Die Jubelrufe sind vielstimmig und kommen aus tiefstem Herzen. Schon gute 20 Minuten nach der sechsten Schulstunde stehen die Schüler auf Höhe des Zebrastreifens an der Behelfshaltestelle in der Güttinger Straße und warten auf ihren Bus. Der auf die Höri und nach Stein am Rhein ist weg, in den nach Singen wollte keiner einsteigen. Es ist 13.20 Uhr und der Bus der Linie 7363 nach Steißlingen biegt um die Kurve, so sieht Erlösung aus, endlich geht es für etwa 30 Schüler heimwärts.
Am Tag zwei nach der Sperrung der Konstanzer Brücke und damit der Verlegung des Regionalbusverkehrs und der Stadtbuslinien sechs und acht von der Haltestelle an der Unterseesporthalle in die Güttinger Straße haben die Schulleiter erste Erkenntnisse gesammelt. Für ihre Schüler wird es zum Teil bei regulärem Unterrichtsende zeitlich sehr eng, den Bus zu erreichen. Der Weg über den Haselbrunnsteg dauert länger. Von der Gerhard-Thielcke-Realschule oder dem Friedrich-Hecker-Gymnasium an die Haltestelle Unterseesporthalle sind es keine hundert Meter, über den Haselbrunnsteg zur Behelfshaltestelle in die Güttinger Straße sind es etwa 400 Meter.
Schüler müssen sich sputen, um rechtzeitig am Bus zu sein
Gabriele Wiedemann, Schulleiterin der Realschule, weist auf den wunden Punkt hin: „Die Buszeiten haben sich nicht geändert.“ Damit die Schüler rechtzeitig den Bus erreichen können, müsse der Unterricht pünktlich beendet werden. Hinzu käme, dass sich bei den Schülern noch keine Routine eingestellt habe. „Die Verwirrung bei den Schülern, wo fährt der Bus ab, ist immer noch vorhanden.“ Immer wieder halten Busse, die nur den Hinweis „Betriebsfahrt“ in ihrer Anzeige tragen. „Einzelne Schüler bleiben stehen, weil der Bus zu voll ist“, sagt Wiedemann.

Ähnliches kennt Ulrike Heller, Schulleiterin des Gymnasiums. Auch sie berichtet von irritierten Schülern, deren Bus eigentlich die Unterseesporthalle anfahren sollte. Dazu gehören Fahrten der Schulbuslinie sieben, die von Böhringen aus noch direkt das Gymnasium anfährt. Auch Ulrike Hellers Kritik lautet: Die Busfahrzeiten an der Behelfshaltestelle in der Güttinger Straße seien leider mit der Schule nicht abgestimmt. Es sei zu überlegen, manche Schüler eher aus dem Unterricht zu lassen. Wegen der längeren Wege würden sie sonst den Bus verpassen. „Dann stehen sie dahinten rum“, beschreibt Ulrike Heller ein unwillkommenes Szenario.
Der Steg ist morgens oft glatt
Ein anderes Thema ist die Verkehrssicherheit auf dem Haselbrunnsteg, er muss nach der Sperrung der Konstanzer Brücke mehr innerstädtischen Fußgängerverkehr aufnehmen. In den Morgenstunden sei er oft sehr glatt, berichtet Oberstudiendirektorin Heller. Das hätte ihr Stellvertreter Marc Bornmann nach einem Ausrutscher auf dem vereisten Steg schmerzhaft erfahren.
Schulleiterin lobt Vollzugsdienst
Noch gefährlicher wird es, wenn Radfahrer auf dem Steg nicht absteigen. Die Stadt hat Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes angewiesen, das Verkehrsverhalten auf dem Haselbrunnsteg in den Stoßzeiten zu überwachen. „Um einen sicheren Schulweg zu gewährleisten“, wie es in einer Pressemitteilung der Verwaltung heißt. Realschulleiterin Gabriele Wiedemann lobt: „Das funktioniert gut.“ Die Vollzugsdienstmitarbeiter, die auf dem Haselbrunnsteg ein Auge auf den richtigen Fußgängerverkehr haben, stellen fest: „Es sind meist Erwachsene, die wir auf die Schiebepflicht für Fahrräder hinweisen müssen.“

Auch die Teggingerschule ist von der Sperrung der Konstanzer Brücke betroffen. Noch gibt es das Schlupfloch auf der Brücke für Fußgänger und Radfahrer. „Später kommen die Kinder östlich der Brücke dann über den Libellenweg zu uns“, sagt Schulleiter Norbert Schaible. Elternbeiratsvorsitzende Sabine Buhl sieht der Komplettsperrung der Brücke mit gemischten Gefühlen entgegen: „In der Unterführung am Libellenweg kommen Kinder nur schwer mit dem Rad rauf und runter.“
Sanierung und Umleitung
- Die Brückensanierung: Die Stadt Radolfzell hat die Erneuerung der Konstanzer Brücke in Auftrag gegeben. Auch wird die Fahrbahn neu eingeteilt. Fußgänger bekommen auf beiden Seiten der Brücke einen Gehweg. Daneben soll ein 2,10 Meter breiter Radfahrstreifen eingerichtet werden.
- Der Autoverkehr: In die Innenstadt kommen die Autofahrer aus dem Osten nur über Radolfzeller und Schützenstraße. Wie Polizeirevierleiter Willi Streit mitteilt, habe es keine größeren Probleme gegeben, „nur die erwartbaren Behinderungen“.