Der Zug kommt: Freiheitsfahrer in der Teggingerstraße.
Der Zug kommt: Freiheitsfahrer in der Teggingerstraße. | Bild: Jarausch, Gerald

Samstag, 6. März, 12.30 Uhr am Redaktionsfenster: Da zieht er vorbei, der dritte Auto-Korso der selbsternannten Streiter für ein ungezügeltes Ausleben der Grundrechte auf den Straßen und anderswo. Ja, es ist halt schon ein bisschen blöd mit dem Gegen-die-Corona-Diktatur-Kämpfen. Kaum ist das Drücken der Fahrzeughupe verboten, ist für viele Geradeauslenker unter den Freiheitsfahrern wohl die Lust, in Auto und Gesellschaft durch Radolfzell zu zuckeln, verloren gegangen. Die Polizei zählt 65 Autos und 100 Insassen bei der Protestfahrt. Gleichzeitig stellen sich an diesem Morgen 212 Radolfzeller zum kostenlosen Corona-Schnelltest vor dem Friedrich-Werber-Haus auf dem Marktplatz an. Dies als Abstimmung mit den Füßen zu werten, wäre äußerst unfair. Auf den Marktplatz darf man nicht mit dem Auto fahren, an Markttagen geht das gar nicht. Also steht der ultimative Vergleich noch aus. Den haben wir erst, wenn die Stadt auf dem Messeplatz einen Drive-In für den Schnelltest anbietet. Noch besser: Ein Drive-In zum Impfen und daneben die Startbahn für den X. Auto-Korso gegen die Corona-Diktatur – wer kann mehr Räder aufbieten?

Der Wasserdampf und die Feuerwehr

Sonntag, 7. März, 14.30 Uhr auf dem Marktplatz: Tatütata, nicht ein verirrter Korso-Fahrer, die Feuerwehr ist da. Mit allem Zubehör, was es braucht, wenn der Brandmelder in der Stadtbibliothek Alarm schlägt. Nicht ein Schmöker qualmt, Wasserdampf aus einem überhitzten Boiler hat den Alarm ausgelöst.

Was ist lauter, was ist leiser?

Sonntag, 7. März, nach 18 Uhr auf den sozialen Kanälen: Kaum steht der Bericht über den Auto-Korso online, schon hagelt es Kritik. Wirklich „leiser“ sei der dritte Auto-Korso nicht gewesen. Ok, das mag an anderen Stellen der Stadt so gewesen sein. In der Teggingerstraße und Bismarckstraße fiel die lautmalerische Tätigkeit der Freiheitsmobilisten im erträglichen Rahmen aus. Dafür waren die Parolen aus den mobilen Lautsprechern besser zu hören. Doch, wo man sich etwas hinstecken soll oder nicht, das will im Zweifel nicht einmal ein Proktologe hören. Da wäre man schon froh, eine Autohupe würde sich besänftigend als Klangteppich über diese lyrische Qualität der Kundgebung legen.

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Montag, 8. März, 12 Uhr im Radio: Die erste Woche des kostenlosen Corona-Schnelltests läuft bundesweit an. Im Friedrich-Werber-Haus gibt es das Modell bereits zweimal in der Woche. Für Radolfzellerinnen und Radolfzeller. Jetzt auch für Auswärtige? Pressesprecherin Nicole Stadach sagt, noch nicht: „Bevor die verbindlichen Bestimmungen – vor allem zu den Abrechnungsmodalitäten – aus Berlin und Stuttgart vorliegen, können wir unser Angebot nicht für Externe erweitern.“