Der Hirschen in Horn kann auf eine lange Tradition zurückblicken – seit 200 Jahren gibt es den Hotel- und Gastronomiebetrieb, der von Karl und Verena Amann sowie deren Söhnen und Schwiegertöchtern geführt wird. Das Jubiläum konnte am vergangenen Wochenende bei schönstem Sonnenschein gemeinsam mit rund 250 Gästen im weitläufigen Garten der Hotelanlage gefeiert werden. Doch es gab noch weiteren Grund zur Freude: die Einweihung und Segnung des fast zwölf Millionen Euro schweren Gästehaus-Neubaus.
Viele bekannte Gäste
Gäste und Laudatoren lobten die Kombination langjähriger Erfahrung mehrerer Gastgeber-Generationen mit den Ansprüchen eines Hotelgastes der Gegenwart. Zur Geburtstagsfeier erschienen unter anderem der ehemalige Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Volker Kauder, die Autorin und Journalistin Gaby Hauptmann, der Mundartdichter Erwin Epple und die Bürgermeister aus Gaienhofen und Öhningen, Uwe Eisch und Andreas Schmid. Auch der Lieblingsnachbar des Hoteliers, Pfarrer Stefan Hutterer, war vor Ort. „Ich habe nur noch einen in der Kirchgasse“, kündigte Hotelier Karl Amman den katholischen Priester zur Segnung seines Betriebes an.
Karl Amanns Sohn Sebastian Amann präsentierte für den Festempfang einen kulinarischen Fahrplan mit Kuchen- und Dessertbüffet und salzigen Snacks. Gäste flanierten nach den Festreden mit mediterranen und heimischen Köstlichkeiten in der Hand zwischen der neuen Charly-Bar bis zur Untersee-Terrasse. Von dort aus bietet sich ein 180-Grad-Blick auf die Vulkanlandschaft des Hegaus, den Bodanrück und die Insel Reichenau über den Schweizer Seerücken bis hin zum Säntis. Auch konnten die Gäste an mehreren Rundgängen durch den Neubau teilnehmen und Blicke in vier Suiten werfen.
Der Bau dauerte 16 Monate
Im Neubau entstanden 17 Doppelzimmer und vier Suiten sowie viel zusätzlicher Raum für Wellness. Rund 60 Prozent der Fläche sind für sämtliche Gäste und die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden – mit einer Bar und einem neuen Restaurant im Verbindungsbau. Im Neubau entstanden die neue Rezeption sowie eine eigenständige Rezeption für den Spa-Bereich. Eine vollverglaste Schwimmhalle mit einem 27 Meter langen und teilweise in den Garten reichende Schwimmbecken bietet einen Blick auf den Zeller See und die Insel Reichenau.
In den vergangenen 16 Monaten wurden fast zwölf Millionen Euro verbaut, berichtete der Projektleiter des Neubaus, Martin Amann, den Festgästen. Erste Skizzen eines Neubaus waren schon 2017 entstanden. Dann wurde der Bebauungsplan angepasst. Doch dann folgte die Corona-Pandemie und am 18. März 2020 fiel der Betrieb in eine Schockstarre: Zum ersten Mal in der 200 Jahre andauernden Geschichte des Hirschen wurden das Hotel und die Gastronomie zwangsgeschlossen. Mit dem ersten Lockdown zur Eindämmung der Pandemie wurden die Neubaupläne zunächst auf Eis gelegt.
Zweiter Lockdowns wurde für Abriss genutzt
Im Sommer kehrten die Gäste jedoch zurück – und das machte den Hoteliers Mut. Sie zogen den Neubau von Januar 2021 auf November 2020 vor. Beim zweiten Lockdowns begann der Abbruch des alten Hauses – und der sei für den Abbruch, den Aushub und für die Kellerarbeiten Gold wert gewesen, so Martin Amann. Auch Karl Amann hatte im Vorfeld des Festes berichtet, dass durch die Abwesenheit der Gäste die Arbeiten möglich waren, ohne jemanden zu stören.

