Mit Fäusten klopften die Piraten von Öhningen vergeblich an die Rathaustür. Nach ihrem Raubzug durch die Gemeinde hatten die Freibeuter bereits die Schüler aus der Grundschule und die kleinsten Bürger aus dem Kindergarten befreit. Nun standen sie mit rasselnden Säbeln ziemlich verdutzt auf der Rathaustreppe. Denn niemand öffnete ihnen die Tür. Nach dem gewaltsamen Eindringen in das Rathaus gab es nur verwunderte Blicke unter den Piraten. Denn zum ersten Mal in der Geschichte des Rathaussturms war der Bürgermeister mit der gesamten Verwaltung ausgeflogen und das Rathaus menschenleer.

Fast 300 Narren waren in Öhningen beim Rathaussturm dabei. Diesmal an einem neuen Ort.
Fast 300 Narren waren in Öhningen beim Rathaussturm dabei. Diesmal an einem neuen Ort. | Bild: Georg Lange

Lediglich ein Zettel wies den Öhninger Piraten den Weg: „Wir sind im Rathausstall.“ Gemeint war damit das Gewölbe im Augustinerstift. Der Traktor vor dem Rathausstall mit der Aufschrift „Bauer sucht Frau“ wies ihnen den Weg zum neuen Domizil des Exil-Bürgermeisters als Oberbauer der Gemeinde. Und nur dort war auch der Rathausschlüssel mit viel Diplomatie und einem Tausch zu bekommen.

Das könnte Sie auch interessieren

Ziegen können Beschwerde-Management übernehmen

Bauernhöfe seien ideale Verwaltungen für die Gemeinde, sagte Bürgermeister Andreas Schmidt. Denn für jede Position im Rathaus gebe es ein passendes Analogon auf einem Bauernhof. Schmid führte Piratenchef Frank Fuzzi Graf in seinen neuen Hof im Augustinerstift ein: Der Knecht sei hier der große Ausmister auf dem Hof. Ausdauernde Wiederkäuer seien beim Ausfüllen der Formulare äußerst ideal.

Für das Beschwerde-Management seien die Ziegen wunderbar geeignet, da sie das Meckern allzu gut kennen würden. Die Elster mache sich besonders gut im Fundbüro. Und die Vogelscheuchen seien für die Arbeiten im Ordnungsamt eine exzellente Wahl, lobte Schmid.

Bauer sucht Frau und bekommt gleich zwei Mägde im Tauschgeschäft – allerdings männlichen: (von links) Günther Bilder, Bürgermeister ...
Bauer sucht Frau und bekommt gleich zwei Mägde im Tauschgeschäft – allerdings männlichen: (von links) Günther Bilder, Bürgermeister Andreas Schmid und Daniel Schaller. | Bild: Georg Lange

Den Rathausschlüssel konnten sich die Piraten nur durch eine Bestechung des Bauern sichern, wobei Parallelen zur Fernsehsendung „Bauer sucht Frau“ aufkamen. Sie boten dem Bürgermeister zwei Mägde an – in deren Verkleidung allerdings Männer steckten. Zum Schluss sangen der Oberpirat und der Oberbauer unter dem Applaus der Narren ein Versöhnungslied.