Autofahrer haben es nicht immer leicht, in Konstanz einen Parkplatz zu finden, selbst wenn er etwas kostet. Vor allem samstags, wenn die Kunden aus der Schweiz besonders zahlreich anrücken.
Der Konstanzer Handel wünscht sich eine bessere Erreichbarkeit, Stadtverwaltung und Gemeinderat haben aber im Rahmen der Mobilitätsstrategie das Ziel, den Individualverkehr aus der Innenstadt zu bekommen. Ein Schritt der Strategie – die Erhöhung der Parkgebühren – wurde bereits umgesetzt.
An Großstädten orientiert
Seit Jahresanfang beziehungsweise mit der Umsetzung Anfang März kostet das Parken im öffentlichen Raum in der Innenstadt zwei Euro für die erste halbe Stunde. Für jede weitere halbe Stunde wird ein zusätzlicher Euro fällig. Für eine Parkdauer von zwei Stunden, die auf den meisten Parkplätzen die Maximalparkdauer darstellt, müssen Autofahrer fünf Euro statt wie noch im letzten Jahr drei zahlen.

Orientiert hat sich die Stadtverwaltung an den Parkgebühren anderer Städte, darunter München, Stuttgart und Zürich. Langzeitparker sollen nicht die Parkplätze in der Innenstadt belegen, sondern ihre Autos in den Parkhäusern, am Schänzle oder auf dem Park-and-Ride-Platz am Bodenseeforum abstellen.
Was Besucher sagen
Da Handel und Gastronomie nach zwei Pandemiejahren ohnehin klagen, sind Touristen jetzt nach den Erfahrungen der ersten Wochen gefragt. Schrecken die neuen Gebühren sie nun eher ab? Verleiten sie zum Online-Shopping oder zum Besuch anderer Städte? Oder entscheiden sich die Besucher gar für alternative Transportmittel, etwa den Zug, und helfen damit, die Innenstadt zu entlasten?

Ein Besuch am Parkticketautomaten am Döbele verrät mehr. Auf dem Platz, der 300 Stellflächen bietet, darf immer noch ganztägig geparkt werden – laut Liste am Automaten für maximal 23 Euro. Gerade versucht Kurt Bühlmann verzweifelt, ein Parkticket zu ziehen: „Ich habe einige Probleme mit dem Automaten. Manches funktioniert einfach nicht; das Rückgeld kommt zum Beispiel nicht raus.“
Außerdem seien die Parkgebühren sehr hoch. Er meint: „Da ist es ja sogar bei uns in der Schweiz günstiger!“ Er habe das Gefühl, es werde immer teurer. „Das schreckt mich schon davor ab, in Zukunft mit dem Auto hier zu parken“, sagt der 72-Jährige.

Anne-Katrin Betz hat Verständnis für die Preise: „Die Parkgebühren sind schon hoch, aber wir sind ja schließlich am Bodensee, deswegen kann ich es verstehen.“ Einen richtigen Vergleich habe sie aber nicht. In Esslingen, wo die 57-Jährige herkommt, sei es ähnlich. Jedoch sagt auch sie: „Mit den Bezahlmethoden komme ich nicht so gut zurecht. Ich hätte gerne bar bezahlt, habe aber nicht genug Kleingeld. Jetzt versuche ich, die App runterzuladen, was mit wenig mobilem Datenvolumen auch schwierig ist.“
Sie könne sich vorstellen, dass die Apps für Leute, die öfter hier parken, eine Erleichterung sei. Sie selbst sei aber selten hier und einfach noch nicht die Generation App, deshalb finde sie es kompliziert.

Hans-Peter Hummel geht es ähnlich: „Wir sind gerade dabei, den Automaten zu studieren. Ich würde mir bessere Infos zur App wünschen, da sind nämlich noch ein paar Fragen offen. Die Gebühren könnten natürlich auch niedriger sein, aber sie werden mich in Zukunft nicht vom Autofahren abhalten. Wir kommen aus Triberg, und mit dem Zug zu fahren ist ja im Moment wegen der vollen Wagen auch nicht so angenehm.“

Manche Touristen haben aber auch wenig zu beklagen: Antje Engelhardt aus der Nähe von Stuttgart sagt: „Die Preise sind schon ordentlich, vergleichbar mit der Stuttgarter Innenstadt. Ich bevorzuge es trotzdem, mit dem Auto zu kommen; das ist einfach am Geschicktesten für den Urlaub.“ Mit dem Bezahlen am Parkticketautomaten habe sie keine Probleme gehabt.
Kritik an zu kurzer Zeit
Manfred Hölzl vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hat Verständnis dafür, dass „die Stadt Einnahmen generieren muss, um den pandemiebedingt massiv belasteten städtischen Haushalt“ etwas in den Griff zu bekommen. Trotzdem findet er die Entscheidung „in großen Teilen kontraproduktiv“, wie er jüngst dem SÜDKURIER sagte. Er hätte sich gewünscht, dass das Kurzzeitparken mindestens auf drei Stunden ausgedehnt wird.
„Zwei Stunden sind sehr knapp“, sagte der frühere Konzilswirt und nannte , Friseur- oder Arztbesuche als Beispiele dafür, wie knapp das ist. „So werden die Branchen, die während der Pandemie gelitten haben, noch mehr gebeutelt und haben noch mehr zu kämpfen“, hatte Hölzl geklagt.
Auch rechtsrheinisch teurer
Auch auf der anderen Rheinseite in Petershausen wurden die Gebühren verdoppelt, und zwar auf einen Euro pro halbe Stunde. Nach maximal zwei Stunden Parkzeit im rechtsrheinischen Bereich wird eine Tagesgebühr von vier Euro fällig. Auch im stark frequentierten Umfeld des Zähringerplatzes ist die Maximalparkdauer derart begrenzt.
Die Konstanzer Stadtverwaltung rechnet durch die Gebührenerhöhung mit Mehreinnahmen von 370.000 Euro im Jahr 2022. Auch die Gebühren in den Parkhäusern – zumeist in privater Hand – seien erhöht worden, lägen aber unter dem Preisniveau des Kurzzeitparkens im öffentlichen Raum, hieß es.