In vielen sogenannten Männerberufen sind Frauen noch immer unterrepräsentiert. Umgekehrt arbeiten nur wenige Männer in der Pflege, in Kindergärten oder anderen sozialen Berufen. Damit sich Jungen und Mädchen dennoch klischeefrei in Berufe wagen, die vermeintlich eher zum anderen Geschlecht passen, gibt es den Girls-Day und den Boys-Day. An diesem Tagen bieten Unternehmen Schülerinnen und Schülern an, in einen aktuell noch vom anderen Geschlecht dominierten Beruf hineinzuschnuppern.

Clara Kerber schnupperte bei der Firma AMG Luft in der Autobrache.
Clara Kerber schnupperte bei der Firma AMG Luft in der Autobrache. | Bild: Tobias Joos

Mit dabei war in diesem Jahr erstmals der als Lindenwirts bekannte Hof mit angegliederter Gastwirtschaft der Familie Joos aus Orsingen. Während sich Jakob Renner vom Schulverbund Nellenburg dort im Service versuchte, erhaschte dessen Klassenkameradin Clara Kerber, die Tochter der Lindenwirt-Chefin Julia Kerber, einen Einblick in die Autobranche bei AMG. Wie erlebten die beiden Jugendlichen diesen Tag? Und wie kamen sie jeweils an den Platz?

So macht sich Jakob im Beruf seiner Mutter

Während so mancher Schüler eine weit entfernte Firma kennenlernen möchte, entschied sich der Nenzinger Jakob Renner dazu, den Arbeitsplatz seiner Mutter bei den Lindenwirts auszuprobieren, der gleich mehrere Berufe abdeckt. „Gleich zu Beginn haben wir die Regale mit dem frisch gebackenen Brot aus der nebenliegenden Backstube befüllt“, erzählt der Junge im Gespräch mit dem SÜDKURIER, während er nebenbei eines der Brote für eine Kundin verpackt.

Fix tippt er in dem modernen Kassensystem selbständig die Ware ein und kassiert die Kundin ab. Die nächsten Kundinnen sind Esther Biller und Martha Gassner aus Sipplingen. Sie haben mit ihren Rädern zum gemeinsamen Frühstück im Sonnenschein in der Gartenwirtschaft Platz genommen haben. Nach ihrer Bestellung werden sie von Jakob bedient. Auch sie interessieren sich für den jungen Verkäufer, der ihnen zuerst das Frühstück und etwas später noch einen Cappuccino gekonnt und freundlich serviert.

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Gleich danach muss sich Jakob um das Bestücken eines Regales im Hofladen mit frischen Waren kümmern. Es macht ihm Spaß, wenngleich er merkt, dass das lange Stehen anstrengend sein könne. „In der Schule sitzt man sehr viel“, zieht er den Vergleich zu seinem gewohnten Alltag.

Er spielt beim SC Freiburg und träumt vom Profifußball

Als Ausgleich macht der Junge gerne Sport, berichtet er. Dementsprechend, und nicht ganz im Sinne des Boys-Days, hat er auch einen schon ein Ziel: „Fußballprofi“, antwortet er nach einer Sekunde Stille deutlich und überzeugt auf die Frage nach seinem Berufswunsch.

Und diesem Wunsch ist er bereits dicht auf den Fersen. Denn nur einen Tag nach dem Schnupperprogramm bei den Lindenwirts bekommt er die Zusage, dass er einen Platz in der U14 im Nachwuchsleistungszentrum des SC Freiburg bekommt, wo er bereits seit einiger Zeit mehrmals wöchentlich trainiert.

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Sie schnuppert in die berühmte AMG-Tuningwerkstatt rein

Auch Jakobs Klassenkameradin Clara Kerber hatte sich aufgemacht, um in eine der großen Traumwelten der Männer einen Blick zu werfen – und ließ sich dabei von ihrem Onkel Tobias Joos inspirieren. Für sie ging es zum absoluten Männertraum von schnellen, schicken Autos mit exklusiven Felgen und tollem Sound. Denn Clara schnupperte in die Mercedes-AMG-Werkstatt in Affalterbach bei Stuttgart rein.

Die Tochter der Lindenwirts, Clara Kerber, durfte einen Tag bei AMG einen Blick in das Herz der Männerdomäne in der Automobilbranche werfen.
Die Tochter der Lindenwirts, Clara Kerber, durfte einen Tag bei AMG einen Blick in das Herz der Männerdomäne in der Automobilbranche werfen. | Bild: Tobias Joos

Dort durfte sie einen Tag lang Einblick in die verschiedenen Bereiche nehmen und war hautnah mit dabei, als die Entwicklungsingenieure Teile konstruierten und sich auch in Besprechungen austauschten. Mit entsprechender Firmenkleidung ausgestattet ging es für sie auch noch in den Showroom von Mercedes-AMG, wo neben einem Einblick in die Arbeit auch das eine oder andere Erinnerungsfoto mitnehmen konnte.

Auch für sie war der Tag sehr interessant und abwechslungsreich, berichtet sie im Anschluss. Sie finde es toll, dass man im Rahmen dieser Tage Jahr für Jahr Türe und Tore von Firmen geöffnet bekommt, um seinen Traumberuf zu entdecken. Ob es sie später auch in die Autobranche zieht, ist aber noch offen.