Die Erleichterung ist Matthäus Kögel sichtlich anzumerken. Nach Monaten des Stillstandes in seinem Reiseunternehmen, klingelt jetzt wieder das Telefon in der Zentrale in der Herrenlandstraße. „Die Nachfrage hat uns sehr überrascht. Die Kunden buchen wieder Urlaube wie vor Corona“, berichtet der Reiseveranstalter.

Katalog kam zur richtigen Zeit

Vor einigen Wochen hatte Kögel seinen aktuellen Katalog mit geführten Bus-, Fahrrad- sowie Flugreisen veröffentlicht und seitdem haben er und seine Mitarbeiter wieder alle Hände voll zu tun. „Wir waren uns nicht sicher, ob es der richtige Zeitpunkt war, einen Reisekatalog herauszubringen, weil es gerade erst mit den Lockerungen angefangen hatte“, sagt Kögel.

Ohne eine Verordnung abzuwarten, hatte Matthäus Kögel von Anfang an entschieden, die Busse nur etwa zur Hälfte mit Gästen zu befüllen. So lasse sich während der Fahrt bestens den notwendigen Abstand einhalten. Außerdem sei gerade bei den Busreisen, die Kögel verstärkt anbietet, das Zielpublikum meist voll geimpft und deswegen auch schon in Reiselaune.

Stammkunden haben die neue Saison herbeigesehnt

„Gerade unsere Stammkunden freuen sich, wieder verreisen zu können“, berichtet Kögel. Während des Lockdowns habe er herzzerreißende Nachrichten von Gästen erhalten, die ihm viel Durchhaltevermögen wünschten und sich bereits mitten im Lockdown auf die nächste Reise freuten.

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Die ersten Fahrten starten Anfang Juli. Matthäus Kögel und sein Team haben das Angebot für Busfahrten in Deutschland ergänzt, da die Reisevorgaben und die Bürokratie für Inlandsurlaub deutlich entspannter sind, als wenn man in Europa reisen möchte. Dies werde laut Kögel auch gut angenommen. Auch die Fahrradrundreisen seien gut nachgefragt, da Radurlaube im vergangenen Jahr immer beliebter geworden seien. „Ich bin aber auch erstaunt, dass die Menschen wieder in ein Flugzeug sitzen wollen“, sagt Kögel.

Auch Flugreisen sind wieder gefragt

Die Flugreisen nach Griechenland seien ebenfalls stark nachgefragt. Auch die Standartrundreisen auf Sizilien, Sardinien, Algarve oder in Andalusien seien so gut nachgefragt, dass er da bereits Zusatztermine organisieren musste. Der einzige Wermutstropfen bei der sonst positiven Lage seien die überaus komplizierten und unsteten Verordnungen und Vorgaben für das Reisen, so Reiseveranstalter Matthäus Kögel.

Rainer Schey vom Best-Reisecenter in Radolfzell kann das nur bestätigen. Ein Beratungsgespräch habe zuvor etwa eine halbe Stunde gedauert, nun müsse er die ersten 40 Minuten erst einmal alle aktuellen Corona-Verordnungen in den einzelnen Ländern vermitteln und über Anforderungen und Formulare aufklären, bevor er mit der eigentlichen Reiseplanung beginnen könne, so Schey.

Rainer Schey vom Best-Reisecenter in der Radolfzeller Seestraße freut sich wieder über Kunden, aber die Beratung sei aktuell sehr ...
Rainer Schey vom Best-Reisecenter in der Radolfzeller Seestraße freut sich wieder über Kunden, aber die Beratung sei aktuell sehr zeitintensiv. | Bild: Becker, Georg

Und die Regeln, um überhaupt Urlaub machen zu können, seien nicht nur für jeden Staat, sondern für jedes Bundesland und jede Region im Ausland unterschiedlich. Für eine Reise nach Sardinien benötige man aktuell zum Beispiel ein digitales Einreiseformular für Italien und noch einmal eins für Sardinien. „Und für den Rückweg dann das selbe Spiel nochmal für Deutschland und eventuell die Schweiz, wenn man über Zürich fliegt“, erklärt Schey.

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Auch in Rainer Scheys Reisebüro hätte die Kundenfrequenz zugenommen, doch er betrachte die Nachfrage als überschaubar. Vor allem die PCR-Tests, die für die Einreise in manche Länder noch erforderlich sind, hätte erstaunliche Tücken. Schey erklärt: Manche Medikamente würden einen solchen Test schlicht nicht möglich machen. Man bekomme also vom Arzt weder einen positiven noch einen negativen Testnachweis.

Aber ohne Negativ-Test könnte man die Reise nicht antreten. Und in diesem Fall greife auch keine Reiserücktrittsversicherung, denn diese würde nur bei einer nachgewiesenen Corona-Infektion den Reisepreis zurückerstatten. „Es ist wichtig, dass Reisende das rechtzeitig mit ihrem Arzt besprechen, damit es so kurz vor der Abreise keine böse Überraschung gibt“, rät Rainer Schey. Diese Fälle seien schon vorgekommen und für den Kunden überaus ärgerlich und für sein Reisecenter noch mehr Arbeit.

Inseln sind aktuell gute Reiseziele

Doch der Tourismus-Experte hat auch positive Nachrichten. Aus seiner Sicht gebe es drei Reiseziele, die mittelfristig relativ sicher bereisbar seien: die Kanarischen Inseln, die Balearen und Malta. „Diese Inseln sind fast nur mit dem Flugzeug zu erreichen, die Kontrollen sind streng, aber deswegen auch effektiv“, sagt Schey.

Ohne negatives Testergebnis dürfe man überhaupt erst gar nicht das Flugzeug besteigen. So blieben die Infektionszahlen vor Ort stabil niedrig und der Urlaub könne ohne Sorgen genossen werden. Komplett eingebrochen sei hingegen der Markt mit den Geschäftsreisen nach Asien, berichtet Schey. „Ich vermute auch nicht, dass sich das noch ändern wird, das wird nachhaltig so bleiben.“