Autofahrer haben es normalerweise nicht leicht, in Konstanz einen Parkplatz zu finden. Der Konstanzer Handel wünscht sich eine bessere Erreichbarkeit, die Stadtverwaltung hat aber im Rahmen der Mobilitätstrategie ein anderes Ziel: Den Individualverkehr aus der Stadt zu bekommen.

Der Weg für den ersten Schritt der Strategie – die Erhöhung der Parkgebühren – wurde jetzt vom Haupt- und Finanzausschuss geebnet. Der Gemeinderat wird in der Dezember-Sitzung endgültig beschließen.

Große Vorbilder bei der Preiserhöhung

Ab dem 1. Januar 2022 soll das Parken im öffentlichen Raum in der Innenstadt zwei Euro für die erste halbe Stunde kosten. Für jede weitere halbe Stunde wird ein zusätzlicher Euro fällig. Für die maximale Parkdauer von zwei Stunden müssen Autofahrer dann fünf Euro, statt bisher drei Euro zahlen.

Orientiert hat sich die Stadtverwaltung an den Parkgebühren anderer Städte, darunter München, Stuttgart und Zürich. Langzeitparker sollen in die Parkhäuser, am Schänzle oder auf dem Park-and-Ride-Platz am Bodenseeforum ihr Auto abstellen.

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Auch auf der anderen Rheinseite in Petershausen sollen die Gebühren verdoppelt werden, und zwar auf einen Euro pro halbe Stunde. Nach zwei Stunden Parkzeit im rechtsrheinischen Bereich wird eine Tagesgebühr von vier Euro fällig. Im stark frequentierten Umfeld des Zähringerplatzes soll die Maximalparkdauer auf zwei Stunden begrenzt werden.

Die Konstanzer Stadtverwaltung rechnet durch die Gebührenerhöhung mit Mehreinnahmen von 370.000 Euro im Jahr 2022. Auch die Gebühren in den Parkhäusern – zumeist in privater Hand – würden ebenfalls erhöht werden, lägen aber unter dem Preisniveau des Kurzzeitparkens im öffentlichen Raum.

Handel und Gastronomie sind ohnehin gebeutelte Branchen

„Der Zeitpunkt ist falsch“, opponierte Susanne Heiß von den Freien Wählern während der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Gerade Handel und Gastronomie hätten im Zuge der Pandemie zu kämpfen. Damit spielte sie nicht nur auf die gesunkene Frequenz seitens der Kundschaft an, sondern auch auf die Unsicherheit der Gewerbetreibenden, die einen möglichen weiteren Lockdown nicht für ausgeschlossen halten.

Heiß plädierte für eine Parkgebührenerhöhung zu einem späteren Zeitpunkt – sie schlug den 1. Mai 2022 vor, wenn in Handel und Gastronomie wieder einigermaßen Normalität herrschen könnte. Mit dieser Meinung stand sie allerdings ziemlich allein auf weiter Flur.

Jürgen Ruff (SPD) hatte die Idee, die Parkgebühren nachfrageorientiert zu staffeln. Sprich: An hochfrequentierten Tagen und Uhrzeiten sollte das Parken teurer werden, im Gegensatz zu den Saure-Gurken-Zeiten. Ein derartiges dynamisches Gebührenkonzept sei nicht darstellbar, entgegnete Verkehrsplaner Stephan Fischer. „Es wären hohe Investitionen in die Infrastruktur notwendig“, womit er auf die Software der Parkautomaten abzielte.

Kurzzeitparken sollte ausgedehnt werden

Auch wenn Manfred Hölzl, zweiter Vorsitzender der Kreisstelle Konstanz des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Verständnis dafür hat, dass die Stadt „Einnahmen generieren muss, um den pandemiebedingten massiv belasteten städtischen Haushalt“ etwas in den Griff zu bekommen, findet er die Entscheidung „in großen Teilen kontraproduktiv“. Er hätte sich gewünscht, dass das Kurzzeitparken mindestens auf drei Stunden ausgedehnt wird.

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„Zwei Stunden sind sehr knapp“, sagt er gegenüber dem SÜDKURIER, wobei er Friseur- oder Arztbesuche als Beispiele nennt. „So werden die Branchen, die während der Pandemie gelitten haben, noch mehr gebeutelt und haben jetzt noch mehr zu kämpfen“, sagt Hölzl. Zumal es nicht absehbar sei, ob und wann eine gewisse Normalität wieder einkehre.

Mit Blick auf die Straßen und Plätze in der Innenstadt stellt er fest: „Die Stadt ist überschaubar belegt, trotz des hohen Frankenkurses. Die Menschen haben Furcht, in den öffentlichen Raum zu gehen. Dadurch wird der Trend zum Online-Handel massiv befeuert.“

„Jeder Kunde, der nicht kommt, ist ein Stück schwarze Zukunft“

„Es wird Schimpfereien geben, denn Erhöhungen bringen immer etwas Negatives mit sich“, ist sich Markus Hensler vom Konstanzer Wirtekreis sicher. Er höre ohnehin schon dauernd „die Phrase: Konstanz ist zu teuer“. Er ist überzeugt, dass der zweite vor dem ersten Schritt gemacht werde. „Man sollte nicht Autos verbannen ohne eine gute Alternative zu bieten“, findet Hensler.

„Tagestouristen können gerne vor der Stadt parken, aber dann braucht es auch einen guten Pendelverkehr“, meint er und fügt an: „Kurzfristig gedacht.“ Die aktuelle Stimmung sei nicht rosig. „Panik vor einem möglichen Lockdown, die Virus-Variante macht Angst, so dass viele daheimbleiben“, stellt Hensler fest. Dazu die 2G-Regelung in Einzelhandel und Gastronomie und jetzt noch eine Parkgebührenerhöhung. „Das bringt uns in Nöte. Jeder Kunde, der nicht kommt, ist ein Stück schwarze Zukunft“, meint Markus Hensler.

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Die Parkgebührenerhöhung, die zu einem ungünstigen Zeitpunkt kämen, seien nicht das größte Problem, so Peter Kolb von der Händlervereinigung Treffpunkt Konstanz. „Viel wichtiger ist es, die Erreichbarkeit zu gewährleisten und genügend Parkraum für unsere Gäste zur Verfügung zu stellen“, so Kolb, der anfügt: „Aufgrund der Pandemie sind Handel und Gastronomie besonders stark betroffen und gegenüber anderen Branchen benachteiligt.“

Er habe Bedenken, dass es der richtige Schritt in der richtigen Zeit sei. Er gibt zu bedenken: „Nur wenn die Wirtschaft in der Lage ist, Geld zu verdienen, nur dann kann sie die Maßnahmen, die für Klimaschutz und dergleichen notwendig sind, auch bezahlen.“ Er wünscht sich intelligente, zukunftsfähige Rahmenbedingungen; etwaige Probleme hingegen „können nicht durch Verbote gelöst werden“, ist er überzeugt.