Es soll „der schönste Flugplatz Deutschlands“ sein. Das zumindest sagen viele Piloten aus der ganzen Republik, wenn sie zu Minky Schweizer, Flugleiterin am Konstanzer Flugplatz, in den Tower kommen. Der Anflug sei sehr schön, sagen sie, und oft schwärmten sie später auch von der Stadt, der Lage, den Freizeitmöglichkeiten in Konstanz und am See. Zumal der Konstanzer Flughafen einer der ältesten verbliebenden Flugverkehrsplätze ist.

Und auf diesen soll man nun verzichten? Die Planungen der Stadt Konstanz für das Gelände des Flugplatzes sind bislang nicht eindeutig. Deutlich ist aber, dass Teile der Stadtverwaltung und des Gemeinderats die Fläche lieber anders nutzen würden. Die Vorstellung eines Gewerbegebiets stand lange im Raum, konkrete Planungen dafür gibt es aber nicht. Es ist auch umstritten, ob ein Gewerbegebiet an dieser Stelle sinnvoll wäre. Die CDU-Fraktion wiederum plädiert für eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage.
Bislang besteht Flugbetriebspflicht
Ein Hinderungsgrund für konkrete Planungen ist eine juristische Frage. Beim Flugplatz handelt es sich um einen Verkehrslandeplatz, der unter anderem von der Bundespolizei und dem Roten Kreuz genutzt wird. Es besteht eine Flugbetriebspflicht. Aufheben könnte diese nur das Regierungspräsidium, nicht aber die Stadtverwaltung, der das Gelände gehört. Inzwischen existiert wohl ein Gutachten zur Frage der Zukunft des Flugbetriebs, das aber weiterhin nichtöffentlich behandelt wird.
Wie geht es aber im Moment weiter? Im Gemeinderat steht am Donnerstag, 23. November, zunächst lediglich die Feststellung des Jahresabschlusses der Flughafen GmbH 2022 auf der Tagesordnung. In der Sitzungsvorlage heißt es beim Unterpunkt „Ausblick“, dass der Gemeinderat eine Pachtverlängerung für die Flughafengesellschaft bis Ende 2025 beauftragt habe. Bis zu diesem Zeitpunkt gibt es also voraussichtlich Planungssicherheit für den Flugbetrieb.
Patrick Nicolaus, Geschäftsführer der Flughafen GmbH, will nur sehr vorsichtig optimistisch in die Zukunft blicken. „Wenn wir schon mal zwei Jahre hätten, freuen wir uns über diese zwei Jahre“, sagt er. Mit dem kurzen Zeitraum, der dem Weiterbetrieb gewährt werde, müsse man umgehen. Immerhin seien zwei Jahre länger als die jüngste Pachtverlängerung, die ein Jahr betragen hatte.
Für Investitionen in den Gebäudebestand sei diese Situation natürlich schwierig. Alles, was zur Sicherheit des Flugbetriebs beitrage, müsse trotzdem investiert werden.
Zwei Jahre Prachtverlängerung ist „keine Verbesserung“
Berndt Stadelhofer, Leiter der Ultraleichtflugschule und Mitgesellschafter der Flughafen GmbH, wird etwas deutlicher bei der Beurteilung der Situation: „Zwei Jahre Pachtverlängerung, das heißt für den Flughafen keine Investitionsmöglichkeit und keine Verbesserung“, sagt er. Dringend notwendig sei beispielsweise eine neue Tankanlage.

Auch an den Flughallen gebe es Gebäudeschäden und Sanierungsbedarf. In der Stadtgesellschaft heiße es häufiger, der Flugbetrieb lohne sich wirtschaftlich nicht. „Das kann er aber auch nicht, wenn es nicht möglich ist, Investitionen zu tätigen“, sagt Stadelhofer. Eine Planungssicherheit etwa über zehn Jahre ergäbe eine ganz andere Situation.
Für ihn und seine Flugschule bedeute das eine ähnliche Unsicherheit. „Die Flugschule läuft soweit. Aber auch ich kann nicht investieren, in neue Flugzeuge zum Beispiel.“ Die Unsicherheit halte auch manchen Flugschüler davon ab, sich anzumelden. „Man lernt ja nicht fliegen, wenn es danach keine Perspektive gibt, das Können zu nutzen, lernt man es lieber gar nicht.“
Stadtrat erinnert an wissenschaftlichen Nutzen
Jürgen Ruff (SPD) gehört zu jenen Gemeinderatsmitgliedern, die den Erhalt des Flugbetriebs sehr befürworten. Er verweist zum einen auf den wissenschaftlichen Nutzen des Flugplatzes. Das Max-Planck-Institut für Ornithologie nutzt den Platz für seine Forschungen zur Migration von Vögeln. Nun komme auch die Wirtschaft hinzu, schreibt Ruff auf Anfrage.
Ein Start-up-Unternehmen, das Drohnen zum Transport für medizinisches Material einsetze, wünsche sich seit Monaten eine Start- und Landeerlaubnis. Möglicherweise wäre der Flugplatz auch für die Zeppelin GmbH als Start- und Landeplatz interessant – dann wäre die Stadt um eine touristische Attraktion reicher.
Tscheulin plädiert für eine andere Nutzung
Roger Tscheulin, CDU-Stadtrat, sieht die Zukunft der Fläche ganz anders. Die CDU halte an ihrem Antrag fest, in dem sie die Stadt aufforderte zu prüfen, ob auf dem Gelände die Errichtung einer PV-Freiflächenanlage möglich wäre – und, ob es als Gewerbegebiet nutzbar sei. Kürzlich hat der Gemeinderat beschlossen, den Landeplatz auf Freiflächensolarnutzung zu untersuchen.