Was lange währt, muss sich manchmal auch ändern. Vor einer solchen Änderung steht das Fasnachtsmuseum auf Schloss Langenstein, das bei Orsingen im Kreis Konstanz liegt. Die Einrichtung will in ein neues Haus ziehen. Dabei gibt es zwar keinen akuten Handlungsdruck, der bestehende Mietvertrag laufe noch für einige Jahre, sagt Leopold Graf Douglas, dessen Familie das Schloss gehört. Doch es klemmt an verschiedenen Stellen. So sind die bestehenden Räume zwar romantisch, aber unpraktisch. Der Zugang führt über eine ausgetretene Wendeltreppe, innen gibt es Schwellen, die Toiletten wirken ziemlich historisch und einen Kaffee bekommt man nicht. Zudem lässt sich hinter den dicken Schlossmauern kaum heizen, ausgerechnet im Winter, der Hochzeit der Fasnacht, ist das Museum geschlossen. Abgesehen von der Romantik: "Vom Funktionalen her ist ein Schloss nicht gut geeignet", so Michael Fuchs, Präsident des Museumsvereins.

Nun ergebe sich die Chance, das Museum zukunftssicher aufzustellen, sagt Leopold Graf Douglas. Dafür stellt die Eigentümerfamilie einen Bauplatz beim Schloss zur Verfügung. "Wir wollen das Museum weiterhin in unserer Nähe haben, sonst würden wir das nicht tun", sagt Douglas dazu. Am neuen Ort kann man ein zeitgemäßes Gebäude errichten – etwa im Hinblick auf sanitäre Anlagen, Energiestandard und Gastronomie.
Außerdem steht das Konzept des Museums vor einer Umwälzung. Denn gemeinsam mit dem Bad Dürrheimer Narrenschopf wurde das Fasnachtsmuseum Langenstein für das Bundesprojekt Museum 4.0 ausgewählt. Daran nehmen sonst eher die Dickschiffe der deutschen Museumslandschaft teil, wie das Deutsche Museum in München, das Humboldt Forum im Berliner Schloss oder die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin. Gesucht werde nach neuen Wegen für den Austausch mit den Besuchern, heißt es in der Projektbeschreibung. Dabei gehe es darum, die Gäste etwa durch virtuelle oder erweiterte Realität – auch als virtual und augmented reality bekannt – durch Museen zu führen und neue Besuchergruppen zu erschließen. Später sollen alle Kultureinrichtungen in Deutschland auf die Konzepte zurückgreifen können. Eine Idee für Langenstein: Im Eingangsbereich soll eine weiße Kugel hängen, auf der Masken aus aller Welt lebendig werden, wenn man eine entsprechende Brille aufsetzt. Im Schloss lassen sich solche Konzepte nicht umsetzen, sodass die Idee zum maßgeschneiderten Gebäude entstand.

Dabei soll das Museum seine bisherigen Funktionen behalten, sagt Fuchs. Denn es ist für die Fasnacht am westlichen Bodensee und im Hegau gute Stube, Dokumentationszentrum und Promi-Einrichtung zugleich. Zahlreiche Zünfte werden durch Figuren mit Häsern präsentiert. Und für die 120 Mitgliedszünfte der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee (NVHB) bezeichnet deren Präsident Rainer Hespeler das Museum als "kulturelle Heimat". Die enge Verbundenheit mit der Vereinigung, aus der das Museum vor knapp 50 Jahren hervorgegangen sei, zeige sich auch darin, dass viel ehrenamtliche Arbeit von den Zünften erledigt werde, so Hespeler. Zum Museum gehören auch die Wissenschaftlertreffen des Langensteiner Kreises für Fasnachtsforschung. Und jedes Jahr im Januar vergibt das Museum den Alefanz-Orden in einer Veranstaltung, zu der die Prominenz aus der Hegau-Bodensee-Region geladen wird. Bei allem Wandel: Diese Verankerung in der Region soll bleiben.
Museum und Projekt
Das Fasnachtsmuseum Schloss Langenstein hat neben der Fasnacht noch anderes zu bieten. Dazu gehören Masken aus aller Welt und eine große Sammlung von Zizenhausener Tonfiguren, die von der Familie Sohn im heutigen Stockacher Ortsteil Zizenhausen Anfang des 19. Jahrhunderts hergestellt wurden. Für den Neubau des Museums schätzt Vereinspräsident Michael Fuchs die Kosten auf etwa zwei Millionen Euro. Mittel aus dem Projekt Museum 4.0 fließen nicht in den Neubau. Fuchs wirbt daher um Unterstützung. Als Architekt ist laut ihm Peter Cheret dabei, Professor an der Universität Stuttgart und Spezialist für Holzbauten. (eph)