Hukun Abdulle kennt sich aus mit Blutspenden. Seit vier Jahren hilft er ehrenamtlich beim Roten Kreuz in Konstanz. Er sorgt dafür, dass Menschen, die Blut abgegeben haben, wohlbehalten eine Pause und ein Vesper zu Stärkung einlegen können. Der 25-Jährige ist vor fünf Jahren unter anderem vor militärischen Auseinandersetzungen von Milizen aus Somalia nach Deutschland geflohen.
Inzwischen hat er den Hauptschulabschluss mit Auszeichnung abgelegt, lernt das weiterführende Deutsch und hat das feste Ziel vor Augen, Rettungssanitäter zu werden. Ein Praktikum bei den Rettern habe ihm schon sehr gut gefallen, sagt Abdulle. Wegen der Corona-Pandemie gestalte sich die Suche nach einer Ausbildungsstelle derzeit aber besonders schwierig, sagt er. Der Mann aus Somalia will seit Jahren seine Frau und sein Kind nach Deutschland holen – bisher ohne Erfolg. Er sieht sie aktuell nur auf dem Bildschirm seines Handys.
Wieder als Fahrlehrerin arbeiten
Die 50 Jahre alte Shohreh Asadsangabi ist ebenfalls vor fünf Jahren geflohen – aus politischen Gründen, aus dem Iran nach Deutschland. Inzwischen hat sie eine Ausbildung als Busfahrerin und spricht gut Deutsch. Um, so wie in ihrer Heimat, Fahrlehrerin werden zu können, muss sie aber noch besser werden, und in Deutsch das nächsthöhere Niveau C1 nachweisen.
Beide dürfen in Deutschland bleiben, beide haben einen guten Weg eingeschlagen, dank der Unterstützung ehrenamtlicher Helfer von Save me. Der Verein, der Flüchtlingen bei der Integration hilft, ist zur Stelle, wenn es um Probleme mit der Bürokratie, der Suche nach einer Wohnung oder einen Arbeitsplatz geht. Und er hilft Neuankömmlingen, deutsch zu lernen.
Helferin Hildegard Gumpp schildert, wie sie ihre persönlichen Kontakte nutzte, damit Flüchtlinge eine Wohnung oder auf die Schnelle noch einen Pass bekamen. Sie habe Menschen aus anderen Regionen zu Behörden und Ärzten begleitet und sich dafür eingesetzt, dass Flüchtlinge überhaupt in Deutschland bleiben durften. Immer wieder habe sie bei der ehrenamtlichen Rechtsberatung des Vereins Refugee Law Clinic (Gesetzesklinik für Flüchtlinge) vorgesprochen. Heute sei es übrigens die Iranerin Shohreh Asadsangabi selbst, die Neuankömmlinge aus ihrem Heimatland als Dolmetscherin und Wegweiserin zum Arzt begleite, berichtet Gumpp.
Das Flüchtlingsnetzwerk von Save me in Konstanz benötige Hilfe und Unterstützung in ganz unterschiedlicher Form, legt Thomas Franz dar. Er spricht als Engagierter und Mitglied des Vorstands. Da seien zunächst die klassischen Geldspenden, ohne die der Verein nicht auskomme. Diese würden derzeit vor allem benötigt, um Flüchtlingen das Online-Lernen zu ermöglichen.
So können Sie den Verein Save me unterstützen
Fast alle Berufsschulen sähen es als selbstverständlich an, dass ein Schüler über einen Laptop oder ein Notebook verfüge. Doch dies stimme so nicht. Viele Schüler versuchten über das internetfähige Handy (Smartphone) mitzuhalten. Aber das Ausfüllen von Blättern beispielsweise bereite auf dem kleinen Bildschirm erhebliche Probleme. Save me habe in diesem Jahr etwa 20 bis 30 Rechner ausgegeben. Auch die Kosten für Fahrten oder den juristischen Beistand habe oft die Flüchtlingsorganisation übernommen.
Auch Sachspenden können viel bewirken
Tüftler und Sachspenden sind ebenso willkommen. Die Radwerkstatt von Save me sucht immer nach Menschen, die ein gebrauchtes Rad so umgestalten, dass Flüchtlinge damit Alltagsfahrten erledigen können. „Wir machen die Räder wieder flott“, sagt Thomas Franz. Um arbeiten zu können, benötige die Werkstatt Spenden von Rädern. Aus eigenen Mitteln schaffe das Team der Werkstatt Ersatzteile und Material für Reparaturen an.
Immer gesucht seien auch Bürger, die Flüchtlingen günstigen Wohnraum bieten können. Viele seien in einer schlimmen Lage wegen der Wohnungsnot in Konstanz. Anerkannte Flüchtlinge müssten die Gemeinschaftsunterkünfte des Landkreises verlassen und sich in eine Anschlussunterkunft oder eigene Wohnung in der Stadt begeben, die ihnen zugewiesen werde. Wer in Konstanz bleiben müsse, habe es schwer, berichten die Helfer von Save me. Die Stadt habe oft nur ein Bett in einem Zimmer zu bieten.
Immer gesucht sind auch Menschen, die Flüchtlingen helfen, die deutsche Sprache zu lernen oder den Unterrichtsstoff. Hukun Abdulle und Shohreh Asadsangabi erinnern sich, wie fremd ihnen anfangs die Pflicht vorkam, pünktlich zu sein. Auch die Mülltrennung mussten beide erst lernen. Inzwischen kennen sie sich hier bestens aus.