Es ist das Jahr 1963. Der Bodensee ist zum vorerst letzten Mal komplett zugefroren und mit einer dicken und begehbaren Eisschicht überzogen. In der ehemals eigenständigen Gemeinde Horn laufen während der letzten großen Seegfrörne die Vorbereitungen für die Gründung einer Narrenzunft.
Bis dahin wurde die Fasnacht in Horn ohne einen Verein gefeiert. Obwohl es schon einen Elferrat gegeben hatte, erinnert sich der ehemalige Narrenpräsident der Heufresser, Karl Amman. Damals sei es total anders gewesen: Da habe das gesamte Dorf die Fasnacht in drei Wirtschaften und auch auf der Straße gefeiert.

Und wenn die Fasnacht früh war und der Winter die Höri mit klirrender Kälte im Griff hatte, so hätten die Bauern mehr Zeit für die Fasnacht gehabt, erzählt der aktuelle Präsident der Heufresser, Sebastian Amann, über die wilde Fasnacht sowie über die Gründungszeit des Narrenvereins.
Ein Häs für jedes Kind zur Vereinsgründung
Vor 60 Jahren wurde dann die Narrenzunft der Heufresser in Horn gegründet. Und alle Kinder hätten zur Gründung ein Häs der Heufresser bekommen, erinnert sich Karl Amman, der zu jener Zeit im zarten Alter von acht Jahren war: „Wir waren damals schon viele Leute – mitsamt der Musik“. Es sei eine Zeit gewesen, in der jeder vor der Fastenzeit zum letzten Mal richtig zulangen durften – in jeglicher Hinsicht, schmunzelt Schriftführerin Alex Bürgel.
Die Fasnacht dauerte nur sechs Tage. Es habe vielleicht acht Tage zuvor einen Ball gegeben. „Das Dorf war total beieinander und hat Fasnacht gemacht“, lässt Karl Amann die Zeit aus den 60er- und 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts Revue passieren: „Und es gab kein Wintersport mit Skifahren, im Dorf waren alle mit dabei.“
Woher stammt der Name der Heufresser?
Der Name der Heufresser geht auf eine Geschichte zurück: Einst hatte ein Horner Bauer Streit mit einem Gemeinderat. Er sperrte den Rat und einen Vertreter des Bezirksamts Konstanz bei der Zählung des Viehs in einen Stall und warf ihnen Heu durch die Läden zu – mit den alefanzigen Worten: „Des alte Heu isch für eu grad räächt gnueg.“ Daraufhin meinten die Horner Gemeinderäte: „Habt ihr gehört, was er zu uns sagte? Wir seien Heufresser!“
Dieser Mythos führte zur Namensgebung der stolzen Narrenzunft und zu den aus Holz geschnitzten Masken eines verschmitzt lächelnden Bauern, der – ohne es je beim Namen nennen zu müssen – verdeutlichte, was er von der Obrigkeit hielt: Es seien Rindviecher.

Apropos: Viecher sind überhaupt die Attraktion der Zunft. Sei es die bei den Höri-Umzügen mitlaufende Ziege Cäsar, der Kamelritt Sebastian Amanns 2019 in Hemmenhofen oder der Transport der Narreneltern in einem alten Heuwagen – gezogen von einem österreichischen Rindvieh aus dem Bregenzer Wald. Das wurde auf dem Unterbühlhof eingeschirrt und für den Transport der Narreneltern mit Krachern und Narro-Rufen auf das Umzugsspektakel vorbereitet.
„Damit es nicht durchgeht und Reißaus nimmt“, erinnert sich Karl Amann an die mehrtägige Ausbildung des Rindviehs: Die gesamte Höri habe gelacht, aber dafür sei die Kuh einwandfrei gelaufen.
Höri-Umzug dank Zufall in Horn
Dass der Höri-Umzug auf das Jahr des 60-jährigen Bestehens der Horner Heufresser fällt, ist einem Zufall geschuldet. Denn für gewöhnlich wechseln sich die zehn Narrenzünfte der Höri turnusmäßig mit der Organisation und der Ausrichtung des Umzugs ab. Durch die Pandemie verschob sich aber der Turnus um ein Jahr nach hinten und fiel zufällig auf das Jubiläum der Zunft und deren 60-Jahr-Feier.

220 Helfer aus den Reihen der Narrenzunft und des Musikvereins Horn-Gundholzen beteiligen sich bei der Vorbereitung und Umsetzung der drei Tage andauernden Feier, dessen Abschluss der große Höri-Umzug mit anschließender Bewirtung in einem Festzelt darstellt.
Die Feier beginnt bereits am Freitag, 10. Februar, gegen 18 Uhr mit einer Bewirtung im Festzelt auf dem Sportplatz Horn und um 19 Uhr mit einem Nachtumzug von 1400 Hästrägern aus den 20 von den Heufressern geladenen Narrenzünfte.
Wo finden die Umzüge statt?
Die Aufstellung des Spektakels mit brennenden Fackeln führt vom Festzelt über die Wassertränke. Der Nachtumzug geht durch das nördliche Dorf und streift kurz die Hauptstraße. Es sei der einzige Umzug, an dem andere Narrenzünfte mitlaufen dürften, so Alex Bürgel. Der große Paradelauf auf dem Höri-Umzug ist den Narrenzünften von der Höri vorbehalten. Besonders sei hier, dass der Umzug jedes Mal neu erscheint, da die Narrenzünfte ein Motto umsetzen würden, so Präsident Sebastian Amann.
Der Festtag am Höri-Umzug beginnt um 8.30 Uhr mit einer Messe für die Narren in der Horner Kirche St. Johann – zum ersten Mal in ökumenischer Form. Nach dem Empfang der Höri-Zunftmeister mit geladenen Gästen startet um 12 Uhr die Bewirtung im Festzelt und um 14 Uhr der Höri-Umzug in Horn.
Dafür wird auf der Höri eigens zwischen 10 und 14 Uhr und zwischen 17 und 19 Uhr ein Pendelverkehr mit Gelenkbussen im Halbstundentakt eingerichtet. Vor und während dem Höri-Umzug gibt es im Pfarrhaus Kaffee und Kuchen.