Hussein al-Hassan lebt gern in Konstanz. 2017 kam der Syrer nach Karlsruhe. Dort blieb er, lernte Deutsch, arbeitete, bis er 2022 nach Konstanz kam. Eine Arbeit als Postzusteller fand er gleich, aber keine Wohnung. „Es ist sehr schwer in Konstanz eine Wohnung zu bekommen“, sagt er. Die Stadtverwaltung konnte schließlich helfen. Sie brachte ihn in den neuen Anschlussunterbringungen in der Luisenstraße 13 unter. „Das Zimmer ist sehr klein, aber mit Küche und Bad. Für mich ist es okay“, sagt al-Hassan.

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In Konstanz ist der Wohnraum knapp. Für Flüchtlinge ist es besonders schwer, eine Wohnung zu finden. Häufig begegnen sie Vorurteilen seitens der Vermieter. Zudem stehen sie in direkter Konkurrenz zu einheimischen Wohnungssuchenden, denen sie finanziell und sprachlich unterlegen sind.

Aus diesem Grund ist die Stadtverwaltung verpflichtet, für die Unterbringung aller Geflüchteten, die in der Stadt leben, Sorge zu tragen. Diese Pflicht geht spätestens nach 24 Monaten an sie über – zuvor muss der Kreis Konstanz, also das Landratsamt, die Unterbringung übernehmen, meist in Gemeinschaftsunterkünften (GU).

Aufnahmequote wird aktuell in Konstanz erfüllt

Fast alle Städte und Kommunen haben aktuell Schwierigkeiten, ausreichend Anschlussunterkünfte für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. In Konstanz leben im Moment 830 Personen in solchen, 354 davon sind ukrainische Kriegsflüchtlinge, wie Mandy Krüger, Sprecherin der Stadtverwaltung, schreibt. Aus der Gesamtzahl lebten wiederum 480 Menschen in Gruppenunterkünften oder von der Gemeinde betriebenen Apartments; 350 Personen belegen Wohnungen, die vom Bürgeramt angemietet wurden.

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Konstanz habe die Lage frühzeitig erkannt und die Kapazitäten ausbauen lassen, schreibt Krüger weiter, so dass die Stadt nun seit Beginn des Ukraine-Kriegs gut aufgestellt sei. Die Aufnahmequote wird im Moment erfüllt beziehungsweise übererfüllt.

Allerdings komme Konstanz bereits wieder an Kapazitätsgrenzen. „Derzeit gibt es noch etwa 25 bis 30 freie Plätze in Anschlussunterbringungen, die wir allerdings als Dispositionsmasse für Notfälle vorhalten müssen.“ Als solche zählten etwa Umverlegungen bei familiären Streitigkeiten. „Eine Entspannung der Lage ist mit Blick auf das aktuelle Weltgeschehen und die bundes- und europapolitischen Diskussionen leider nicht in Sicht“, schreibt Krüger.

Zwei Flüchtlingsunterkünfte in sehr unterschiedlicher Qualität in der Luisenstraße: Im Vordergrund das neue Gebäude mit Wohnungen, im ...
Zwei Flüchtlingsunterkünfte in sehr unterschiedlicher Qualität in der Luisenstraße: Im Vordergrund das neue Gebäude mit Wohnungen, im Hintergrund links das Atrium, das einzelne Zimmer mit Gemeinschaftsküchen und gemeinschaftlich genutzten Sanitäranlagen bietet. Das Atrium ist stark sanierungsbedürftig. | Bild: Wagner, Claudia

Die Verwaltung sei deshalb bemüht, weiteren Wohnraum zu akquirieren. Kürzlich sei es gelungen, ein Gebäude für den Betrieb einer GU anzumieten. In das Gebäude sollen 2024 bis zu 150 Personen einziehen können. Das Angebot an Unterkünften werde jedoch über die Jahre 2024/2025 hinaus vermutlich nicht ausreichen.

Wie steht es um Kita-Betreuung und den Schulbesuch?

Und wie steht es um die Versorgung mit Kindergartenplätzen? Haben Kinder aus Flüchtlingsfamilien ebenso einen Anspruch auf einen Platz wie Kinder aus einheimischen Familien? Ja. Jedes Kind hat ab seinem ersten Geburtstag einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz, das gilt auch für Flüchtlinge, sofern ihre Eltern sich rechtmäßig oder auf der Grundlage einer Duldung in Deutschland aufhalten, wie Mandy Krüger erläutert.

Die Regelung beruht auf dem Gleichheitsgrundsatz: Jedes Kind muss, unabhängig von seiner Herkunft, den gleichen Zugang zu staatlicher Bildung erhalten. Wie alle anderen Familien muss sich jede Flüchtlingsfamilie für einen Kitaplatz vormerken lassen.

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Auch die Schulen müssen sich auf die Kinder, die oft ohne Deutschkenntnisse nach Konstanz gekommen sind, einstellen. Im Moment gibt es 17 Vorbereitungsklassen (VKL-Klassen) an Konstanzer Schulen, wie Bettina Armbruster, Sprecherin des Schulamts, berichtet. So viele waren es auch zu Zeiten des ersten Flüchtlingszustroms ab 2015 nicht.

Drei VKL-Klassen befinden sich an Gymnasien, alle anderen an den übrigen Schularten. Das Schulamt sei in der Lage, weitere Klassen einzurichten, sobald der Bedarf steige, schreibt Armbruster weiter. Im Moment sind zudem 68 Schüler aus der Ukraine in Regelklassen integriert.

Es mangelt jedoch an Lehrern und Schulräumen

Schwierigkeiten hat das Schulamt, ausreichend Lehrer zu finden. Bislang sei das in Konstanz jedoch immer gelungen, nicht alle seien jedoch Lehrer mit einer klassischen Lehrbefähigung.

Nicht einfach gestaltet sich zudem die Bereitstellung von Schulräumen, für die die Stadtverwaltung zuständig ist. „Um zusätzliche VKL-Klassen unterzubringen, wird mancherorts auf Containerräume zugegriffen“, schreibt Mandy Krüger. Zum Teil würden nun Räume auf Eignung geprüft, die außerhalb der Schulgebäude lägen.

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Ist Konstanz also ein guter Ort für Menschen, die vor Krieg oder Katastrophen flohen? Darauf muss wohl jeder eine eigene Antwort finden. Hussein al-Hassan bestätigt es. Es sei nicht einfach, hier eine Arbeit und Wohnraum zu finden, dafür gebe es aber später die Möglichkeit, in der Schweiz zu arbeiten. Als nächsten Schritt strebt al-Hassan an, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen. „Aber wenn in Syrien Frieden herrscht, würde ich zurückgehen. Es ist schwer, weit entfernt von der Familie zu leben.“