Rund 90 Haushalte in Liggeringen setzten auf erneuerbare Energien und machen sich bei der Wärmeversorgung von fossilen Brennstoffen unabhängig. Drei Millionen Euro investieren die Radolfzeller Stadtwerke in Liggeringen in eine Solarthermie-Anlage, die mehr als jedes dritte Grundstück im Dorf mit Nahwärme versorgen wird. Im Sommer soll der Bedarf an Warmwasser vollständig vom Energie-Lieferanten Sonne gedeckt werden. Ab Herbst unterstützt eine Holzschnitzel-Heizzentrale zusätzlich den Wärmebedarf in den Haushalten. Mit der Solarthermie-Anlage reduziert sich die Umweltbelastung im 1000-Seelen-Dorf um 700 Tonnen Kohlendioxyd jährlich.
Nach Möggingen mit seinem Biorohgas-Blockheizkraftwerk macht sich nun auch Liggeringen mit seiner Solarthermie-Anlage in der Wärmeversorgung autark. Beide Radolfzeller Kraftwerke nutzen dann auch in Zeiten des Spitzenverbrauchs an Energie 100 Prozent nachwachsende Ressourcen. Beim symbolischen Spatenstich für den ersten Bauabschnitt an der Litzelhardt-Halle begriff Oberbürgermeister Martin Staab die Solarthermie-Anlage als ein Vorzeigeprojekt der auf kommunaler Ebene praktizierten Energiewende und zollte Bürgern, Ortsverwaltung und Stadtwerken Respekt.
Das ehrgeizige Bürger-Projekt unter der Federführung der Stadtwerke hatte fast an der Suche nach einem passenden Grundstück zu scheitern gedroht. Der Standort für die 1200 Quadratmeter große Kollektorenfläche wurde planerisch mehrmals verlegt. Nun findet sie an der nördlichen Peripherie der Ortschaft ihren Platz. Für Ortsvorsteher Herrmann Leiz ist es eine Herzensangelegenheit: "Wenn es wegen einem kleinen Grundstück zu einem Scheitern des Projektes kommt, dann denkst Du, jetzt bricht eine Welt zusammen."
Mit den Baumaßnahmen zur Verlegung der Nahwärmeleitungen bekommen die am Projekt beteiligten Bürger auch einen Anschluss an das Glasfasernetz für schnellen Internetzugang. Gleichzeitig investieren Stadt und Stadtwerke in eine Verbesserung von Gehsteigen und Fahrbahnen, dem Kanalsystem, der Straßenbeleuchtung sowie in die Trinkwasserversorgung. Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Reinhard machte mit dem Mögginger Öko-Projekt die Erfahrung, dass sich während der Bauphase weitere Bürger für einen Anschluss entscheiden. Bei der dortigen "Bagger-Akquise" stieg die Zahl von anfäünglich 90 Grundstäcksanschlüssen auf 146.
Der Zeitplan
Die ersten Häuser sollen von der Solarthermie-Anlage im Winter 2017/18 versorgt werden, über eine mobile Heizzentrale an der Litzelhardt-Halle. Im Frühjahr 2018 beginnen die Stadtwerke mit dem Bau der Solarthermie-Anlage hinter dem Baugebiet Schwärtze an der nördlichen Peripherie von Liggeringen. Der Bau des Nahwärmenetzes soll Ende 2018 abgeschlossen sein. (gla)