Im Frühjahr dieses Jahres war es dann soweit: Im März beherbergte der Hirschen erstmals Gäste im neuen Gebäude Seeblick.
Familie macht den Betrieb zu etwas Großem
Im kleinen Horn am Bodensee sei etwas Großes entstanden, so Laudator Volker Kauder beim Festempfang – nicht durch einen Zufall, sondern durch Menschen, die etwas angepackt und etwas unternommen hätten. Die Familie habe etwas geschafften, was den Namen „Horn“ weit über diese Region hinaus tragen wird, so Kauder.

Dabei verriet er auch das Geheimnis der Hoteliers: Obzwar viele Menschen am Projekt beteiligt waren, so könne so eine Erfolgsgeschichte nur durch den Zusammenhalt der Familie funktionieren. Bestehe kein familiärer Zusammenhalt, so werde es im Betrieb außerordentlich schwierig, so Kauder.

Mit Freude hätten Stammgäste über Jahre hinweg erleben können, wie diese Familie funktionieren würde. Es sei nun gelungen, dass auch die Söhne in den Betrieb eingebunden werden konnten – mit ganz unterschiedlichen Talenten, die sich sehr gut ergänzen würden. Diese großartige familiäre Verbindung habe nicht nur den neuen Hotelkomplex ermöglicht. Durch diese würden die Gäste auch die Seele des Hauses spüren.
Große Bedeutung für die Gemeinde
Uwe Eisch sprach seinen Glückwunsch sowohl als Bürgermeister wie auch als Mitglied des Vorstands der Interessensgemeinschaft „Tourismus Bodensee West“ aus. Der Hirschen sei ein großer Akteur in der Region, so Eisch. Der Gast von heute wolle eine Komplett-Versorgung nicht nur von Gastronomie und Hotellerie, sondern auch im Wellness haben, so sein Eindruck. Mit dem Neubau Seeblick sei dieses verwirklicht worden.
Uwe Eisch betonte die Bedeutung des Hirschen für die Gemeinde. Das Unternehmen sei nicht nur ein großer Arbeitgeber, sondern auch ein großer Steuerzahler. Gaienhofen schätze sich glücklich, dass das Gewerbesteueraufkommen des Betriebs der ganzen Gemeinde zu Gute kommen würde. Eisch überraschte die Familie mit einem speziellen Geschenk: Sie erhielt eine Jahreskarte für die Unterseeschifffahrt, die innerhalb der Familie übertragbar ist. Da sich die drei Familien von Karl, Martin und Sebastian Amann mit dem freien Tag abwechseln, könnte die gesamte Familie abwechselnd die Schifffahrt zwischen Konstanz und Schaffhausen genießen.
Chronik über 200 Jahre Hirschen
Nach über 40 geschriebenen Büchern, die der Fantasie von Gaby Hauptmann entsprangen, wagte sich die Bestseller-Autorin durch die „Überzeugungskraft unseres Karle“ an die 200-Jahr-Chronik einer Höri-Familie, die Wirtshaus- und Hotelgeschichte schrieb. Autorin Gaby Hauptmann überreichte als Geschenk an die Familie ein eigenes Buch zur Entstehung ihrer Chronik. Und nach über 50-jähriger Zusammenarbeit schenkte die Vertragsbrauerei der Hotellerie dem Hirschen einen alten und liebevoll restaurierten Schanktisch aus dem Jahr 1890 mit handgedrechselten und messingversetzter Zapfanlage.

Pfarrer Stefan Hutter erinnerte sich kurz vor der Segnung des Neubaus an die Worte seiner ersten Hoteleinweihung als junger Kaplan an den Wirt: „Ich glaube uns beiden geht es gleich. Wir brauchen beide volle Bänke.“ Hutter versprach bei dieser Gelegenheit, dass er ans Füllen seiner eigenen Bänke weiterhin arbeiten werde. Als Priester brauche er für die Segnung auch Ministranten: Kurzerhand beförderte er Volker Kauder, Gaby Hauptmann sowie Kurt Amann, den Bruder von Karl Amann, ins Ministranten-Amt der Kirche in Horn.