Mit großer Enttäuschung, Überraschung und auch Ärger ist in Radolfzell die Nachricht aufgenommen worden, dass das Krankenhaus bereits in diesem Sommer schließen muss.
Oberbürgermeister Simon Gröger teilt am späten Freitagnachmittag mit, er sei bestürzt, dass man eine Schließung nicht habe abwenden können. „Der Wegfall des Radolfzeller Krankenhauses schwächt die medizinische Grundversorgung vor Ort empfindlich“, so Gröger. Das Krankenhaus habe mit seiner mehr als 100-jährigen Geschichte ganze Generationen von Bürgerinnen und Bürgern begleitet. Mit der Schließung des Hauses gehe ein wichtiger Teil von Radolfzell verloren.
Offen für ein MVZ als Zwischenlösung
Gröger sieht wie auch die Fraktionssprecher im Gemeinderat nun den Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) in der Pflicht, ein alternatives Versorgungsangebot in Radolfzell zu erarbeiten. „Ein Wegfall des Krankenhauses darf nicht ersatzlos bleiben“, so Gröger. Als Zwischenlösung bis zum Klinik-Neubau stünde man in der Verwaltung und im Gemeinderat einem Medizinischen Versorgungszentrums mit chirurgischer Notfallversorgung und Nachsorge-Versorgung (MVZ) offen gegenüber.
Auch für das Gebäude ist der GLKN verantwortlich
Radolfzell darf nicht abgehängt werden. Das sagt auch Bernhard Diehl, Fraktionssprecher der CDU. Er erwarte nun auch vom GLKN ein Konzept für den Standort Radolfzell. Einfach so ersatzlos ein Krankenhaus zu schließen, gehe in seinen Augen nicht. Auch für das Krankenhausgebäude selbst sieht er den Verbund in der Verantwortung. Dass die Gebäudesubstanz nun so marode sei, dass sei nicht Schuld der Stadt und auch nicht des Spitalfonds. Besonders deprimierend empfindet Diehl die Tatsache, dass der GLKN-Aufsichtsrat einstimmig für die Schließung des Krankenhauses gestimmt habe. Der ehemalige Radolfzeller Oberbürgermeister Martin Staab ist Teil dieses Gremiums.

Mit großen Emotionen hat Norbert Lumbe, Fraktionssprecher der SPD, die Nachricht aufgenommen. Dass das Krankenhaus nun schon so früh geschlossen werden muss, habe ihn ärgerlich gemacht. „Die Enttäuschung ist besonders groß und die Aussichten sind deprimierend“, sagt Lumbe. Man habe bei allen Planungen stets damit gerechnet, dass die Radolfzeller Einrichtung noch über Jahre offen bleiben könnte.
Diesen Frust teilt Dietmar Baumgartner, Fraktionssprecher der Freien Wähler. Aus seiner Sicht sind in der Vergangenheit entscheidende Fehler gemacht worden, die nun zu dieser Situation geführt hätten. Er selbst hatte auf das Sanierungsgutachten für den Standort Singen gehofft. Wenn doch im Bestand saniert werden könnte, so die Überlegungen von Baumgartner, dann könnte Radolfzell einige Abteilungen übernehmen, wenn auch nur übergangsweise.
Mitarbeiter stehen vor großen Herausforderungen
Jürgen Keck, Fraktionssprecher der FDP, ist mit seinen Sorgen bei den Mitarbeitern des Krankenhauses. „Nicht für jeden wird ein Wechsel nach Konstanz oder Singen so einfach möglich sein“, so Keck. Er wünscht sich vom GLKN und dessen Aufsichtsratsvorsitzenden Landrat Zeno Danner, dass sich diese auf landespolitischer Ebene für eine medizinische Versorgung in Radolfzell stark machen. Die Lage aktuell sei für ihn nur noch „ärgerlich und bitter enttäuschend“.
Eine große Erwartungshaltung äußert Siegfried Lehmann, Fraktionssprecher der Freien Grünen Liste. Auch er sehe den Gesundheitsverbund nun in der Verantwortung, neue Versorgungsstrukturen aufzubauen. „Meine Erwartungen sind groß“, sagt er.