Zunfthaus mit Bändel: Auf privatem Gelände dürfen sie hängen.
Zunfthaus mit Bändel: Auf privatem Gelände dürfen sie hängen. | Bild: Jarausch, Gerald

Samstag, 6. Februar, im öffentlichen Raum von Radolfzell: Der Ukas der obersten Stadtverwaltungsherrschaft hat eine durchschlagende Wirkung, ganz Radolfzell ist im öffentlichen Raum wenigstens über den Köpfen eine „bändelfreie Zone“. Niemand, aber auch gar niemand hat Närrisches oder Feierndes im Schädel, wenn über seinem Dez kein alter Lumpen schwingt. Nur diese etwas verratzten, farbenfrohen Textilreste lösen diesen zwanghaften Reflex zur unerhörten Nähe mit wildfremden Menschen aus. Dem Rathaus sei Dank, sie führen uns in diesem Jahr nicht in Versuchung. Weil nicht da, weil verboten. Die immer gleich bleichen Bändel an der Mundnasenmaske dagegen lösen den exakt gegenteiligen Reflex aus: Abstand halten, nix trinken, nix reden, schnell nach Hause gehen.

Privates Gelände

Samstag, 6. Februar, nahe des öffentlichen Raums: Ganz Radolfzell ist eine bändelfreie Zone? Nein! An einem von komisch behüteten Menschen behüteten Haus in der Kaufhausstraße hängen alte Lumpen vorm Fenster. Wo bleibt die Polizei, die Feuerwehr, das Sondereinsatzkommando aus dem Rathaus? Nix da, klärt Martin S. aus R. mit Fuchsschwanzkappe auf dem Dez auf: „Unser Zunfthaus ist privates Gelände, wir dürfen das.“

Das könnte Sie auch interessieren

Samstag, 6. Februar, auf dem Wochenmarkt: Es herrscht Bestürzung bei denen, die auch am Schmutzige Dunschtig wie sonst alle Tage im Lockdown arbeiten, im Home-Schooling sind, über die armen „Mitarbeitenden der Stadtverwaltung“. Sie werden an diesem Tag von ihren Chefs in ihre eigenen vier Wände vertrieben. Auch wenn die Machtübernahme ausfällt, sollen sie gefälligst „Fasnet dehom“ feiern. Eine mögliche Auflage: Wer von den Mitarbeitenden nach der ausgefallenen Fasnet nicht alle Narrizellafiguren im Kappedeschle zum Ausmalen ausgemalt wieder ins Rathaus mitbringt, wird mit einem Beförderungsstopp nicht unter einem Jahrzehnt bestraft.

Aus Stockach?

Sonntag, 7. Februar, im E-Mail-Postfach: Harald Guhl, ehemaliger Hauptmann der Narrengarde, schickt eine Beschwerde wegen des Artikels „Narren verlieren Narrenfreiheit“. Er schreibt: „Sie haben Ihre Kinder- und Jugendzeit in Radolfzell verbracht, teils Ihre berufliche Tätigkeit in Stockach gehabt, ich frage mich nun, was ist bei Ihnen mehr hängen geblieben, Stocke oder Zell. Denke, Sie sind doch en richtige Zeller. Dem Artikel nach aber Stockacher. Weil Sie, wie Stockemer vum ‚Schmotzigen Dunschtig‘ schreibet, und it wie Zeller vum ‚schmutzige Dunschtig‘ .“ Was soll ich sagen, der Korrektor in Konstanz hat aus dem Schmutzigen einen Schmotzigen gemacht. Vielleicht ist der Korrektor aus Stockach. Ganz schwer, aus der Nummer herauszukommen.