Im Rahmen der jüngsten Sitzung der Stahringer Ortschaftsräte informierte Bürgermeisterin Monika Laule über die Hintergründe der geplanten Schließung der Stahringer Bibliothek in den Räumlichkeiten der Grundschule.
„Die bisher in einem Raum der Grundschule angebotene Ortsteilbibliothek kann bedingt durch den Raumbedarf nicht mehr bleiben. Ein Ersatz ist zu schaffen“, teilte die Bürgermeisterin in der Mitteilungsvorlage mit. Ein seitens der Ortschaftsräte vorgeschlagener Schul-Anbau sei angesichts der Finanzlage der Stadt in absehbarer Zeit nicht umsetzbar.
Bürger wehren sich gegen die Schließung
Bei den Bürgern hat die Ankündigung, die Bibliothek zu schließen, eine Welle an Reaktionen ausgelöst. Im Rahmen einer Unterschriftenaktion wurden über 400 Stimmen gesammelt, die bereits der Stadtverwaltung übergeben wurden. Auf Initiative der Eltern haben zudem 60 Kinder eine Botschaft an den Oberbürgermeister verfasst, in der sie ihre Gedanken zur Bibliothek ausdrücken.
Aber in der Schule fehlt der Platz
Brigitte Reichmann, Leiterin des Dezernats für Schule und Sport, gab einen Überblick über Zahlen und Fakten zur Fläche der Grundschule. Es bestehe je nach Berechnungsgrundlage ein Raumdefizit von 34 bis 92 Quadratmetern.
Es fehle unter anderem an Räumlichkeiten für ein Sekretariat, auch die Größe des Lehrerzimmers entspreche nicht den Vorgaben. Zudem werde der prognostizierte Anstieg der Schülerzahlen das Raumdefizit bereits zum Schuljahr 2022/23 verschärfen und im Folgejahr voraussichtlich die Bildung einer weiteren Klasse erfordern.
Durch die Schließung der Bibliothek in der Schule werden 38 Quadratmeter Platz geschaffen. Der Raum solle künftig vor allem als Stauraum genutzt werden, informierte Schulleiterin Petra Wieshoff.
Eine Ersatzlösung für die Bibliothek könnten laut Mitteilungsvorlage Bücherkisten sein. Hierbei würde die Stadtbibliothek Kindergarten und Schule alle sechs Wochen Bücherkisten liefern, aus denen die Kinder Bücher entleihen können. „Das Modell Bücherkiste funktioniert in Böhringen sehr gut“, sagte Petra Wucherer, Leiterin der Stadtbibliothek.
Kritik an der Alternative: Wer soll organisieren?
Die Bücherkisten sollen laut Wucherer direkt über den Kindergarten und die Schule organisiert werden. Dagmar Lempp, Leiterin des Kindergartens, gab zu bedenken, dass dies mit dem Personal der Einrichtung nicht umsetzbar wäre: „Die Bücherkiste könnte in die Hände der Eltern gelegt werden“, war ihr Vorschlag.
Dieser Vorschlag stieß auf Kritik. Ortschaftsrat Nico Weber: „Ich denke nicht, dass es die Aufgabe der Eltern sein sollte, die Bücherkiste zu organisieren“. Für die Schule sieht die Schulleiterin Petra Wieshoff vor, die Ausleihen aus den Bücherkisten anhand von Excel-Listen über die Lehrkräfte zu organisieren.
23 Quadratmeter wären noch frei
„Eine Ersatzlösung, die wir uns gut vorstellen können“, stellte der Ortsvorsteher in Form von alternativen Räumlichkeiten im Stahringer Rathaus vor. Im 1. Stock befindet sich ein Abstellraum, der gemeinsam mit dem Vorraum Platz für eine Bibliothek von knapp 23 Quadratmetern schaffen könnte.
Die Bibliothek müsste zwar verkleinert werden, könnte aber erhalten werden. „Allerdings muss ich darauf hinweisen, dass dies aufgrund der Treppe keine barrierefreie Lösung wäre“, so Aichelmann. „Diese Option müsste zunächst baurechtlich geprüft werden“, erläuterte Monika Laule. Petra Wucherer gab zu bedenken, ob diese Räumlichkeiten auch Atmosphäre zum Verweilen bieten könne.
„Der Zeitplan ist viel zu kurzfristig“
Laut Mitteilungsvorlage soll die bestehende Bibliothek bereits im Januar ausgeräumt und mit der Umsetzung der Bücherkisten im Februar 2023 begonnen werden. „Es geht alles Schlag auf Schlag, der Zeitplan ist viel zu kurzfristig“, bemängelte Ortschaftsrat Nico Weber.
Sollten sich Ortschaftsräte und Gemeinderäte für den Alternativvorschlag einer Verlegung der Bibliothek in das Rathaus aussprechen, hofft Ortsvorsteher Aichelmann auf eine Verlängerung der Frist bis zum Ende des Schuljahres im Juli 2023.
Diese Entscheidung legte die Bürgermeisterin in die Hände der Schulleiterin: „Das muss Frau Wieshoff sagen“. Petra Wieshoff legte sich fest: „Nicht bis zu den Sommerferien, ich möchte den Raum spätestens nach den Osterferien zur Verfügung haben“.
Das sagen die Stahringer
Seitens der knapp 20 anwesenden Bürger löste die Vorstellung Reaktionen vor allem in Hinblick auf die angedachte Ersatzlösung in Form von Bücherkisten. „Eine kleine Bücherei im Rathaus wäre für mich die bessere Lösung“, erklärte Denise Zimmermann, während Erika Uhrenbacher bei der Ersatzlösung in Form von Bücherkisten die kleinen Kinder als Verlierer sieht.
Daniela Kromrey, selbst Mutter eines Kindergarten- und Grundschulkindes, resümierte: „Die Bibliothek in Stahringen ist klasse. Die Bücherkiste wird das nie erfüllen können. Wenn es je möglich ist, sollte die Bibliothek erhalten bleiben, auch wenn das in kleinerer Form wäre“.