Beleidigungen, Bedrohung und Vandalismus. Die Sperrung der Radolfzeller Straße zwischen dem Kreisel beim Deutschen Roten Kreuz und dem Ortseingang von Markelfingen zu Beginn der vergangenen Woche hat so manchem Verkehrsteilnehmer den Kragen platzen lassen. Offenbar fühlten sich etliche Autofahrer durch die so notwendige Umleitung über die B33 derart eingeschränkt, dass sie die gute Kinderstube hinter sich ließen.

Die Stadtverwaltung und Polizei haben in der vergangenen Woche gleich ein ganze Anzahl von Zuwiderhandlungen verzeichnen müssen. Diese reichten von der schlichten Missachtung des Durchfahrtsverbots über die Bedrohung des Buspersonals bis hin zum Vandalismus. Laut dem Markelfinger Ortsvorsteher Lorenz Thum wurden unter anderem die aufgestellten Durchfahrtsverbotsschilder zur Seite geschoben oder gar in den Graben geworfen.

Manche fahren einfach am Mindelsee entlang

Andere versuchten, die Radolfzeller Straße und die Kämpfenstraße zu umgehen, indem sie auf dem Riedweg – so heißt der Radweg zwischen Radolfzell und Markelfingen – die Distanz überbrückten. Sogar im Bereich des Mindelsees sollen Fahrzeuge gesichtet worden sein, die dort auf keinen Fall eine Durchfahrtserlaubnis besessen haben.

„Das ist echt eskaliert. Ich weiß nicht, warum die Leute so unvernünftig sind.“Lorenz Thum, Markelfinger Ortsvorsteher
„Das ist echt eskaliert. Ich weiß nicht, warum die Leute so unvernünftig sind.“Lorenz Thum, Markelfinger Ortsvorsteher | Bild: Jarausch, Gerald

Für den Ortsvorsteher sind das Vorgänge, die er nicht nachvollziehen kann: „Das ist echt eskaliert. Ich weiß nicht, warum die Leute so unvernünftig sind“, sagte er jetzt auf Nachfrage des SÜDKURIER. Seit anderthalb Wochen beschäftige sich der Ortsvorsteher praktisch mit keinem anderen Thema mehr. „Ich habe bald jeden Tag dazu ein Gespräch“, berichtet er. Dabei sei die Angelegenheit aus seiner Sicht mehr als eindeutig: „Es wurden Durchfahrtsverbotsschilder aufgestellt und wir haben alles vorher veröffentlicht“, lässt er wissen.

Straße ist zu schmal für Gegenverkehr

Der Grund für das Durchfahrtsverbot ist nach Angabe der Stadt Radolfzell die zu geringe Straßenbreite der Kämpfenstraße: „Die Kämpfenstraße ist für den Begegnungsverkehr nicht geeignet“, heißt es in einer Antwort der Presseabteilung zu diesem Thema. Die Straßenbreite schwankt zwischen 3,50 und vier Metern.

Das macht eine Begegnung von zwei Autos ohne ein Ausweichen über den Fahrbahnrand praktisch unmöglich. Um die Anbindung des Ortsteils Markelfingen während der Baumaßnahme auf der Kreisstraße zu gewährleisten, wurde entschieden, die enge Kämpfenstraße für den Stadtbusverkehr sowie für Einsatzfahrten von Rettungskräften vorzubehalten.

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Das ist nur bedingt gelungen, denn offenbar haben sich etliche Autofahrer über die Anordnung hinweggesetzt. Die Unvernunft und Aggression der Menschen gegenüber den Busfahrern hat Mitte der vergangenen Woche dazu geführt, dass der Stadtbusverkehr am Mittwoch und Donnerstag eingestellt wurde.

Blitzgerät soll Durchgang sichern

Die Stadtverwaltung sah sich anschließend dazu veranlasst, ein mobiles Blitzgerät aufzustellen, das sämtliche Fahrzeuge erfasst, die die Kämpfenstraße nutzen. Lediglich jene, die eine Durchfahrtgenehmigung besitzen – übrigens sind auch Fahrräder nicht gestattet – werden bei der Auswertung ausgeklammert. Alle anderen erhalten ein Bußgeldbescheid über 55 Euro wegen des Verstoßes gegen das Verbot der Durchfahrt.

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Diese Handhabung hat verärgerte Verkehrsteilnehmer dazu veranlasst, das Blitzgerät mit Kommentaren zu besprühen. Eine entsprechende Polizeimeldung zitiert hier die Bemerkung „fick dich“. Immerhin hat die Installation des Blitzers mittlerweile für eine Wirkung gesorgt. Laut Pressestelle der Stadt „reduzieren sich die widerrechtlichen Durchfahrten“.

Ein bisschen Durchhalten müssen alle, die zwischen Radolfzell und Markelfingen mit einem Fahrzeug verkehren, dennoch. Die Baumaßnahme an der Radolfzeller Straße wird auf vier Wochen geschätzt. Für Ortsvorsteher Lorenz Thum eine machbare Sache: „Woanders geht so etwas doch auch“, sagt er.