Das Jahr 2023 hat die Feuerwehr Radolfzell an ihre Grenzen gebracht. Zu 394 Einsätzen mussten die Mitglieder damals ausrücken – so viele wie nie zuvor. Hat sich dieser Trend im vergangenen Jahr fortgesetzt? Tatsächlich nicht, wie bei der Hauptversammlung klar wurde. 2024 wurde die Feuerwehr zu 304 Einsätzen gerufen, das sind rund 22 Prozent weniger als im Ausnahmejahr 2023. Damals waren allein 90 Einsätze auf starken Schneefall im Dezember 2023 zurückzuführen. Das Schnee-Chaos blieb im vergangenen Jahr aus. Doch es gab immer noch jede Menge zu tun.
Brände machen nur 17 Prozent aus
2024 wurde die Feuerwehr 53 Mal zu Bränden gerufen. Das sind 17 Prozent aller Einsätze und ist ein normaler Schnitt, sagte Kommandant Tobias Oechsle. Die Feuerwehr leistete außerdem 89 Mal technische Hilfsleistungen.
Sie wurde 22 Mal zu einer Wasserrettung und 36 Mal zu Umwelteinsätzen gerufen. 17 weitere Einsätze dienten der Abwehr von Öl- und Gefahrenstoffen. Unter anderem wurde von der Feuerwehr eine größere Menge an Zyankali – einen enorm giftigen Stoff – aus einem Keller sichergestellt, berichtete Tobias Oechsle.
34 Menschen seien im vergangenen Jahr aus lebensbedrohlichen Situationen gerettet worden. Für sieben Menschen kam leider jede Hilfe zu spät.
Hilfe bei Großbränden in der Region
Die Brände, zu denen die Feuerwehr 2024 gerufen wurde, waren meistens leicht: Die Feuerwehr löschte brennende Fahrzeuge und Lastkraftwagen sowie Feuer an einem Müllcontainer am Bahnhof. In Böhringen brannte außerdem ein Badezimmer. In Möggingen schmorte in einem Haus eine Waschmaschine, die von der Wehr ins Freie gebracht wurde. Außerdem bekämpften die Einsatzkräfte in Radolfzell in letzter Sekunde den Brand einer freistehenden Foodsharing-Box, ehe das Feuer auf einen dort angrenzenden Sozialverein überspringen konnte.
Sämtliche Großbrände, zu denen die Feuerwehr durch die Überlandhilfe angefordert wurde, befanden sich außerhalb von Radolfzell. Unterstützend im Einsatz war die Radolfzeller Feuerwehr so in Singen, Rielasingen-Worblingen, Stockach und in Konstanz.
Schutz auch für einen Biber
Mit der Unterstützung der DLRG und der Wasserschutzpolizei suchte die Radolfzeller Feuerwehr zudem nach vermissten Schwimmern im See. Sie barg Boote aus Seenot und Havarien und half bei Stürmen den Surfern dabei, wieder an das feste Land zu kommen. Außerdem suchten die Ehrenamtlichen mit einem Sonargerät den Seegrund nach Vermissten ab. Die Wehr schützte nicht nur das Seeufer nach der Havarie eines Bootes vor Umweltverschmutzung – auch ein Biberbau im Schilf konnte vor dem Ölaustritt gerettet werden.

Außerdem war die Feuerwehr Radolfzell mit einem Gefahrenstoff-Zug mit Schutzanzügen an einem Großeinsatz in Singen beteiligt. Dort war im Mai 2024 Alarm wegen eines unbekannten und reizenden Gases ausgelöst worden. Zudem wurde die Feuerwehr zu leichteren und schweren Verkehrsunfälle mit und ohne Verletzte gerufen. Sie barg Menschen aus Fahrstühlen oder unterstütze die Rettungsdienste mit ihrer Drehleiter.
Viele Mitglieder – und viel Nachwuchs
Aktuell zählt die Feuerwehr Radolfzell 219 aktive Mitglieder und weitere 120 Mitglieder in den Jugendabteilungen. Insgesamt erhielten 283 Kinder in Radolfzell eine Brandschutzerziehung. Und all diese Mitglieder sowie die vielen Einsätze sorgen auch im Hintergrund für Arbeit: 2024 wurden laut des Jahresberichts in den Werkstätten vom hauptamtlichem Personal 1321 Mal Atemluftflaschen und 1220 Mal Schläuche geprüft und gewartet – insgesamt mit einer Länge von 22 Kilometern. Außerdem wurden 4159 Kleidungsstücke gewaschen, geprüft und gepflegt.
Die Mitarbeiter wiesen zudem 124 Maschinisten auf Fahrzeuge ein oder bildete sie auf diesen aus. In der Seniorenabteilung der Feuerwehr sind 93 Angehörige vertreten.
Neue Kindergruppen starten durch
Besonders erfreuliche Nachrichten gibt es beim Blick auf den Nachwuchs, denn die Radolfzeller Feuerwehr hat zwei neue Kindergruppen. In Markelfingen zählt sie 23 Mitglieder und in Böhringen 27 Mitglieder. Neben den 50 neu-beigetretenen Kindern engagieren sich aktuell 125 Jugendliche bei der Feuerwehr Radolfzell. Die Jugendarbeit zahlt sich aus: Fünf Jugendliche konnten 2024 in den aktiven Dienst übernommen werden. Acht weitere sind aktuell in der Grundausbildung.
Die Jugendlichen üben in der Gruppe oder in einer Staffel Löscheinsätze. Sie werden unter anderem in der Funk- und Koordinaten-Kunde unterrichtet, lernen Knoten und Stiche wie auch technische Hilfsleistungen. Und auch der Spaß darf nicht zu kurz kommen: So nehmen die Kinder- und Jugend-Abteilungen auch an Ausflügen, Zeltlager oder Sternmärschen teil und haben mit spannenden Spielen den größten Spaß bei der Feuerwehr.