Wie könnte das Leben in den nächsten Jahrzehnten auf der Erde aussehen? In welcher Beziehung werden Mensch und Natur zueinander stehen? Gibt es überhaupt eine Zukunft? Der musikalische Abend „Kugel Sieben“ zeigt am morgigen Freitag, 20 Uhr, Bilder von Visionen in Form von Live-Musiktheater mit sechs Kurzfilmen. Dies teilen die Veranstalter der Höri Musiktage mit. Es tritt das Ensemble Klangdreist auf, und dieses entstaubt entschlossen und konsequent einen Opernklassiker: den „Freischütz“ von Carl Maria von Weber.
Spannendes Ensemble aus Berlin
Das junge Berliner Musiktheaterkollektiv Klangdreist besteht aus Mitgliedern, die aus der Musik, dem Theater und den darstellenden Künsten kommen: Theatralität im Film und filmische Elemente im Theater, das Aufeinanderprallen von Realität und fantastischen Welten, verschiedene Musikrichtungen von Oper bis Techno, das Zusammenführen von darstellenden und bildenden Künsten – all das findet sich bei Klangdreist.
Und: Es geht den jungen Künstlern um aktuelle, gesellschaftlich relevante Themen. Den „Freischütz“ etwa sehen sie als Parabel über den Umgang mit Natur und Klimawandel.
Warum der „Freischütz“ politisch ist
Die Worte „Die Zukunft soll mein Herz bewähren“ erklangen 1821 bei der Uraufführung von Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ im Konzerthaus Berlin. Der Protagonist Max äußert damit sein Bestreben, die fragile Beziehung zu Agathe zu retten. Sowohl ihr als auch sein Leben liegen in seinen Händen. Max liebt Agathe, darf sie aber nur heiraten, wenn er einen Probeschuss erfolgreich absolviert.
Obwohl er sonst der beste Schütze weit und breit ist, hat Max seit vier Wochen nichts getroffen. In seiner Angst und Hoffnungslosigkeit lässt er sich dazu verführen, in der gefürchteten Wolfsschlucht sieben sogenannte Freikugeln zu gießen. Es treffen aber nur sechs das vom Schützen gewünschte Ziel, die siebte gehört dem Teufel.
Welche Zukunft hat die Menschheit?
„Um dieselben Jahre, in denen der Freischütz komponiert ward, hat man das Kaleidoskop erfunden“, schrieb einst der Philosoph Theodor W. Adorno. „Etwas von dem Bedürfnis, das jene Erfindung herbeizitierte, ist in der Wolfsschlucht Musik geworden.“ Denn: Der Blick durch ein Kaleidoskop eröffne verschiedene Perspektiven. Genau diese brauche es in der Gestaltung des zukünftigen Verhältnisses von Mensch und Natur, heißt es in der Presseinformation.
Anhand von Motiven aus Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ erforsche „Kugel Sieben“ sieben mögliche Zukunftsszenarien, so die Veranstalter. Die Beziehung von Max und Agathe, respektive Mensch und Natur, stehe im Mittelpunkt. Denn die Frage, wie sich unser Verhältnis zur Natur in Zukunft entwickelt, sei für uns alle relevant.
Wir Menschen seien seit 200 Jahren Haupteinflussfaktoren auf das System Erde und dadurch Hauptverantwortliche für dessen Entwicklung. In diese isolierte Position seien wir durch Entfremdung von der Natur und selbstzentrierte Weltsicht geraten, was sich allein daran zeige, dass wir die Natur als Umwelt und nicht als Mitwelt bezeichnen. Es gebe Handlungsbedarf.
Konzert und Musiktage
- Beim Musiktheaterkollektiv Klangdreist wirken Katharina Diestel, Carlo Nevio Wilfart und Milena Wilke mit. Das Live-Musiktheater findet am Freitag, 13. August, um 20 Uhr, in der Stiftskirche Öhningen statt. Die Karten kosten 20 Euro.
- Weiteres Programm: 14. August, 15.15 bis 18 Uhr: Cartes blanches: Wandelkonzert; 17.30 Uhr: Gulda: Konzert für Cello und Blasorchester; 20 Uhr: Orchesterkonzert mit Mendelssohn-Bartholdy, Janácek, Schubert und Schumanns Cello Konzert a-Moll (Solist: Johann Caspar Wedell); 15. August, 20 Uhr: Champagnerkonzert: Aus Operetten und Opern. Festivalorchester sowie die Sopranistinnen Judith Thielsen und Maria Kublashvili
- Eintrittskarten: Tourist-Info in Öhningen, Gaienhofen, Moos, Buchhandlung am Obertor (Radolfzell), www.hoeri-musiktage.de, ticket@hoeri-musiktage.de