Natalie Reiser

Ein leuchtend rotes Feuerwehrmobil, Baujahr 1934, tourt durch den Landkreis. Für Frieda, so der Name des nostalgischen Oldtimers, geht es schon lange nicht mehr darum, Brände zu löschen. Seit Oktober ist Frieda das „Dialogmobil„ des Landkreises, das Jugendliche dazu einlädt, am demokratischen Leben teilzuhaben, ihre Meinung zu gesellschaftlichen Themen zu äußern und mitzuteilen, welche Veränderungen sie sich wünschen. Das Fahrzeug wurde mit Unterstützung des Sozialverbands für Jugend und Soziales Baden-Württemberg angeschafft.

Jugendgemeinderat testet das Angebot

Hinter der Fahrerkabine, wo einst Schläuche und Utensilien der Feuerwehr lagerten, ist eine Lounge eingerichtet, in der etwa zehn Personen Platz nehmen können. Auf einem Bildschirm können Jugendliche interaktive Präsentationen verfolgen und online an Umfragen teilnehmen.

Kreisjugendreferent Stefan Gebauer stellte das Konzept im Jugendgemeinderat (JGR) vor. Lizenzen für zwei Softwareprogramme hat der Landkreis erworben. Den Jugendlichen werden Fragen gestellt. Mit einem Code können sie sich auf ihrem Mobiltelefon ins Programm einloggen und sich für eine der Antwortmöglichkeiten entscheiden. Die Jugendgemeinderäte probierten es aus und hatten Spaß daran, auf die mit lustigen Bildern versehenen Fragen zu antworten.

Programm bietet viele Möglichkeiten

Lebendig macht die Umfrage zudem, dass die Ergebnisse direkt auf dem Bildschirm dargestellt werden, nachdem die Gruppe sich entschieden hat. Beispielsweise in Balken- oder Kreisdiagrammen oder indem sich um die Antwortmöglichkeiten Punkte ansammeln. „Das Programm bietet viele Möglichkeiten“, erklärte Stefan Gebauer.

„Frieda ist einfach ein Sympathieträger für Jung und Alt“. Stefan Gebauer, Kreisjugendreferent
„Frieda ist einfach ein Sympathieträger für Jung und Alt“. Stefan Gebauer, Kreisjugendreferent | Bild: Gerald Jarausch

Auch die Dokumentation der Ergebnisse sei leicht. Nur ein Click und das Programm erstelle ein PDF oder eine Word-Datei, in der festgehalten ist, was den Jugendlichen in jeweiligen Orten wichtig ist. Im Jugendgemeinderat kam die Idee, die Meinungen von Jugendlichen auf diese spielerische Art kennenzulernen, gut an. Jannik Probst, Vorsitzender des JGR, könnte sich vorstellen, Frieda bei einem Jugend-Hearing, auf Schulhöfen oder auf dem Marktplatz einzusetzen.

Ein Sympathieträger für Jung und Alt

Der Terminkalender von Frieda fülle sich zusehends, berichtete Gebauer, der ein rotes Sweatshirt mit einem Frieda-Aufdruck trug. Das rote Mobil soll als Maskottchen auf T-Shirts und Pullis Platz finden und auch auf Instagram vertreten sein. „Frieda ist einfach ein Sympathieträger für Jung und Alt“, so Stefan Gebauer.

Überall dort, wo der Feuerwehrwagen auftaucht, der einst seinen Dienst im bayerischen Kulmbach erfüllte, ziehe er die Blicke auf sich. Frieda sei auch ein beliebter Selfie-Partner. Gebauer verspricht sich mit Frieda Jugendliche leichter zu erreichen. In Flächenlandkreisen wie dem Landkreis Konstanz sei es nicht einfach, die Meinungen der weit verstreut wohnenden Jugendlichen zu erfragen.

Das könnte Sie auch interessieren

Mit dem Mobil bei Veranstaltungen auf die Jugendlichen zuzugehen oder dort, wo sie gerne ihre Zeit verbringen, hält er für eine erfolgversprechende Möglichkeit. Ein weiterer Vorteil sei, dass es keine Datenschutzprobleme gebe, wenn die Jugendlichen per Handy anonym an den Umfragen teilnehmen.

Auch Kinder können mitmachen

Auch Kitas hätten das Dialogmobil Frieda bereits gebucht. Das Landesrecht sieht vor, dass nicht nur Jugendliche, sondern auch Kinder in Planungen, die ihre Interessen berühren, miteinbezogen werden.

So werden sie beispielsweise vor der Anschaffung einer neuen Rutsche gefragt, ob sie lieber ein Modell mit oder ohne einen Tunnel hätten oder ob die neuen Stühle rot oder grün sein sollen. Ziel sei es, Kindern zu vermitteln, wie Demokratie funktioniert. Die Kinder und auch alle anderen, die kein Mobiltelefon dabeihaben, können per Tablet auf die Fragen antworten. Zehn Geräte wurden dafür angeschafft.