Warum die Fontainebleau-Allee kein Aushängeschild der Stadt Konstanz ist – im Gegensatz zum Boulevard de Constance in Fontainebleau
Während die Fontainebleau-Allee in Konstanz ein eher trauriges und unansehnliches Dasein fristet, finden sich auf dem hübschen Boulevard de Constance in der Partnerstadt Fontainebleau namhafte Einrichtungen und schicke Häuser. Außerdem wird Franklin Roosevelt in dem französischem Städtchen in einem Atemzug mit Konstanz genannt.
Die Fontainebleau-Allee im Konstanzer Lorettowald. Hübsches Schild, toller Wald – aber eine eher herabgewirtschaftete Straße.
| Bild: Schuler, Andreas
Das Institut européen d‘administration des affaires, kurz: Insead, ist eine angesehene private Wirtschaftshochschule mit Dependancen in Singapur und Abu Dhabi. Insead gilt als eine der besten Business Schools der Welt und erreicht regelmäßig Spitzenpositionen in internationalen Rankings – 2018 schnitt lediglich die Stanford Business School besser ab.
Das Institut européen d‘administration des affaires, kurz: Insead, ist eine angesehene private Wirtschaftshochschule mit Dependancen in Singapur und Abu Dhabi. Auch die findet sich auf dem Boulevard de Constance.
| Bild: Screenshoot Google Maps
Was das mit Konstanz zu tun hat? Nun, die Insead steht in Fontainebleau, der Partnerstadt von Konstanz. Die Adresse liest sich so: Boulevard de Constance, 77300 Fontainebleau, Frankreich.
Der Boulevard de Constance ist vielleicht keine Prunkstraße á la Avenue des Champs-Élysées in Paris, aber eben doch hübsch anzusehen, im gepflegten Zustand – und Heimat einiger weiterer namhaften Einrichtungen. So auch das Office National des Forets Direction Territoriale Seine-Nord – die Forstbehörde Seine-Nord.
Im Boulevard de Constance in Fontainebleau: Office National des Forets Direction Territoriale Seine-Nord – die Forstbehörde Seine-Nord.
| Bild: Screenshoot Google Maps
Und irgendwann geht Boulevard de Constance an einem Kreisel fließend über in die Avenue Franklin Roosevelt, am entgegengesetzten Kreisel in die Route d‘Orléans. Kurzum: Konstanz erfreut sich in Frankreich bester Gesellschaft.
Und nun gehen wir nach Konstanz. Auch hier gibt es eine Straße, die zu Ehren der Partnerschaft mit dem Namen der Partnerstadt bezeichnet wurde. Die Fontainebleau-Allee. Sie geht quer durch den Lorettowald, der seit 1907 zur Spitalstiftung Konstanz gehört.
Laut Definition ist eine Allee eine breite Straße oder ein breiter Weg mit Bäumen zu beiden Seiten. Eine Allee hat nicht selten etwas Prächtiges, Prachtvolles. Die Fontainebleau-Allee eher nicht. Außerdem ist der Zugang von der Eichhornstraße nicht wirklich behindertengerecht. Das soll baldmöglichst geändert werden.
Schlaglöcher wie diese finden sich auf der gesamten Allee, die mehrere hundert Meter quer durch den Lorettowald führt.
| Bild: Schuler, Andreas
Schlaglöcher und Unebenheiten bestimmen das Erscheinungsbild. Keine tiefen Löcher – doch tief genug, um mit dem Fahrrad ins Straucheln zu geraten oder hinzufallen.
Bissiger Kommentar einer Touristengruppe
Eine Gruppe von Touristen jenseits der 70 aus Nordrhein-Westfalen kommentierte ihr Zweirad-Erlebnis auf der Allee gegenüber dem SÜDKURIER im Sommer so: „Konstanz ist eine wunderschöne Stadt, eine komfortable Radfahrerstadt. Doch wer durch diesen Wald radeln möchte, sollte nicht schwanger sein. Ansonsten könnte es Probleme für Mutter und Kind geben.“ Die älteren Herrschaften versahen diesen Kommentar mit einem süffisanten Lächeln, um den Sarkasmus zum Ausdruck zu bringen.
„Sie ist auch eher ein Relikt der 60er oder 70er Jahre“, sagt Irmgard Weishaupt, die als Konstanzer Forstrevierleiterin für den Lorettowald zuständig ist. „Und die Allee ist kein offizieller Radweg, der nämlich führt an der Straße entlang. Allerdings werden Radfahrer geduldet.“
Radfahrer haben es nicht einfach auf der Allee.
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Andreas Voß ist der Geschäftsführer der Spitalstiftung. Dem 55-Jährigen ist durchaus bewusst, dass der Zustand nicht dazu anregt, die Allee als Vorzeigestraße zu präsentieren. Er sagt aber auch: „Das ist kein perfekter Weg, ja. Aber wir sind vor einem Jahr bei einem Treffen mit dem Radbeauftragten der Stadt zu dem Schluss gekommen, dass der Weg tolerier- und zumutbar und die Qualität nicht dramatisch ist.“
Treffpunkt Eingang zur Fontainebleau-Allee (von links): Forstamt-Praktikantin Elena Müller, Spitalstiftung-Geschäftsführer Andreas Voß sowie Revierförsterin Irmgard Weishaupt.
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Gleichwohl sei es die Aufgabe der Stiftung und der Försterin „dafür zu sorgen, dass niemand beim Waldbesuch zu Schaden kommt. Der Wald muss funktionieren und niemand darf einen Schaden erlangen – das haben wir im Blick.“ Sollten auf der Allee größere Schäden eintreten, würden die selbstverständlich repariert.
Auf der Prioritätenliste stünden derzeit jedoch eher Aufgaben wie das Beseitigen von Schlamm auf anderen Waldwegen oder das Beobachten und gegebenenfalls Fällen von bedrohlichen Ästen und Bäumen, „damit die Besucher mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen problemlos durchkommen“.
Bild: Schuler, Andreas
Rund 50.000 Euro investiere die Spitalstiftung jährlich in den Wald, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. „Und wenn Zeit, Muße und Geld vorhanden sind, beschäftigen wir uns mit der Fontainebleau-Allee“, sagt Andreas Voß. Ihm ist durchaus bewusst, dass das aktuelle Erscheinungsbild nicht mehr zeitgemäß ist und keine Zustimmung von Umwelt- oder Naturschutzorganisationen erhalten würde. „Es ginge nur mit nachhaltigem Rück- und Neubau“, sagt er.
Der Zugang von der Eichhornstraße ist nicht wirklich behindertengerecht. Das soll baldmöglichst geändert werden.
| Bild: Schuler, Andreas
Er nennt nach längerem Nachdenken einen vagen Zeitraum, in dem das passieren könnte. „Das könnte in sieben bis zehn Jahren der Fall sein.“ Festlegen könne und wolle er sich aber nicht.