Bei den 1200 Mitgliedern des Deutschen Saunabundes schrillen derzeit die Alarmglocken. Massiv ansteigende Energiepreise gefährden das Geschäftsmodell mit den heißen Kabinen und den warmen Wasserbecken. Das bestätigt auch Bernd Schuler, Inhaber und Betreiber der Bora Sauna und des angeschlossenen Hotels in Radolfzell. Wie er auf die steigenden Preise reagieren wird, ist nach seiner Aussage „noch nicht entschieden“.
Dass es eine Reaktion geben muss, ist indes klar. In seinem Betrieb macht die Energie rund ein Drittel der Gesamtkosten aus. Anders als bei anderen Betreibern von reinen Saunaanlagen stehen bei ihm eine Teilschließung oder reduzierte Öffnungszeiten nicht zur Debatte: „Das kann ich wegen der Hotelgäste nicht machen. Sie haben ihren Aufenthalt mit einer Nutzung der Sauna gebucht“, sagt er. Immerhin ist das Bora Hotel bis zum Jahresende gut ausgebucht, was Bernd Schuler eine gewisse Planungssicherheit gibt.
Über das Außenbecken entweicht viel Wärme
Die vorübergehende Schließung einzelner Saunen auf seinem Gelände hält der Betreiber ebenfalls für keine gute Idee. Aus seiner Sicht kommt allenfalls die Einstellung des Außenbadebeckens in Frage. Dort entweicht – vor allem in den kommenden Wintermonaten – eine große Menge der Heizenergie in den freien Himmel. Das wäre passend zu der Entscheidung des Deutschen Städtetages, öffentliche Bäder aus Energiespargründen zu schließen, ein mehr als nachvollziehbarer Schritt.
Viel Einsicht bei seinen Kunden hat Bernd Schuler für Sparmaßnahmen jeder Art bisher allerdings nicht erkennen können: „Das ist in den Köpfen der Deutschen noch nicht angekommen“, stellt er fest. Am Ende bleibt ihm deshalb wohl nichts anderes übrig, als den Eintrittspreis der Sauna anzupassen. In der Sauna in Bad Dürrheim wurde der Eintrittspreis nach seiner Kenntnis um sechs Euro angehoben.
Ob die Anpassung bei ihm ähnlich hoch ausfällt, könne er derzeit noch nicht sagen. Auf andere Energiequellen könne er jedenfalls nicht umsteigen. Während die Saunen mit Strom geheizt würde, liefe die Heizung über Gas. Und auch der benötigte Strom, der zum Teil aus dem eigenen Blockheizkraftwerk stammt, werde mit Gas hergestellt.
Anschluss ans Gasnetz war damals die beste Lösung
Das ist auch bei der Familie Amann in Horn so. Dort hat der Familienbetrieb im Zuge der Hotelerweiterung in den vergangenen Jahren seinen Wellnessbereich immer mehr ausgebaut. Mittlerweile gibt es dort drei Saunen und ein großes Schwimmbad mit Innen- und Außenbereich. Dort gewinnt man den benötigten Strom aus einem Blockheizkraftwerk, welches mit Gas gespeist wird. Vor wenigen Jahren, als das Gasnetz auf der Höri ausgebaut wurde, sei das die technisch sinnvollste und wirtschaftlichste Lösung gewesen, sagt Martin Amann.
Solarenergie habe die Familie auf den neuen Gebäuden nicht in Betrieb nehmen dürfen, weil sie sich im historischen Ortskern von Horn befinden. Um die laufenden Kosten zu verringern, wäre der Verzicht auf eine der drei Saunen laut Martin Amann durchaus denkbar. Noch hoffe er jedoch, dass der Betrieb ohne große Einschränkungen durch die Mangellage kommt. „Wenn die Hütte voll ist, haben wir keine Probleme“, sagt er.
Eventuell werden die Betriebsferien länger
Aus diesem Grund sieht Martin Amann optimistisch in die nähere Zukunft. Dennoch sieht auch er einen Punkt, der für die Wirtschaftlichkeit des Betriebes ungünstig ist: „Ab einem doppelten Energiepreis wird es schmerzhaft.“ Die abgeschlossenen Verträge sichern dem Betrieb noch stabile Preise bis Ende des Jahres zu. Spätestens dann müssen die Preise für die Hotelzimmer anders kalkuliert werden. „Das wird im einstelligen Prozentbereich liegen“, sagt Amann.
Passend dazu schließt der Betrieb ab dem 9. Januar und macht vier Wochen Betriebsferien. Martin Amann könnte sich in einer Extremsituation aber auch vorstellen, dass dieser Zeitraum verlängert werden muss: „Eventuell müssen wir auch im Februar noch zumachen, wenn die Energiepreise aus dem Ruder laufen“, sagt er.