Michael Jahnke

Seit rund zehn Tagen sind die Strandbäder in Öhningen und Wangen als öffentliche Uferanlagen wieder geöffnet. Ein Eintrittsgeld wird aktuell nicht erhoben, ein Badebereich und eine Badeaufsicht sind im Augenblick noch nicht vorhanden. Das Baden erfolgt momentan noch auf eigene Gefahr. Doch wie soll es in den kommenden Wochen weitergehen?

Hält sich jemand in einer öffentlichen Uferanlage auf, gilt nur der Mindestabstand von 1,5 Metern. Ist es aber ein Badegast, muss für ihn eine Fläche von 10 Quadratmetern zur Verfügung stehen. Für die beiden Strandbäder bedeutet das, dass nur noch halb so viel Personen Eintritt gewährt werden kann wie sonst. Für das Strandbad in Wangen stellt sich sogar die Frage, ob sich dann ein Badebetrieb überhaupt noch rentiert.

„Wollen wir Touristen sagen, dass sie in diesem Jahr nicht willkommen sind?“

Sollen die Strandbäder jetzt nur noch den Einwohnern der Gemeinde zur Verfügung stehen? Dafür plädiert René Zimmermann (CDU). Christine-Maria Schäfer (ebenfalls CDU) vertritt eine andere Meinung. Sie ist dafür, die beiden Strandbäder für alle zugänglich zu machen. Wie soll man den Campingplatzbesuchern auch erklären, dass sie derzeit leider nicht baden dürfen.

Bürgermeister Andreas Schmid spitzt es in seinen Formulierungen zu: „Wir sind eine Fremdenverkehrsregion. Davon lebt eine Vielzahl unserer Betriebe. Wollen wir den Touristen sagen, dass sie in diesem Jahr nicht willkommen sind?“

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Bruno Bohner, Ortsvorsteher in Wangen, sieht auf die Ortschaft noch ein weiteres Problem zukommen. Wenn mangels eingeschränkter Freizeitangebote immer mehr Menschen an den Untersee kommen würden, auch um hier baden zu können, steige der Druck auf die Ortschaft. „Irgendwann ist Wangen dann wieder zugeparkt“, sagt Bohner. Dann erhalte er wieder Anrufe von Bürgern, er solle doch die Polizei anrufen und die Autos von Falschparkern entfernen lassen. „Was soll ich machen? Wenn Überfüllung ist, dann ist auch Überfüllung!“

Kann eine App das Problem lösen?

Andrea Dix (Netzwerk) ist der Meinung, diese Situation über eine App lösen zu können. „Wenn jemand aus Tuttlingen oder Stuttgart schon im Vorfeld sehen kann, dass keine freien Plätze in den Strandbädern vorhanden sind, wird er gar nicht erst nach Öhningen und Wangen fahren wollen.“ Das hätte dann noch einen zusätzlichen Vorteil in Bezug auf die Umwelt.

Eine Online-Buchung für die Strandbäder sei technisch möglich, die Buchungen mit einem Zeitfenster für die Insel Mainau würden dies zeigen. Bürgermeister Schmid hielt dem entgegen, dass sowohl die Einrichtung einer solchen Online-Buchung als auch das tägliche Betreuen und die Bearbeitung von Buchungsanfragen die Gemeindeverwaltung finanziell und personell überfordern würde.

Debatte um höhere Eintrittspreise

Christine-Maria Schäfer sieht weiteren Handlungsbedarf. Wenn die Hygiene-Regeln in Zeiten von Corona mehr Kosten verursachen und gleichzeitig weniger Einnahmen möglich sind, gebe es nur die Möglichkeit, die Eintrittspreise zu erhöhen. Mit höheren Eintrittspreisen allein ist es aber nicht getan.

Das Angebot der Strandbäder muss in den kommenden Monaten auch eingeschränkt werden. Bürgermeister Schmid weist darauf hin, dass der Badesteg geschlossen bleiben muss. Sicherheitsabstände auf dem Badesteg könnten nicht eingehalten werden.

Könnte es vor der Strandhalle zu voll werden?

Vera Floetemeyer-Löbe (Netzwerk) sieht noch ein anderes Problem. Nach ihrer Meinung seien die Sanitäranlagen, insbesondere in Wangen, für eine solche Corona-bedingte Ausnahmesituation nur bedingt geeignet. Es fehle an Desinfektionsmittel-Geräten.

Zusätzliche Ausgaben bei sinkenden Einnahmen. Für die Verwaltung eine schwierige Situation. Markus Eiglsperger (Freie Bürgerliste) sieht noch weiteren Handlungsbedarf auf die Verwaltung zukommen. Wenn es in den beiden Strandbädern zu Einschränkungen kommen wird, dann könne es auch vor der Strandhalle in Wangen Probleme geben.

„Wir brauchen eine Reglementierung“

Die Menschen würden eben auf andere Möglichkeiten ausweichen wollen. „Hier brauchen wir dringend eine Reglementierung“, fordert Eiglsperger.

Wie man von Seiten der Verwaltung auf diese Eventualitäten eingeht, ist noch nicht genau definiert. Noch fahre man auf Sicht. „Wir werden aber angemessen reagieren,“ verspricht Öhningens Bürgermeister Andreas Schmid.