Asem Butt ist seit etwa einem halben Jahr Jugendleiter der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) Gemeinde in Radolfzell. Der heute 22 jährige Muslim fastet bereits seit seinem 18. Lebensjahr jährlich: „Die ersten drei Tage des Ramadan sind schon schwer ohne Essen und Trinken. Aber der Körper gewöhnt sich nach dieser Eingewöhnungsphase schnell daran.“
Das Ziel eines jeden Muslim während des Ramadans ist es, die volle Konzentration auf den eigenen Glauben zu richten und sich spirituell weiterzuentwickeln. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang wird dafür weder gegessen, noch getrunken. Imam Wajahat Ahmad von der AMJ erklärt: „Der Mensch muss, wenn er erfolgreich sein möchte, etwas leisten. Ein guter Plan und Training gehören immer dazu, um an das Ziel zu kommen.“
Der Imam ist der Vorsteher der Glaubensgemeinschaft. Der Fastenmonat sei für ihn so etwas wie ein Reset-Knopf für den Geist und Körper. „Es kommt nicht darauf an, nur hungrig und durstig zu sein, sondern sich spirituell weiterzuentwickeln“, sagt Ahmad. Es gebe neben dem Fasten auch die Pflicht, während der Zeit des Ramadans den Koran durchzulesen.
Asem Butt scherzt: „Wenn ich mich nicht drei Mal am Tag mit Essen beschäftige, habe ich die Zeit dazu, mich intensiv mit dem Koran auseinanderzusetzen.“ Unter den muslimischen Kindern und Jugendlichen gebe es sogar Wettbewerbe das Buch mit seinen insgesamt 30 Kapiteln durchzulesen. „Wer es schafft, bekommt sogar eine kleine Belohnung.“
Den gesamten Monat lang zu fasten werde jungen Muslimen erst zugetraut, sobald der Körper reif genug dafür sei. Die Meisten fingen mit 15 Jahren an, sich langsam heranzutasten. Asem Butt habe erst später angefangen: „Ich habe das erste Mal so richtig mit 18 Jahren gefastet.“ Auch reisende, kranke oder ältere Menschen müssen nicht durchgehend fasten. Es gebe beispielsweise die Möglichkeit, einzelne Fastentage nachzuholen. „Nach dem Ramadan bin ich immer etwas traurig, dass die Zeit schon vorbei ist“, gibt Butt zu. Der Fastenmonat gebe ihm Rückhalt und Besinnung zum Glauben.
Die Zeit für Muslime, sich spirituell weiterzuentwickeln, verschiebe sich jedes Jahr um zehn Tage. In 36 Jahren wandere der Ramadan so einmal durch jeden Monat des Jahres. „Auf diese Weise muss überall auf der Welt mal früher, mal später, mal länger und mal kürzer gefastet werden“, erklärt Ahmad. Dieses Jahr sei für die europäischen Muslime ein anstrengender Ramadan, da die Sonne im April und Mai über die Hälfte des Tages am Horizont steht. Der Imam sieht darin aber etwas Positives: „So haben wir lange genug Zeit, uns in die Lage ärmerer Menschen in anderen Ländern zu versetzen, die nicht immer etwas zu essen haben.“
Ahmadiyya Muslim Jamaat Radolfzell
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat versteht sich als Reformgemeinde innerhalb des Islam und steht für die ursprünglichen Lehrern der Religion. Gegründet wurde sie 1889 in Indien. In Radolfzell, Singen und Konstanz ist die AMJ mit etwa 90 Mitglieder vertreten, die regelmäßig soziale Projekte organisieren. Die AMJ setzt sich außerdem für den Dialog zwischen Religionen ein. Sie möchten Kontakte knüpfen und Vorurteile gegenüber dem Islam aufklären und suchen deshalb das direkte Gespräch.
Erst im März haben Muslime bundesweit zu der Kampagne „Muslime gegen Rassismus“ aufgerufen, um sich in Podiumsdiskussionen mit Vertretern anderer Religionen auszutauschen. Sie möchten den Mitbürgern so die Angst gegenüber dem Fremden nehmen. Asem Butt will sich zusätzlich für eine Obdachlosenhilfe in Radolfzell einsetzen: „Das ist ein neues Projekt mit dem Ziel, einmal im Monat Spenden für bedürftige Menschen zu organisieren.“
Innerhalb der Gemeinde gebe es eine Männer- und eine Frauenorganisation, die selbstständig und unabhängig von einander seien. Butt merkt an: „Unter uns gesagt – Die Frauen sind aktiver.“ Mehr Informationen zur Gemeinde unter www.ahmadiyya.de.