Es ist zwar freundlich von der Konstanzer Landtagsabgeordneten Nese Erikli, in Radolfzell Aktivisten weiterhin zu ermutigen, zum Beispiel auf Bürgermeister, Kreistag oder den neuen Landrat Zeno Danner zuzugehen und sie von ihren Argumenten zu überzeugen. Aber ist sie nicht selbst auch Adressat?

Die Politik ist dafür verantwortlich, die derzeitige Situation zu verbessern, damit Hebammen wieder Anreize bekommen, ihren Beruf auszuüben. Auf Bundesebene müssen Rahmenbedingungen beschlossen und Personalgrenzen und Bezahlungen überarbeitet werden. Das Land, und damit auch Nese Erikli, muss sich für die Infrastruktur einsetzen. Und der Kreis, dem der Klinikverbund gehört, muss über die einzelnen Standorte entscheiden – und für Alternativen sorgen, um die Schließung der Geburtenstation Radolfzell auszugleichen. Hat die Bevölkerung sich nicht schon laut genug beklagt? Vor der Schließung der Geburtenstation wurden schon vor zwei Jahren 10 000 Unterschriften für ihren Erhalt gesammelt, die Initiative hat bereits öffentlich gemacht, wofür sie einsteht. Und der Mangel an Hebammen ist bekannt, ebenso wie die hohen Geburtenraten. Dass die Lage ernst ist, dürfte also schon längst in den Köpfen der Zuständigen angekommen sein. Die Bevölkerung hat schon genug getan. Jetzt ist die Politik an der Reihe.