Mit der Familie gemütlich zu Abend essen, anschließend Geschenke vor dem Weihnachtsbaum austauschen – für viele Menschen sieht so oder so ähnlich Weihnachten aus. Auch Georg Landhäußer sagt: „Weihnachten steht im Zeichen der Familie und Freunde.“

Familie muss im Notfall hinten anstehen

Und dennoch ist der 33-Jährige jederzeit bereit, seine Frau und seit diesem Jahr auch seine kleine Tochter alleine vor dem Weihnachtsbaum zurückzulassen. Denn Landhäußer ist Mitglied der Feuerwehr Radolfzell und muss an Weihnachten wie seine Kollegen im Notfall ausrücken.

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Er erklärt, wie die Einsätze in Radolfzell organisiert werden. So gebe es drei verschiedene Einsatzschleifen: Manche Einsatzkräfte werden unter der Woche tags und nachts eingesetzt, manche an Wochenenden und dann gebe es noch Einsatzkräfte, die zu kleinen Notfällen gerufen werden. Für Sonderfahrzeuge gebe es weitere Sonderschleifen.

Georg Landhäußer selbst steht wochentags auf Abruf bereit – an Feiertagen wird er bei kleinen Einsätzen nicht alarmiert, lediglich, wenn es zu größeren Notfällen kommt.

In den vergangenen Jahren habe es solche aber in Radolfzell über die Feiertage nicht gegeben, berichtet Tobias Oechsle, stellvertretender Fachbereichsleiter bei der Radolfzeller Feuerwehr.

In der Regel wenige Einsätze an Weihnachten

Lediglich einen Baum über einer Fahrbahn, einen übergelaufenen Öltank sowie eine Amtshilfe für die Polizei habe es gegeben. In einem Fall sei es zudem darum gegangen, eine Person zu retten, die sich unter einem Zug befand. Generell sagt Oechsle: „Subjektiv würde ich sogar eher behaupten, dass an Weihnachten weniger los ist, als sonst.

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Insbesondere weil die meisten Leute zuhause sind, im Gewerbe Betriebsruhe herrscht, weniger Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind und so weiter.“

Einsätze sind Pflicht

Was aber, wenn doch einmal etwas Größeres passiert? Stört Georg Landhäußer nicht die Aussicht, im Ernstfall sein Weihnachtsfest opfern zu müssen? „Nein“, sagt der 33-Jährige: „Sobald wir zum Einsatz alarmiert werden, sind wir verpflichtet, ins Feuerwehrhaus zu kommen und dann denkt man primär nicht darüber nach, dass Weihnachten ist.“

Für ihn zähle „der Hilfsgedanke“. Er sei schließlich schon als Zwölfjähriger in seiner damaligen Heimat der Feuerwehr beigetreten, um „etwas Soziales, Gutes zu tun“ und habe sich nach seinem Umzug nach Radolfzell auch der örtlichen Gruppe angeschlossen.

Und es gebe ja auch andere Anlässe, zu denen Einsätze eigentlich ungelegen kommen – etwa Silvester, Geburtstage oder auch mal ein gemütliches Essen im Restaurant.

Leidensgeschichten sind belastend

„Ein Stück weit hofft man natürlich, dass nichts passiert, weil es auch Leidensgeschichten sind, die dahinter stehen“, sagt Georg Landhäußer. Trotzdem wisse er, „die Einsätze kommen, wie sie kommen“.

Allerdings gibt er zu: „Es ist natürlich schon ein Spagat, an solchen Tagen auch der Familie gerecht zu werden, wenn man zu Einsätzen gerufen wird.“

Familie gibt Rückhalt

Zumal er seit kurzem Vater einer kleinen Tochter ist. Aber er könne sich auf den Rückhalt der Familie verlassen. „Meine Frau hält mir den Rücken frei und unterstützt mich da“, freut er sich.

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Angespannt, weil er jederzeit zu einem Einsatz gerufen werden könnte, sei er übrigens nicht, sagt Georg Landhäußer. „Wenn Sie jedes Mal denken, wann ist der nächste Einsatz, dann haben Sie kein schönes Leben mehr“, ist er sich sicher.

„Wir können trotzdem Weihnachten feiern. Und das lasse ich mir auch nicht nehmen.“ Er räumt aber ein: „Ich glaube, diese Ruhe kommt erst mit den Jahren.“