Nachdem die Südbadenbus GmbH (SBG) ihren Rückzug aus dem Regionalbusverkehr erklärt hat, kommt nun für die SBG-Busfahrer die nächste Hiobsbotschaft. Die SBG wird auch den Stadtbusverkehr ab Januar 2020 an ein Subunternehmen abgeben. Betroffen davon sind etwa 18 Busfahrerinnen und Busfahrer, die zum Teil jahrzehntelang für die SBG in Radolfzell den Stadtbus gefahren sind.
Für sie heißt es jetzt den Wechsel des Arbeitsplatzes in Kauf nehmen oder bei dem neuen Unternehmen anfangen. Jedoch zu veränderten – und meist schlechteren – Vertragsbedingungen, wie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in einer Presseinformation erklärt.
Die Niederlassung und das Kundencenter sind ab dem 1. Januar geschlossen
Die SBG wird lediglich die Strecke Stein am Rhein nach Singen weiterbetreiben. Ihre Niederlassung in Radolfzell soll zum 1. Januar 2020 geschlossen werden. Ebenso das Kunden-Center. Die nächstgelegene Niederlassung der SBG befindet sich dann in Villingen.
Die EVG ist indes sauer über den Umgang von Südbadenbus mit den Mitarbeitern. „Von den 18 Kolleginnen und Kollegen wird verlangt, zu dem Subunternehmer zu wechseln und dabei Einbußen bei Bezahlung und Sozialstandards hinzunehmen“, schreibt EVG-Gewerkschaftssekretär und Ex-Radolfzeller Frank-Michael Hänel. Dieses Verhalten sei unsozial, sagt er.
Mitarbeiter sollen unter Druck gesetzt worden sein
Weiter gibt Hänel an, die SBG würde Mitarbeiter unter Druck setzen. Die SBG habe den Mitarbeitern nahegelegt, entweder der Versetzung an die Niederlassung Villingen zuzustimmen oder einen Aufhebungsvertrag zu unterzeichnen.
Für diese Entscheidung habe man den Mitarbeitern eine Frist von 14 Tagen gegeben, schreibt Hänel weiter. Dies sei mit dem Betriebsrat der Niederlassung Villingen noch gar nicht abgestimmt gewesen. „Geht es noch unsicherer für unsere Busfahrer und deren Familien?“, kritisiert Hänel.
Bahn äußert sich nur sehr Vorsichtig zu dem Thema
Von Seiten der Bahn hält man sich bei diesem Thema bedeckt. Es wird bestätigt, dass der Stadtbusverkehr ab Januar an einen Subunternehmer abgegeben werde. „Es ist richtig, dass wir wegen des Weiterbetriebs des Stadtbusses Radolfzell mit einem Subunternehmer in Verhandlung stehen“, schreibt ein Sprecher der Bahn auf eine Anfrage des SÜDKURIER.
Warum Südbadenbus den Radolfzeller Stadtbusverkehr nicht weiterbetreiben möchte, obwohl das Angebot für weitere vier Jahre durchaus bestand, darüber schweigt sich der Bahnsprecher trotz Nachfrage aus.
Bahn beteuert, es habe Gespräche und Beratung gegeben
Dass die SBG Druck auf ihre Mitarbeiter ausübt, das möchte der Bahnsprecher so nicht stehen lassen. „Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Niederlassung Radolfzell wurden bisher mehrere Infoveranstaltungen und Einzelgespräche angeboten. Wir bieten allen Kolleginnen und Kollegen individuelle Beratung für die weitere Anstellung bei der DB. Dazu gehören Angebote als Busfahrer bei einer anderen Busgesellschaft in Baden-Württemberg, wenn möglich einen alternativen Job im DB-Konzern oder einen Aufhebungsvertrag. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben dabei freie Wahl“, heißt es in der Antwort der Bahn weiter. Aber einen Wechsel des Arbeitgebers hält der Bahnsprecher für durchaus möglich: „Busfahrer werden derzeit fast überall gesucht“, schreibt er.
Gewerkschaft gibt an, anderes aus der Belegschaft gehört zu haben
Frank-Michael Hänel gibt an, anderes aus der Belegschaft gehört zu haben. Die EVG werfe Südbadenbus vor, dass eben mögliche Alternativen, wie zum Beispiel ein Betriebsübergang oder eine Weiterbeschäftigung als Busfahrer in einer anderen DB-Gesellschaft nie ernsthaft geprüft worden seien.
„Mit den Mitarbeitern ist sehr lieblos umgegangen worden“, sagt Hänel. Für die Beschäftigten stelle sich nun die Frage, ob sie den Wohnort wechseln oder den Arbeitgeber.
Regionalverkehr ist an einen neuen Anbieter vergeben worden
Bereits Anfang des Jahres gab die Deutsche Bahn bekannt, dass der Regionalbusverkehr nicht mehr über die SBG laufen werde. Südbadenbus sei als Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn bei der Ausschreibung des Landkreises nicht zum Zug gekommen.
Ab dem 1. Januar wird der Regionalbusverkehr von der Firma Behringer aus Tuttlingen und der Firma Stadtbus Klink in Tuttlingen ausgeführt. Betroffen von der Schließung der Niederlassung sind rund 140 Mitarbeiter, davon arbeiten 120 als Busfahrer und 20 Mitarbeiter in Verwaltung und Werkstatt.
Busverkehr im Kreis
Der Landkreis Konstanz hat mit der Ausschreibung des Regionalbusverkehrs zum 1. Januar 2020 vor allem ein Ziel verfolgt: Es soll eine deutliche Ausweitung des Fahrplanangebots und der Qualitäten geben. In der Vorlage nannte die Kreisverwaltung das Ziel von einer Million Fahrplankilometer zusätzlich. Die Ausschreibung des Verkehrraums Stockach ging an die Firma Behringer aus Klettgau, die Verkehrsräume Radolfzell, Engen und Singen gingen an das Unternehmen Stadtbus Klink aus Tuttlingen. Die Laufzeit der Verträge beträgt sieben Jahre. Der Kreis Konstanz hat seine neuen Leistungen ab dem 1. Januar 2020 zum WBO-Tarif ausgeschrieben. Das Kürzel WBO steht für den Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer. Busfahrer dieser Unternehmen bekommen 17 Euro Stundenlohn und damit drei Euro mehr als SBG-Fahrer. Aber Südbadenbus bezahlt nach Aussagen von Busfahrern „weitaus besser und fairer“ Pausen und Stillstandzeiten. Der Verdienst sei also höher. (bec)