Der künftige gastronomische Betrieb an der Radolfzeller Mole nimmt immer mehr Gestalt an. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates wurde einmal mehr darüber diskutiert, inwieweit das Molenrestaurant sich auf die anderen gastronomischen Betriebe in Radolfzell auswirken kann. Die anvisierten Zahlen zeigen auf, dass man von einem Effekt ausgehen muss. Machen sich die anderen Betreiber nun Sorgen?
Auf Nachfrage des SÜDKURIER bei vier exemplarisch ausgewählten Gastronomen, die ebenfalls am Seeufer, beziehungsweise in der Innenstadt tätig sind, ergibt sich eine eher entspanntes Stimmungsbild.
„Wir schauen mal, was passiert“
So sagt zum Beispiel Ramona Lerner vom Restaurant Steg 11 auf dem Gelände des Yachtclub Radolfzell, dass sie dem neuen Mitbewerber gelassen entgegen sieht: „Ich sehe das eher positiv als negativ. Alles, was am Ufer mehr los ist, tut uns allen gut“, sagt sie. Außerdem muss sich der neue Betrieb erst einmal in Radolfzell an dem Standort beweisen. „Wir schauen mal, was passiert“, ergänzt sie.
Generell sieht sie in der Erweiterung des Angebotes einen Vorteil. Zudem hat der künftige Betreiber angekündigt, auch im Winter ein gastronomisches Angebot machen zu wollen „Ich bin gespannt, ob und wie das funktioniert“, so Lerner.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Ähnlich sieht das auch Birgit Hotz vom Goldenen Engel in der Poststraße. Aus ihrer Sicht „belebt die Konkurrenz nur das Geschäft“, wie sie berichtet. Sie werde ihre Tätigkeiten im Restaurant ohnehin in der näheren Zukunft etwas verändern und den Kundenwünschen anpassen, kündigt die Gastronomin an.
Wichtig ist ihrer Meinung nach, dass die unterschiedlichen Betriebe „nicht alle das Gleiche anbieten“. Um ihre eigenes Konzept zu schärfen, will Birgit Hotz in Zukunft noch mehr auf die eigene Kafferösterei abheben. Für die Touristen wünscht sie sich einen Hinweis, beziehungsweise eine Information, welche gastronomischen Angebote es am See und in der Stadt gibt.
Lockt das neue Angebot mehr Leute nach Radolfzell?
Roberto Carloni vom Eiscafé Tiramisu am Radolfzeller Marktplatz schätzt das neue Molenrestaurant durchaus als einen Mitbewerber ein, der in der Stadt zu spüren sein wird. Aber auch wenn am Ende der eine oder andere Gast den Weg in die Innenstadt vielleicht nicht mehr antreten wird, erhofft sich Carloni einen Vorteil für alle Anbieter. „Eventuell kommen so mehr Leute nach Radolfzell“, mutmaßt er. Für sich selbst erhofft er sich keine nennenswerte Nachteile: „Ich habe 70 Prozent Stammkunden, die dann hoffentlich immer noch zu mir kommen.“ Außerdem unterscheide sich sein Angebot von dem des neuen Mitbewerbers.
Vor allem direkt nach der Eröffnung des neuen Betriebes an der Mole erwartet er aber einen spürbaren Effekt. „Dann werden erst einmal alle dorthin gehen und es ausprobieren“, ist er sich sicher. Bei schlechtem Wetter oder in der Winterzeit prophezeit er dem Molenrestaurant jedoch schwierige Zeiten.
Vielfalt am See
Für Jule Meier von der Seebar neben dem Konzertsegel stellt das Molenrestaurant ebenfalls keine Bedrohung im Sinne der Konkurrenz dar, wie sie sagt: „Wir nehmen uns nicht gegenseitig etwas weg. Wir sind Mitbewerber und profitieren alle von einer Vielfalt, die bei uns am See fehlt.“
Und: „ Je mehr gastronomische Betriebe an der Promenade sind, desto besser ist das für alle. Vielfalt zieht die Menschen an.“ Wenn kein Platz mehr am See sei, dann würden die Menschen in die Stadt gehen, glaubt Meier. In jedem Fall wünscht sie aber schon einmal „dem neuen Pächter viel Erfolg“, sagt sie.