Die Herangehensweisen an das Thema des Kindergartenneubaus in der Gemeinde Mühlingen waren insgesamt sehr unterschiedlich. In der jüngsten Ratssitzung haben sich zwei weitere Architekturbüros vorgestellt. Klar definiert war für alle vier Büros, die nun auf zwei Sitzungen verteilt anwesend waren, das Ziel, einen Kindergarten-Neubau für die Gemeinde Mühlingen zu planen.

Es ging darum, die Ist-Situation am Standort aufzunehmen und sich darüber Gedanken zu machen, wie man sich am Standort eine sinnvolle Quartiersentwicklung mit Synergieeffekten vorstellen könnte. Eine Entwurfsplanung war nicht gefordert. „Dies wäre im Falle eines Architektenwettbewerbs möglich gewesen, hätte aber die Gemeinde bereits im Vorfeld belastet“ so Bürgermeister Thorsten Scigliano im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Vielfältige Fördermöglichkeiten

Jedes Architekturbüro erhielt eine Stunde Zeit, um sich selbst und eventuelle Referenzprodukte vorzustellen und herauszuarbeiten, was aus ihrem Blickwinkel zentral wichtig sei. Den Anfang machte Architekt Martin Frei aus Radolfzell. Er stellte den Um- und Erweiterungsbau des Radolfzeller Kindergartens St. Hedwig vor. Anhand von Bildern und Gebäudeschnitten wollte er den Gemeinderäten deutlich machen, auf was es zu achten gelte. Er untermauerte dies mit der von ihm erstellten Kalkulation der Kosten, welche – so seine Überzeugung – einen nicht zu unterschätzenden Schlüsselpunkt darstellen: „Die Schlüsselgewerke genau im Blick zu haben, ist bei den aktuellen Entwicklungen im Bereich der Preise sehr wichtig um keine bösen Überraschungen zu erleben.“

Frei zeigte die exakte Kalkulation seiner Planung ebenso wie die Schlussabrechnung zu diesem Projekt dem Rat auf. Wichtig sei, dass man neben den vielfältigen Vorschriften auch die vielfältigen Möglichkeiten im Bereich der Fördertöpfe im Auge behalten sollte. Er zählte einige Bereiche auf, die bei entsprechender Planung hohe Summen an Fördergeldern herausholen könnten. Für Mühlingen sah er klar einen Kindergarten in Massivbauweise als richtig an, denn bei seiner Besichtigung vor Ort waren ihm bereits Setzungen am nebenliegenden Krippengebäude aus dem Jahr 2007 aufgefallen.

Gemeinderäte hören aufmerksam zu

Wolfgang Riede, als freier Architekt aus Singen, war mit seinem Fachplaner Thomas Kauter gekommen, um – wie alle beteiligten Architekten – den Siegerkranz im Rennen um die spätere Vergabe der Planungen zu erhaschen – mit einer Präsentation, in welcher eine Vielfalt an Fotos von zwei Einrichtungen in Radolfzell gezeigt wurde (welche jeweils unterschiedliche pädagogische Ansätze mit Rückendeckung von Geldgebern wie einerseits der Werner und Erika Messmer Stiftung und andererseits einem Verein, der in seinem Haus die Montessori Pädagogik zur Grundlage hatte, realisierten). Eine flexible Trennwand, die Räume größer und kleiner machen würde, eine selbst konzipierte kostengünstige Akustikdecke und vieles mehr zeigten die beiden Herren dem „sehr aufmerksam zuhörenden Rat“ wie die beiden Planer im Gespräch mit dem SÜDKURIER bilanzierten.

„Die Kosten explodieren aktuell“, so Thomas Kauter, welcher anhand der Preisentwicklung von Profilstahl (mit einer Verdoppelung innerhalb weniger Wochen) genau den offenliegenden Nerv eines jeden Menschen traf, der sich gerade aktuell mit dem Gedanken trägt, zu bauen. Auch beim Architekturbüro Riede hatte man sich Gedanken gemacht, wie denn die Mühlinger Lösung aussehen könnte. Diese war bereits relativ konkret visualisiert, was die Dachlösung und den Sitz innerhalb des zur Verfügung stehenden Geländes anging. Bei den zwei Pultdächern mit einem Mittelbau, auf welchem ein Flachdach angedacht war, ließ sich mit dem Hinweis, es handle sich um den Kindergarten „Sonnenfalter“ auch ein solcher erahnen.

„Intensive Beziehung zwischen Architekt und Finanzgeber“

Auch hier stellte der Rat im Anschluss seine Fragen: nach dem Preis je Quadratmeter oder nach der bevorzugten Bauweise. Auch auf eventuelle Fördermöglichkeiten kam man zu sprechen, und auch das Büro Riede wies auf diverse Möglichkeiten der Förderung im Bereich der erneuerbaren Energien hin. Darüber, was die Gestaltung der Spielbereiche anging, die Frage, ein- oder zweistöckig zu bauen, oder den Zugang für die Kinder könne man sich gemeinsam noch sehr viele Gedanken gemeinsam machen, signalisierten die Planer. Meist, so meinten sie, entwickle sich in solchen Projekten eine intensive Beziehung zwischen dem Architekten und dem Finanzgeber, und man versuche letztlich, alle Anregungen aufzunehmen.