In nur drei Monaten Bauzeit wurde der östliche Teil und gleichzeitig der erste Abschnitt der neuen Radwegeführung in Wangen beinahe fertiggestellt. Jetzt fehlt nur noch eine Feindecke und das Begleitgrün in Form von Bäumen und Sichtschutzhecken. Ganz unproblematisch ist die neue Führung nicht.
Der jetzige Teilabschnitt ist eine wichtige Anbindung für den Radweg an der L 192, der aktuell zwischen Öhningen und Wangen ensteht. „Man muss ja nicht nur die Radfahrer sicher von Öhningen nach Wangen bringen“, sagte Ortvorsteher Bruno Bohner. Die Gemeinde Öhningen musste sich auch überlegen, wie die Verkehrssituation für Radler in der Ortschaft Wangen am besten ist. Insbesondere ein Teil der Hauptstraße, zwischen der Höri-Apotheke und der Trüb-Kurve, stellt einen Gefahrenpunkt dar.

Durch die neue Radwegeführung soll nun verhindert werden, dass Radfahrer dieses Teilstück befahren müssen. Sie sollen vom östlichen Ortseingang am Friedhof vorbei, entlang des Campingplatzes auf den Seeweg geführt werden, wo dann westlich der Strandhalle wieder die Anbindung an den Radweg an der L 192 erfolgen soll.
Die grundsätzliche Idee, den Verkehr durch die Ortschaft zu entzerren und ihn so für alle Verkehrsteilnehmer sicherer zu machen, stößt bei den Wangener Bürgern auf einhellige Zustimmung. Dennoch hatte es die vom Ortschaftsrat organisierte Ortsbesichtigung, in sich. Die Frage, ob der Seeweg die richtige Ausweichroute ist, kann nicht so einfach beantwortet werden, denn die Anzahl möglicher auftretender Probleme bei der geplanten neuen Radwegeführung ist größer, als es auf den ersten Blick scheint.

Insbesondere in den Sommermonaten herrscht auf dieser dörflichen Straße erheblicher Begegnungsverkehr. Da sind zum einen die Anwohner, die ein Interesse daran haben, zu ihren Wohnungen und Häusern zu kommen. Dann gibt es aber auch die Wassersportler, die mit ihren Booten weiterhin zur Slipanlage gelangen wollen.
Weitere Verkehrsbelastung kommt von Campern, die nicht nur im Frühjahr und Herbst mit ihren Wohnwagen zum und vom Campingplatz fahren. Immer mehr Kurzzeitcamper sind in den Sommermonaten mit ihren Fahrzeuggespannen auf dem Seeweg unterwegs.
Bruno Bohner sagt: „Der Druck auf das Erholungsgebiet Untersee wächst von Jahr zu Jahr.“ Man könne anderen Menschen aber nicht verbieten, den Untersee zu besuchen. Zumal man auf die Einnahmen des Tourismus angewiesen sei. Der Entzerrung des Verkehrs auf der Hauptstraße steht also eine Verdichtung auf dem Seeweg gegenüber.
Lothar Kickel, engagierter Wangener Bürger, weist noch auf ein anderes Problem hin. Seit einigen Jahren beobachte er eine Veränderung des Fahrradverkehrs. Durch die elektrisch unterstützten Fahrräder nähme seiner Beobachtung nach der Radverkehr zu. Ältere Mitbürger, die sonst nicht mehr radfahren würden, nutzten diese moderne Technik und seien so einfach mobiler. Dies müsse bei der weiteren Planung berücksichtigt werden.

Andere Anwohner beschweren sich, dass Radfahrer aud dem Seeweg oft zu schnell unterwegs seien und die bestehende Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 Kilometern pro Stunde nicht beachten würden. Manche würden Autofahrer, die sich an diese Geschwindigkeitsbegrenzung halten, sogar beschimpfen.
Deborah Wolf, Vorsitzende des Gäste-, Kultur- und Dorfvereins Wangen, sieht die Probleme dieser Radwegeführung ebenfalls. Es klingt wie ein Appell, wenn sie sagt: „Die Menschen müssen wieder lernen, mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen.“
Die Diskussion über die zukünftige Führung des Radweges ist deshalb noch lange nicht vom Tisch. Ortsvorsteher Bruno Bohner sieht die Aufgabe so: „Wir müssen eine funktionierende Lösung finden.“ Deshalb will man die Wirkung der jetzt geplanten Maßnahmen abwarten. Nachbessern könne man immer noch. Gemeinderätin Andrea Dix hält diese Vorgehensweise für berechtigt. „Nichts ist in Stein gemeißelt“, sagt Dix. Damit bringt sie zum Ausdruck, dass dieses Thema sowohl den Wangener Ortschaftsrat als auch den Gemeinderat wohl noch eine ganze Zeit lang beschäftigen wird.