Petra Wieshoff, Rektorin der Grundschule Stahringen, hat sich festgelegt: Die Grundschule benötigt mehr Platz und dafür soll die Bücherei, die in einem Raum der Schule beheimatet ist, weichen. Dies machte die Schulleiterin im Rahmen der jüngsten Sitzung des Stahringer Ortschaftsrats in einer teils emotionalen Diskussion deutlich.
Es fehlt an rund 40 Quadratmetern
Sie stellte Fakten vor, die das Platzproblem verdeutlichen sollen. Neben Stauraum mangele es der Schule auch an einem Rückzugsraum für Elterngespräche. Die Elterngespräche finden aktuell im Lehrerzimmer statt, während die Sozialarbeiterin die Bücherei nutzt.
Brigitte Reichmann, Leiterin des Dezernats für Schule und Sport der Stadtverwaltung, berichtete zudem von einer Raum-Bedarfsanalyse. Demnach ergibt sich für Grundschule ein Soll von 118 bis 120 Quadratmetern Platz, aktuell hat die Grundschule Stahringen 80 Quadratmeter zur Verfügung.
Bibliothek ist seit über 40 Jahren in der Schule
Im Vorfeld der Sitzung hatten sich die Räte selbst ein Bild von der Raumsituation in der Schule gemacht und teilten in der Sitzung erste Ansätze, wie man die bestehenden Räumlichkeiten effektiver nutzen könnte. Auch die Möglichkeit einer Erweiterung der Räumlichkeiten durch einen Bürocontainer wäre denkbar, denn einen geeigneten Platz gäbe es auch hierfür. Doch für diesen Standort hat die Schulleiterin bereits andere Pläne: Dort soll ein Hühnerstall gebaut werden.
Für Petra Wieshoff scheint es alternativlos, dass die Bücherei, die seit über 40 Jahren in der Grundschule beheimatet ist, das Raumproblem lösen soll. Sämtliche von den Ortschaftsräten angedachte Vorschläge lehnte sie ab. Ein Konzept über eine mögliche Nutzung der Bücherei gäbe es jedoch aktuell nicht, antwortete Wieshoff auf eine entsprechende Frage des Ortsvorstehers.
„Die Bibliothek ist eine Bereicherung für die Schule“
Dass ihr Herz für Kinder und die Bedeutung von Büchereien für deren Entwicklung schlägt, zeigte Petra Wucherer, die für die Stadt Radolfzell und Ortsteile für die Bibliotheken zuständig ist. „Die Bibliothek ist eine Bereicherung für die Schule“, erklärte Petra Wucherer. Die Zielgruppe der Bücherei seien Kinder im Alter bis zu elf Jahren, so Wucherer. Die Zahl der aktiven Leser hätte sich in den vergangenen Jahren, abgesehen von den Einbrüchen durch die Pandemie, stabil gehalten.
Um dem Platzproblem kurz- und mittelfristig in Bezug auf Rückzugsmöglichkeiten Abhilfe zu verschaffen, schlug Petra Wucherer vor, den kleinen Bestand an Büchern für Erwachsene auszulagern. Durch die Platzersparnis könnte ein Tisch Platz finden und die Bücherei für Elterngespräche genutzt werden, so wie es bereits die Sozialarbeiterin praktiziert.
Das Thema wird weiter diskutiert
Keine Zustimmung konnte Petra Wieshoff für ihren Vorschlag gewinnen, die Bücherei in das Pfarrheim zu verlagern. „Kleine Füße, kurze Wege“, gab Petra Wucherer angesichts des Fußwegs zwischen Schule und Pfarrheim zu bedenken.
Auch Ortsvorsteher Aichelmann möchte die Bücherei möglichst in der Schule und neben dem benachbarten Kindergarten halten, um Synergien zwischen der Grundschule und der Bücherei weiter zu stärken. „Aus meiner Sicht ist es nicht wirtschaftlich, einen Raum im Pfarrheim anzumieten, der lediglich für wenige Stunden im Monat genutzt wird“, so Aichelmann.
Er lenkte die teils hitzige Diskussion in ruhigere Bahnen. „In der heutigen Sitzung geht es lediglich um eine Darstellung der Fakten“, so Aichelmann. In einem nächsten Schritt werden die Räte in einer nichtöffentlichen Sitzung beraten, um danach mit allen Parteien konstruktive Lösungsvorschläge zu diskutieren. Zumindest darüber waren sich alle Parteien einig: Eine Bücherei soll es in Stahringen auch weiterhin geben.