
Dienstag, 10. November, kurz vor 18 Uhr auf dem Marktplatz: Die Missionare des hemmungslosen Egoismus feiern was auch immer vor dem Münster: Sankt Martins-Umzug, Laternenumzug, Lichterfest. Die Querdenker und Corona-Verharmloser glauben einmal mehr, die große Mehrheit der Gesellschaft und den Staat vorgeführt zu haben. Was wegen der Pandemie untersagt ist, ein Sankt Martins-Umzug, das haben die Querdenker flugs als „Versammlung“ deklariert. Damit steht jeder Torheit Tür und Tor offen. Etwas mehr als zwanzig Erwachsene haben zur Verstärkung Kinder mitgebracht. Der Abstand zwischen den Familien ist schwer zu kontrollieren. Ist ja egal, ob sich wer ansteckt, für die Eiferer des uneingeschränkten Ichs ist Corona kaum mehr als ein Schnupfen.
Mittwoch, 11. November, kurz nach 16 Uhr im Postfach: Der bekennende Querdenker Wolfgang Schneefeld gibt sich als „verantwortlicher Versammlungsleiter“ zu erkennen. Er protestiert per Mail vehement gegen unsere Online-Meldung „Wie Corona-Leugner und -Verharmloser mit Kindern einen St.-Martins-Umzug durch die Stadt unternehmen“. Schneefelds Darstellung der Geschehnisse liest sich so: „Es handelte sich bei dem St.-Martinsumzug nicht um eine Versammlung der Querdenker. Die Versammlung wurde von einem einzelnen Radolfzeller Bürger angemeldet, eingesetzte Versammlungsmittel waren St. Martinslaternen, Megafon/mobile Verstärkeranlage.“ Aha. Komisch nur, dass genau diese Veranstaltung auf der Internetseite „Querdenken Hegau“ als Termin angekündigt und beworben worden ist.
Donnerstag, 12. November, auf der Querdenken-Seite: Alle Hinweise zum Martins-Umzug in Radolfzell und dem Laternenumzug in Singen sind auf der Internetseite gelöscht. Es gibt nichts, was es nicht geben darf. Dafür sorgen dann verantwortliche Versammlungsleiter. Trau, schau, wem: Auch Missionare des ungehemmten Egoismus haben ihre Befehlsketten. Übrigens: Sankt Martin war das Gegenteil eines Egoisten, deshalb wird er verehrt.