Löten, schrauben, nähen. Das Café Mondial ist eine große Reparaturwerkstatt. Die Brauchbarschaft ist dort für einen Nachmittag eingezogen. Ehrenamtliche versuchen, Dinge zu reparieren, die die Menschen bringen. Von der Spieldose, die schweigt, dem leuchtenden Blumenstrauß, der dunkel bleibt, bis zum CD-Spieler, der keine Töne mehr von sich gibt – die Reparateure haben viel zu tun und setzen damit ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft.
Ihr Motto: Viele Dinge lassen sich reparieren, auch wenn das von der Industrie gar nicht vorgesehen ist. So ist es meist schon eine Herausforderung, ein Gerät zu öffnen, ohne es zu zerstören. Sie mit Plastikclips zu verschließen sei viel günstiger, als Schrauben zu verwenden, sagt Robert Jacob, Softwareentwickler und Vorsitzender des Vereins Hacknology, der Verständnis für aktuelle Technologien wecken will. Er berichtet, wie er einmal eine Stunde lang brauchte, bis er einen Toaster öffnen konnte. Die Reparatur sei dann ganz einfach gewesen.

Helfer: „Schön, wenn es hinterher wieder funktioniert“
Robert Jacob repariert gern für andere, weil es ihm Freude bereitet. „Seit der Kindheit habe ich immer alles auseinandergenommen. Es ist schön, wenn es hinterher wieder funktioniert.“ Im aktuellen Fall wäre er ohne Spezialwerkzeug nicht weiter gekommen. Er versucht, eine elektrische Kaffeekanne wieder zum Laufen zu bringen.
Auf dem Weg zur Elektronik stößt er auf eine Schraube, für die ein Normalhaushalt kein Werkzeug hat. Zufall? Robert Jacob hat jedenfalls ein Set gekauft von der weltweiten Gemeinschaft iFixit, die sich dafür einsetzt, dass Dinge repariert werden. Robert Jacob zeigt den Menschen gern, wie die Geräte innen aussehen, weil er hofft, bei ihnen den Reparaturgeist zu wecken.
Im Inneren ist nicht nur die Technik zu sehen. Es gibt dort auch viel Staub, der durch jede Ritze dringt, tote Tiere, Teile eines Wespennests. Die Besitzer sind erstaunt, wie das alles in die Geräte gekommen ist. Robert Jacob sagt: Die Tiere suchten sich ihren Platz, egal, wie sauber Mensch die Umgebung halte. In einem Fall haben möglicherweise Staubfusseln im Geräteinneren einen CD-Spieler lahmgelegt.
Als diese weggepustet sind, funktioniert das Gerät wieder. Im Falle der defekten Kaffeekanne hat wahrscheinlich eine aus ungeklärten Gründen verrostete Schraube am Einschalter Probleme bereitet. Robert Jacob kann diese zwar nicht lösen, aber mit Kontaktspray bearbeiten. Danach funktioniert die Kanne wieder.

Besucherin: „Sachen haben früher viel länger gehalten“
Anna Ahmed, die sie gebracht hat, ist froh. Das Gerät habe einfach den Geist aufgegeben, obwohl es noch recht neu war. Wahrscheinlich hätte sie sogar Garantie gehabt, die Frist aber verpasst. Als sie vom Reparaturcafé las, sei sie begeistert gewesen. Sie bedauert, dass das Reparieren oft gar nicht vorgesehen ist.
Besucherin Heike Asmuss stellt fest: „Die Sachen haben früher viel länger gehalten“, ihre vorletzte Waschmaschine zum Beispiel doppelt so lange wie die darauffolgende. Zum Reparaturcafé sagt sie: „Ich finde das toll. Ich helfe auch gern.“ Sie packt gleich mit an, als Techniker Stefan Herold das Gehäuse ihrer tragbaren Musikanlage öffnet.
Auch an anderen Tischen tüfteln Techniker. Sie suchen nach fehlerhaften Stellen. Der Elektroniker Bruno Erne repariert erfolgreich eine Lampe. Immer wieder zückt er seinen Spannungsmesser, um dem Defekt auf die Spur zu kommen. In diesem Fall ist es besonders vertrackt: Nicht nur der Hauptschalter ist kaputt, auch ein Schalter, der sich in der alten Fassung verborgen hat.
„Es macht Spaß“, sagt Erich Weih, Ingenieur im Ruhestand. „Es ist schade, wenn man alles wegwirft.“ Er widmet sich dem Kassettenrekorder von Ursula Zettler. Sie würde gern bestimmte Musikkassetten weiter hören. Ihr Abspielgerät sei etwa 25 Jahre alt, doch wahrscheinlich sei nur der Antriebsriemen defekt.

Es geht um ein neues Verständnis des Wirtschaftens
Nicht nur Techniker sind gefragt, sondern auch Näherinnen wie Martha Geo. Sie hilft Josefin Riedmann. Diese sagt: „Ich habe kein Auto.“ Fast jeden Tag nutze sie Radtaschen und jedes Mal ärgere sie sich über ein Band, das durch eine Schnalle schlüpfen könne. Martha Geo setzt sich an einen der Tische mit Nähmaschinen und Lampen und beseitigt das Problem. Sie näht das Band am Ende um und verhindert so das Herausrutschen.
Die Brauchbarschaft bietet mehr als nur Reparieren. Es geht um ein neues Verständnis des Wirtschaftens, wie Wolfgang Läuger von der Initiative erläutert. Er hält es für falsch, immer Neues zu produzieren, notfalls mit Kinderarbeit und zum Preis der Vernichtung der Umwelt. Er fragt: „Was ist daran wirtschaftlich, die eigene Umwelt kaputtzumachen?“
Wenn man sich gegenseitig helfe wie im Reparaturcafé, brauche man gar nicht so viel Geld für Neuanschaffungen. Es sei eine neoliberale Ideologie, den Leuten nahezulegen, nur die stetige Neuproduktion sichere den Wohlstand.