Künstlerin Veronika Jäger aus Mühlingen und Keramiker Jürgen Mayer aus Orsingen gehören zu denen, für die es derzeit aufgrund der Corona-Krise besonders schwer ist. Das Virus habe ihr Berufsleben komplett auf den Kopf gestellt, erzählen sie. Die beiden betreiben eigene Ateliers.
Normalerweise gibt es über das Jahr viele Wochenenden mit jeweils zwei Verkaufstagen, an welchen die beiden gut gelaunt und mit großer Freude, wie es Jürgen Mayer beschreibt, „verweilenden und sich in entspannter Atmosphäre über den Markt schlendernden Menschen begegnen“. Beide konnten es deshalb erst schwer glauben, dass in diesem Jahr wohl keine großen Märkte mehr stattfinden. Und ihr Geschichten zu den Glasuren oder hochwertigen Ölfarben hinter Masken oder einer Abtrennung zu erzählen, sei keine Option.
Wie die Situation aussieht
Veronika Jäger ist alleinstehend. Sie muss komplett mit den Einnahmen aus ihrer Kunst das Anwesen, das Atelier, die Versicherungen und das Auto unterhalten. Auch eine Ferienwohnung war plötzlich in der Corona-Krise keine Einnahmequelle mehr, erzählt sie.
Die Überlegung einen Onlineshop aufzubauen, verwarf sie schnell wieder. Denn neben einer entsprechenden Professionalität, welche dann auch wieder entsprechende Kosten verursacht hätte, sei ihr klar geworden, dass der Verkauf eines großformatigen Bildes wohl nicht alltäglich sein würde. Sie auch veranstaltet Malkurse, doch diese dürfen aktuell nicht stattfinden.
Jürgen Mayer hatte es mit seiner handlichen Keramik und der Idee, seinen Stand aus seinem Haus heraus in den eigenen Garten zu verlegen, einfacher. Die Keramik verzeiht Schwankungen in der Luftfeuchte, Ölgemälde nicht.
So wie den beiden ergeht es vielen Kunstschaffenden in der Region. Nur für die, die Kunst neben dem üblichen Beruf als Ausgleich und zusätzliche Einnahmequelle betreiben, sind die ausfallenden Märkte zwar ärgerlich, jedoch nicht von existenzieller Art und Weise.
Märkte können nicht stattfinden
Veronika Jäger und Jürgen Mayer organisieren und veranstalten auch die beiden Augenweide-Kunsthandwerker-Märkte in Bodman-Ludwigshafen. Die Sommeraugenweide wäre nicht machbar gewesen, so Mayer: „Security und Einbahnstraßen sowie Bauzäune – das wäre keine Atmosphäre, in der die Leute entspannt sich wie gewohnt verhalten können.“ Aus anderen Bundesländern hören die beiden, dass es bereits erste Märkte mit Mundschutz oder wie im benachbarten Bregenz sogar ohne Mundschutz gebe.
Viele Menschen würden in der aktuellen Situation an ihre Sicherheit und kaufen ihre Lebensmittel oftmals an den Verkaufsautomaten in den Dörfern, erzählt Mayer. Ein Beispiel dafür sei der Milchautomat in der Hauptstraße bei der Familie Joos.
Hoffnung auf Ausstellungsmöglichkeiten
Mayer macht sich bereits intensiv Gedanken, wie die Kunst ihren Weg zu den Menschen finden könnte und bat deshalb dort darum, seinen Stand bewerben zu dürfen. Vielleicht, so die Hoffnung der beiden Künstler, finde sich eine Möglichkeit, dass auch andere Geschäfte deren Einschränkungen sich nun bereits gelockert haben, den regionalen Berufskünstlern ihre Türen öffnen. Vielleicht ergebe sich bei Gastwirten oder in Arztpraxen die Möglichkeit, Bilder zu hängen oder vielleicht bekämen Künstler leerstehnde Ladengeschäfte angeboten. „Denn große Mieten ohne die Einnahmen zu bezahlen, ist einfach für uns alle nicht drin“, merken Jäger und Mayer an.