Das Hegau-Bodensee-Klinikum Radolfzell hat durch einen glücklichen Zufall einen neuen Schutzengel erhalten und zwar in Form eines Kunstwerkes. Das Werk des Überlinger Künstlers Klaus Schultze stand 25 Jahre lang bei den Rieter-Werken in Konstanz und war zuletzt von den Eigentümern der Bahn AG zur Weiterverwendung freigegeben worden. Jetzt steht es im Park des Radolfzeller Klinikums.
Wer bei einem Engel an ein zierliches Wesen in niedlichen Formen denkt, wird von dem Kunstwerk eines Besseren belehrt. Denn Klaus Schultze hat mit dieser Auftragsarbeit vor 25 Jahren eine überdimensionale Arbeit geschaffen. Mit einer Höhe von rund 4,30 Metern und einer Spannweite von deutlich über fünf Metern ist das Kunstwerk selbst in einer parkähnlichen Anlage kaum zu übersehen.
Kleine und große Engel
Nach eigenem Bekunden hat der inzwischen 93-jährige Klaus Schultze sein „ganzes Leben Schutzengel gemacht“. So erläuterte er es im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Die Bandbreite der Arbeiten reichte dabei von ganz klein bis ganz groß. „Ich war immer fasziniert von übermenschlichen Größen“, sagte er bei der Übergabe des Kunstwerkes ans Radolfzeller Krankenhaus.
Der Schutzengel ist aus Backsteinen und Keramikelementen gefertigt. Diese Materialien machen es nicht nur zu einem imposanten, sondern auch zu einem sehr schweren Kunstwerk. Das hohe Gewicht von über fünf Tonnen in Kombination mit den ausladenden Flügeln sorgte denn auch beim Transport für Probleme. Es konnte nur mit einem Spezialtransportgerät von Konstanz nach Radolfzell gebracht werden. Ein erster Versuch Anfang Februar, den Engel an den neuen Standort zu bringen, scheiterte letztlich an dessen Dimensionen.
Reparaturkosten von 2200 Euro
Ganz heil war das Kunstwerk nach einem Vierteljahrhundert Aufenthalt im Freien ebenfalls nicht mehr. Die Reparaturkosten in Höhe von 2200 Euro übernimmt Klaus Schultze indes gerne, weil er sich über die Weiternutzung des Schutzengels in Radolfzell sehr freut. Nun kann der Engel seine Wirkung am und im Krankenhaus entfalten.
Darüber freut sich auch Wolff Voltmer, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum, sehr. Er ist gleichzeitig Vorsitzender des Radolfzeller Kunstvereins. In dieser Funktion war er bei einer Vernissage auf Klaus Schultze und dessen „frei gewordenes“ Kunstwerk aufmerksam geworden.
Schwerpunkt auf dem Fuß
Er sieht in dem Schutzengel eine fast ideale Repräsentation seines persönlichen Berufsschwerpunktes: „Das Kunstwerk legt seinen Schwerpunkt auf den Fuß. Und auch wir haben hier in Radolfzell ein interdisziplinäres Fußzentrum. Das passt also ideal“, sagte er bei der Übergabe und Installation des Schutzengels im Park des Krankenhauses.

Die Schenkung des Künstlers war auch dem Förderverein des Kunstvereins viel wert. Er hat die Kosten für einen notwendigen Sockel im Park im Wert von 2000 Euro übernommen. Für den Chefarzt ist der Schutzengel eine „echte Aufwertung für das Krankenhaus“, wie er sagte. Weil eine offizielle Feierstunde zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich war, will man diese später nachholen, wie Wolff Voltmer ankündigte.