Die Ursprünge der „Meersburg ex Konstanz“ reichen zurück ins Jahr 1928, als sie als Pionierschiff erstmals Autos von Staad nach Meersburg befördert. Nach Jahrzehnten treuer Dienste in der Schifffahrt, rostet sie Anfang der 1990er-Jahre vor sich hin, bis eine Gemeinschaft aus Schiffsliebhabern sich dem alten Fährschiff annimmt.

Der Verein „Rettet die Meersburg ex Konstanz“ kauft den 32 Meter langen Kahn für eine symbolische D-Mark. Ein euphorischer Bericht des SÜDKURIER im Jahr 1993 betitelt die bevorstehende Sanierung mit „Noch längst nicht schrottreif“. Nach langjährigen Arbeiten unter der Schänzlebrücke kann die Fähre 2011 wieder in See stechen.

Als erste Fähre für Kraftfahrzeuge auf einem Binnensee in Europa war die „Meersburg ex Konstanz“ 35 Jahre lang zwischen ...
Als erste Fähre für Kraftfahrzeuge auf einem Binnensee in Europa war die „Meersburg ex Konstanz“ 35 Jahre lang zwischen Staad und Meersburg unterwegs. | Bild: SK-Archiv

Doch nun steht eine teure Sanierung an

Doch nun steht Andreas Ellegast, Vorsitzender des Fördervereins der historischen Fähre, mit Sorgen an Deck. „Die Planken sind morsch und wir haben immer wieder Wasser im Maschinenraum.“ Und das, obwohl bei der Sanierung damals besonders belastbare sibirische Lärche verbaut wurde. Das offene Deck und die flache Wölbung der Balkenbucht behindern den Wasserablauf.

„Allein die Sanierung des Decks kostet fast eine halbe Million Euro“, so Ellegast. Weitere Arbeiten sind erforderlich, damit die Fähre durch den anstehenden Schiffs-TÜV kommt. Auch das ist teuer, denn sie muss für die Generalüberholung trockengelegt werden. „Wenn ich mir den Kontostand anschaue, weiß ich nicht, wie das gehen soll“, erklärt der Vorsitzende.

Andreas Ellegast, Vorsitzender des Vereins „Rettet die Meersburg ex Konstanz!“, zeigt vermeintlich unscheinbare Stellen, an ...
Andreas Ellegast, Vorsitzender des Vereins „Rettet die Meersburg ex Konstanz!“, zeigt vermeintlich unscheinbare Stellen, an denen dringend Arbeiten durchgeführt werden müssen. | Bild: Carolin König

Zwar mangele es nicht an Engagement der Vereinsmitglieder bei kleineren Reparaturen, „aber bei großen Arbeiten wie der Erneuerung des Decks stoßen wir einfach an unsere Grenzen“, sagt er. Dann gibt es noch den Pächter des Schiffs, die Stadtwerke Konstanz. Sie betreiben die Gastronomie und bieten Ausflugsfahrten an. Die meisten Einnahmen fließen an die Stadtwerke und im Vertrag sind die Zuzahlungen für anfallende Reparaturen gedeckelt.

Ellegast schätzt die Bereitstellung des Liegeplatzes neben der Imperia durch die Stadtwerke, wünscht sich aber, dass sie das Schiff besser vermarkten und es mehr Aufmerksamkeit bekommt. „Die Fähre ist ein Schmuckstück und hat viel Potenzial“, findet er. Der Verein ist nun auf Spenden angewiesen, um das denkmalgeschützte Schiff zu erhalten.

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Wie könnte die Fähre zukünftig genutzt werden?

Inzwischen gibt es eine Idee für die Zukunft der historischen Fähre. „Wir würden sie gerne zu einem schwimmenden Forschungslabor machen, um alternative Treibstoffe mit verschiedenen Antriebsarten zu untersuchen“, sagt Ellegast. Dafür hat er die HTWG Konstanz und Professor Peter Stein mit ins Boot geholt. „Die Fragestellung ist spannend und wir möchten sie systematisch untersuchen“, so der Professor für thermische Maschinen und Anlagen.

Ein Student hat sich bereits in seiner Abschlussarbeit der alten Fähre und dieser Thematik angenommen. „Im Idealfall könnten unsere Ergebnisse auch auf andere Schiffe übertragen werden“, betont Stein, da viele vergleichbare Schiffe mit alten Dieselmotoren ausgestattet sind. Die alte Fähre bietet sich aufgrund ihrer Liegezeiten gut für solche Untersuchungen an: „Das Schiff liegt größtenteils am Steg vertäut, daher könnten wir Rückschläge verkraften, ohne dass ein wirtschaftlicher Schaden entsteht“, erklärt Ellegast.

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„Wie eine Oase“ – Die Besucher sind begeistert

Der Gastronomiebetrieb könnte unterdessen fortgeführt werden, denn auch hier gibt es echte Liebhaber wie Hortensia Salfisberg. „Das Schiff ist wie eine Oase. Eine Stunde an der Reling fühlt sich für mich an wie eine Woche Urlaub“, schwärmt die 76-Jährige. Die Schweizerin genießt hier regelmäßig ihr Mittagessen und hat ihren Lieblingsplatz mit Blick auf die Seestraße und das Konzil längst gefunden.

„Das Schiff sollte unbedingt erhalten werden“, betont Salfisberg. Auch die Österreicherin Selina Kreutzfeld und Gabriel Wiseman aus Kanada sitzen bei einem Getränk an Deck. Sie haben die Fähre zufällig auf dem Weg zur Imperia entdeckt. „Der Ausblick ist fantastisch und es ist wunderschön, nicht nur am, sondern sogar auf dem Wasser zu sein“, so die 22-jährige Kreutzfeld.

Die Österreicherin Selina Kreutzfeld und Gabriel Wiseman aus Kanada sind zu Besuch in Konstanz und begeistert von der alten Fähre, die ...
Die Österreicherin Selina Kreutzfeld und Gabriel Wiseman aus Kanada sind zu Besuch in Konstanz und begeistert von der alten Fähre, die sie durch Zufall entdeckt haben. | Bild: Carolin König

Der Verein Rettet die Meersburg ex Konstanz und Andreas Ellegast setzen auf viele Spenden für die bevorstehende Herausforderung. Für den 100. Geburtstag der Fähre in fünf Jahren wünscht er sich, „dass wir die alte Dame in einem Top-Zustand und mit einem rauschenden Bürgerfest feiern können“.