Augen zu und durch? 20 Millionen statt 14 Millionen? Die Stadträte im Stiftungsausschuss haben recht, es gibt keine andere Möglichkeit. Ein Ausstieg aus dem Projekt Pflegeheim würde bedeuten, den Betrieb der Spitalstiftung gegen die Wand zu fahren. Dennoch wäre es zu einfach, die Kostenentwicklung nur auf die überhitzte Konjunktur zu schieben. Richtig, die Baukosten sind in den vergangenen vier, fünf Jahren drastisch gestiegen. Aber seit September 2009 ist in der Landesheimbauverordnung festgelegt, dass mit den Doppelzimmern im September 2019 Schluss sein muss. Dann gilt die Einzelzimmervorgabe.

Während andere auf Einzelzimmer umgestellt oder Projekte dafür entwickelt haben, bemühte man im Heilig-Geist-Spital in Radolfzell die Sozialromantik von der „guten Doppelbelegung“: Wenn ein Betagter auf den anderen Betagten aufpasst. Die Wirklichkeit, dass sich kein Mensch auf Dauer wohlfühlt, wenn er in einem gemeinsamen Zimmer mit seinen Gebrechen anderen zu Last fällt oder er den Gebrechen anderer rund um die Uhr ausgesetzt ist, hat man ausgeblendet. Das Projekt neues Pflegeheim hat erst 2017 Fahrt aufgenommen. Jetzt muss die Stadt den Preis dafür zahlen.