Auf dem Konstanzer Gießberg wird es langsam eng: Die im noch gültigen Bebauungsplan von 1969 festgelegten Flächen für Universitätsgebäude sind fast vollständig überbaut. Zuletzt wurde im Oktober 2021 das Forschungsgebäude ZT eingeweiht, in dem unter anderem mit Hollywood-Technik zum Schwarm- und Kollektivverhalten von Tieren geforscht wird.
Um die Qualität von Forschung und Lehre an der Hochschule, die seit 2007 ununterbrochen zu den deutschen Exzellenzuniversitäten zählt, sicherzustellen, müssen in den kommenden Jahren laut Universität und Stadtverwaltung jedoch zwingend weitere Gebäude entstehen.
Wie diese Gebäude aussehen und wo sie entstehen könnten, zeigt ein 2018 veröffentlichter Masterplan, der in enger Abstimmung zwischen Land, Stadt und Universität erarbeitet worden war. Ermittelt wurde ein zusätzlicher Flächenbedarf der Universität von circa 120.000 Quadratmetern bis ins Jahr 2060.
Umgesetzt werden kann der Masterplan aber nur, wenn der bestehende Bebauungsplan von 1969 geändert wird. Fast zehn Jahre nach Beginn des entsprechenden Verfahrens liegt der neue Bebauungsplan nun vor. In seiner Sitzung vom 27. Januar soll der Konstanzer Gemeinderat über ihn und einen städtebaulichen Vertrag zwischen der Stadt Konstanz und dem Land Baden-Württemberg sowie der Universität beschließen.
Wie soll die Universität wachsen?
Bei den Erweiterungsplänen der Universität gehe es primär um ein Wachstum an Fläche und darum, die Infrastruktur zu verbessern, betonte Martin Wichmann, als er den neuen Bebauungsplan kürzlich in der vorberatenden Sitzung des Technischen und Umweltausschusses vorstellte. „Es geht nicht um ein Wachstum an Studenten“, so der scheidende Leiter der Abteilung Umwelt im städtischen Amt für Stadtplanung und Umwelt.
Neuer Bebauungsplan und städtebaulicher Vertrag
Das Konzept des 2018 präsentierten Masterplans sieht vor, dass die neuen Universitätsgebäude in drei Bauabschnitten im Westen des bestehenden Campus errichtet werden. Demnach würde zuerst direkt an den Campus angebaut, rund um das Werkstattgebäude W, das sich – von der Universitätsstraße kommend – am Campus-Eingang befindet.
Hier sollen neue Gebäude für natur- und geisteswissenschaftliche Einrichtungen entstehen, heißt es in der zum neuen Bebauungsplan eingereichten Begründung des Amts für Stadtplanung und Umwelt (ASU). Das Werkstattgebäude solle entweder durch zwei geplante Winkelgebäude ergänzt oder – nur bei dringendem Bedarf – durch einen Neubau ersetzt werden, da es Bestandteil des als Kulturdenkmal geltenden Universitäts-Campus sei.
Der zweite Bauabschnitt ist auf der Fläche des an der Eggerhaldestraße gelegenen Parkplatzes Nord vorgesehen. Bis 2030 sollen hier laut Masterplan Gebäude für die Naturwissenschaften entstehen. Der Plan nennt beispielhaft vier mögliche Bauten mit acht Geschossen, die auf dem bisherigen Parkplatz untergebracht werden könnten.
Bereits klar ist laut ASU, dass hier ein Forschungsgebäude des 2019 in Konstanz gegründeten Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie errichtet wird. Aktuell läuft das Verfahren zur Auswahl des Entwurfs und Architekturbüros für das Gebäude. Das ASU rechnet damit, dass die Bauarbeiten von August 2024 bis September 2027 dauern werden.
Bis 2060 soll dann in einem dritten Bauabschnitt das bisherige Parkdeck Süd mit Gebäuden für die Geisteswissenschaften überbaut werden. Geplant sind laut ASU derzeit drei Gebäude mit jeweils bis zu sechs Geschossen. Weitere Bauten wären gemäß Masterplan in Richtung des Heizwerkes gegenüber dem Botanischen Garten möglich. Dies jedoch vorwiegend auf bereits asphaltierten Flächen.
Von Autos befreit werden soll der Bereich des derzeitigen Hauptzugangs der Uni – beim Werkstattgebäude, wo zuerst gebaut würde. Zudem sieht der Plan vor, die Busschleife zur Hochschule zu ändern, um die neu entstehenden Gebäude im Westen des Hauptcampus zu erschließen. Für die wegfallenden Auto-Stellplätze durch die Überbauung des Parkplatzes Nord und des Parkdecks Süd sollen Ersatzflächen geschaffen werden.

Unter anderem hierzu wurde 2019 ein Mobilitätskonzept erarbeitet, das Parkplätze im Sockelgeschoss der Neubauten sowie die Errichtung eines Parkhauses anstelle des an der L219 gelegenen Parkplatzes Ost vorsehen würde. Zudem sind zusätzliche Radstellplätze sowie Fußwege zwischen den einzelnen neuen Gebäudestandorten geplant.
Das Mobilitätskonzept ist aber nicht in Stein gemeißelt, sondern dient nur als Grundlage. So kann es beispielsweise in den kommenden Jahr auch noch zu einer Reduzierung der Anzahl angedachter Auto-Parkplätze kommen.