Eine Pandemie ist wirklich nichts für Helden. Große Taten, die Superkräfte erfordern, sind in diesen Tagen nicht gefragt. Den größten Dienst, den man der Allgemeinheit erweisen kann, ist auf dem Sofa sitzen zu bleiben und Menschenansammlungen zu meiden. Superman würde sich verwundert die Augen reiben. Denn niemand würde ihn rufen, um die Welt zu retten.

Mutmacher in schwierigen Zeiten: Die Radolfzeller Steinreihe befindet sich am Beginn des Riedwegs zwischen Radolfzell und Markelfingen
Mutmacher in schwierigen Zeiten: Die Radolfzeller Steinreihe befindet sich am Beginn des Riedwegs zwischen Radolfzell und Markelfingen | Bild: Erika Brenner

Er könnte getrost daheim sein Cape bügeln und Pizza bestellen. Andersrum betrachtet war es auch nie einfacher, ein Held zu werden. Sich einfach an die banalen Regeln halten, Rücksicht nehmen und schon klatschen einem die Nachbarn auf dem Balkon Beifall. Mund und Nase – nicht nur eins von beiden – werden von einer Maske bedeckt. Zack, gute Tat erledigt. Nimm das, Batman. Seine Maske umfasst übrigens nur die Nase. Das geht auf jeden Fall besser.

Mutmacher in schwierigen Zeiten: Die Radolfzeller Steinreihe befindet sich am Beginn des Riedwegs zwischen Radolfzell und Markelfingen
Mutmacher in schwierigen Zeiten: Die Radolfzeller Steinreihe befindet sich am Beginn des Riedwegs zwischen Radolfzell und Markelfingen | Bild: Erika Brenner

Dennoch bedarf es in diesem Tagen auch Mut. Die Einschränkung der Bewegungs- und Atmungsfreiheit setzen auf Dauer zu. Doch gibt es noch kleine Dinge, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. SÜDKURIER-Leserin Erika Brenner hat der Redaktion Bilder von Mutmachersteinen geschickt. Dazu schreibt sie: „Nicht nur in Hamburg oder München, auch in Radolfzell gibt es eine Schlange von Mutmachersteinen, als Zeichen für den Zusammenhalt in der schwierigen Coronazeit“.

Diese Schlange bunt bemalter Steine befindet sich am Beginn des Riedwegs zwischen Radolfzell und Markelfingen. „Viele Kinder und Erwachsene haben sich schon mit bunt bemalten Steinen jeglicher Form und Größe an diesem positiven Miteinander beteiligt und so die Schlange wachsen lassen. Die Kreativität kennt dabei keine Grenzen und bringt ein bisschen Freude und Farbe für Groß und Klein in das zum Teil schwierige Leben in manchen Familien“, schreibt Erika Brenner weiter. Und tatsächlich sehen die Steine so aus, als hätte man damit ein paar Kinderhände eine Weile lang beschäftigt bekommen. Um sie dann bei einem gemeinsamen Spaziergang in die Schlange zu legen.

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Auch das ist nicht sonderlich heldenhaft, so ein paar Steine anzumalen und sie an den Wegesrand zu legen. Doch auf jeden Fall sind kleine Kinderhände beim sorgfältigen Verzieren der Steine geschickter als der unglaubliche Hulk und seine grünen, klobigen Pranken. Das wirklich heldenhafte der Pandemie liegt wieder im Kleinen. Der Allgemeinheit und jedem einzelnen, der die schönen Steine entdeckt und sich daran erfreut, bringen sie mehr als Superhelden, die fliegen können.

Zur Kolumne: Das Corona-Tagebuch der Redaktion Radolfzell begreift sich als hoffentlich vorübergehende Erscheinung

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