Dienstag, 31. März, 14.44 Uhr auf dem Handy: Eine E-Mail von Hans-Georg Lauer verschwindet augenblicklich vom Bildschirm. Nichts im Posteingang und nichts in den gelöschten Elementen. Da hin und wieder was Wichtiges – Mails des Liggeringer Ortsvorstehers Hermann Leiz – bei den Junk E-Mails landen, schauen wir dort nach. Es ist zwar schwer vorstellbar, dass Hans-Georg Lauer und damit der Schriftführer des Vereins Markelfingen attraktiv eine Ramsch- oder Kruscht-Mail, so die Übersetzung für Junk, schickt, aber wer weiß. Tatsächlich, da ist sie. Es ist eine Ankündigung, dass das Morgenläuten am Palmsonntag auf SWR4 aus Markelfingen kommt. Beginn der Radiosendung ist um 8 Uhr. Wir überlegen uns einen Multiple-Choice-Test für die Frage, warum die Mail im Kruschtordner gelandet ist: a) unchristliche Zeit: Redakteure, die früher Pfadfinder und/oder Ministranten waren, stehen wegen eines Morgenläutens nicht mehr auf; b) coronafrei: in der Mail fehlt das Wort Corona und wird vom Computerprogramm als unbedeutend eingestuft; c) überschrittene Veröffentlichungszahl: das Wort Markelfingen hat die zulässigen Veröffentlichungswerte in einer Dekade überschritten. Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir eine Radiofrequenz von SWR4.
Mittwoch, 1. April, 9.50 Uhr vor dem Computer: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, vielleicht ist wieder was im Kruschtfach gelandet. Siehe da, es ist eine Mail von Stadtrat Christof Stadler, er hat ein Bild „ohne Worte“ angehängt. Es ist bedingt coronafrei und zeigt ein Schild vor einem Reformhaus. Darauf steht „Wieder da: Hefe, Mehl, Nudeln, Cistustee“. Was um Himmels Willen ist Cistustee? Gesund, wahrscheinlich.
Bleistifte werden desinfiziert
Mittwoch, 1. April, 13.50 Uhr in der Poststraße: Schuhmachermeister Wolfgang Uhl hat eine Schuhabgabebox gezimmert und vor seine Geschäftstüre gestellt. Der unter Deichmannverweigerern und Narrenspiegelgängern weit über Radolfzell hinaus bekannte Bassist der Seefunkgruppe präsentiert sich als Optimist. Auf der Box stehen die Wahlsprüche „Resignieren ist keine Option“ und „The show must go on“. Damit alles kundensicher funktioniert, hat Wolfgang Uhl den Reparatur-Auftrag in fünf Schritte unterteilt. Die Handhabung erfolgt nach der höchsten Zertifizierung, die je für einen Schuhreparaturauftrag vergeben worden ist. Dazu gehört die korrekte Benutzung des Bleistifts: „Der von Ihnen benutzte Bleistift darf gerne mitgenommen werden. Ansonsten einfach auch in die Box werfen, wird dann von uns desinfiziert. Danke.“
Die Kolumne: Das Corona-Tagebuch der Redaktion Radolfzell begreift sich als hoffentlich vorübergehende Erscheinung.