrichen, weil man dort nicht mehr lang fahren darf. | Bild: Steinert, Kerstin

Das alte Straßenmaterial wird entfernt und mit neuem Bodenmaterial aufgefüllt. Entlang der entsiegelten Flächen soll eine Baumreihe gepflanzt werden. Damit werde der Natur wieder mehr Platz eingeräumt.

Das heißt aber auch, dass zum Beispiel das Umspannwerk nur noch über den Wirtschaftsweg erreichbar sein wird. Trotz des Rückbaus wird es auch weiterhin eine direkte Zufahrt von der Waldsiedlung zur B33 alt geben, so Spannagel: „Diese wird im Zuge des Rückbaus der L220 neu hergestellt.“

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