Viele Leute hätten Mühlingens Seelsorger Hartwig-Michael Benz persönlich danken wollen, doch ließ dies die aktuelle Situation inmitten der Corona-Pandemie nicht zu. So wurde der Pfingstgottesdienst aus der Pfarrkirche St. Oswald in Stockach via Livestream in viele Haushalte gestreamt, welche diesen und die damit verbundene Feier zum Goldenen (also 50.) Priesterjubiläum des erst im vergangenen Oktober in Ruhestand gegangenen Mühlinger Pfarrers Hartwig-Michael Benz live miterlebten.

Gefeiert und gestaltet wurde im Rahmen der erlaubten Möglichkeiten mit kleinster Sängerformation auf der Empore und feierlichem Trompetenspiel von nur einem Instrumentalisten.
Mit Sinn für Humor
Benz‘ Schaffen und Wirken war nicht nur bei Katholiken bekannt, denn er war immer für viele Dinge im öffentlichen Umfeld zu haben. Galt es, bei der Abschiedsfeier der Grundschüler vor den großen Ferien für das vergangene Schuljahr zu danken oder gemeinsam mit den Kindern für eine gesegnete Ferienzeit zu bitten, oft war er zur Stelle. Er griff dann zum Beispiel zur Gitarre und sang mit der versammelten Schulgemeinschaft den bekannten irischen Reisesegen. Was die Gemeinde auch stets mochte: Benz‘ Sinn für Humor.
Guter Zuhörer und Ratgeber
Jugendliche an den Glauben heranführen, dies sei ihm schon immer wichtig gewesen, dies unterstrichen gleich mehrere Personen an seinem Festtag. Lucia Rösch, welche im Namen der ehemaligen Seelsorgeeinheit ein Blumenkistchen mit einer sehr detaillierten Dankesrede übergab, zeigte dies ganz deutlich auf. „Ihre besondere Gabe, viele Kinder für den Ministrantendienst zu begeistern“ und „unzählige tiefgehende Gespräche in den unzähligsten Lebenssituationen der Menschen zeigten ihr tiefes Interesse an jedem Einzelnen“, sagte sie.
Sie zählte die vielen Stationen seines Lebens auf, sprach über seine Jugend, welche ihm und seiner Familie doch viel Entbehrung und Arbeit in den Kriegsjahren abverlangt habe, über seinen weiteren Lebensweg und die Entwicklung hin zum Glauben, über das Studium und seine Stellen als Vikar und Priester.
Unter den Gästen im Festgottesdienst war auch Martin Fenz. Er war Ministrant, als Hartwig-Michael Benz seinerzeit als junger Pfarrer in seine Heimatpfarrei Waldhausen kam. Benz‘ „Frische“ und seine Überzeugung, „dass Glauben und der Alltag untrennbar sind, hat mich angesprochen. Er hat es immer geschafft, zum Herzen zu sprechen – sehr praktisch und unmittelbar.“
Er sei Benz seitdem sehr verbunden. Deshalb sei er mit seiner Ehefrau Beate und Tochter Franziska sehr gerne zu diesem besonderen Anlass gekommen.
Wegbegleiter schildern Benz‘ Wirken
Auch ein langjähriger Wegbegleiter ist Johannes Bold, ein Studienkollege von Benz und langjähriger Freund. Ihm war die Festpredigt anvertraut worden. Er begab sich mit den Anwesenden auf den Weg des Glaubens, wie er es bezeichnete, und skizierte ebenfalls den gemeinsamen Weg mit Benz.
So schilderte er unter anderem das Studium und die Primiz – für einen katholischen Pfarrer die erste von ihm als Hauptzelebrant abgehaltene Messe – in Karlsruhe. Dort war Benz gemeinsam mit seiner Schwester, die ebenfalls am Gottesdienst teilnahm, aufgewachsen.
Bei der Primiz habe eine junge Künstlerin seinerzeit die Tischkärtchen gestaltet. Er habe bei der Suche, was man denn zum Geschenk machen könne, diese kontaktiert und für den Druck der Gedenkbilder zum Goldenen Priesterjubiläum ein Bild der mittlerweile sehr bekannten Künstlerin Annemarie Baumgarten bekommen. Es beziehe sich auf das einstige Primizbild, bei welchem Maria dreimal dargestellt sei.
„Maria hat nichts – sie hat alles empfangen, sie hat alles gegeben“, sagte Bold. Maria sei im Leben von Benz sehr wichtig und die Aussage des Bildes „Alles vergeht – aber Gott bleibt, die Liebe bleibt“ zeige sein Leben. Ein geschätzter und guter Zuhörer und Ratgeber, der sich auch Armen und verlassenen annehme und das Wort Gottes immer weitergetragen und in den Menschen, die ihn umgaben, gesät habe.
„Ein Menschengärtner“, so bezeichnete Stadtpfarrrer Michael Lienhard Benz‘ Qualitäten in Anlehnung an das Blumenkistchen-Geschenk, das Benz im Festgottesdienst überreicht worden war. Lienhard betonte, dass Benz in Mühlingen mit seinem Wirken Generationen junger Christen begleitet und geleitet habe – und diese Saat sei aufgegangen.
Zur Person
Hartwig-Michael Benz wurde 1941 in Karlsruhe geboren und 1942 in der St. Bonifatiuskirche in Karlsruhe getauft. Er entdeckte als Kind früh sein technisches Talent – und in den Gemüsegärten, die der Großvater zur Ernährung der Familie betrieb, auch seine Liebe zu Natur und Pflanzen. Dem Wunsch der Mutter folgend, besuchte er zwei Gymnasien und wechselte schließlich in ein Internat. Im Kolleg Borromäum in Freiburg studierte er Theologie. Seine Primiz fand am 20. Mai 1971 im Freiburger Münster statt. Die Priesterweihe war am 23. Mai 1971 in der Pfarrei Unsere liebe Frau in Karlsruhe. Darauf folgten diverse Stellen als Vikar. Im Jahr 1977 trat er seine erste Stelle als Pfarrer in Buchen-Waldhausen an, bevor er dann im Jahr 1992 als Pfarrer in die damalige Seelsorgeeinheit nach Mühlingen kam. (ich)Das lesen Sie zusätzlich online
Vor 25 Jahren weihte die altkatholische Kirche Angela Berlies zu einer der ersten Pristerinnenhttp://www.sk.de/10817547