Besucher der Bodensee-Therme in Konstanz dürften schon bald vor verschlossenen Türen stehen. Thermalbecken zu, Sauna zu. Um Gas zu sparen. Das hat der Gemeinderat der Stadt beschlossen. Wenn Russland nicht genügend Gas liefert, damit Deutschland seine Gasspeicher auffüllen kann, dreht die größte Stadt am Bodensee dem Wellness-Angebot den Gashahn ab. Und danach sieht es aus. Doch ist das wirklich eine gute Idee? Die Einschätzungen liegen weit auseinander.

Klar ist: Auch nach dem Einschnitt in das Bäderangebot können alle Konstanzer schwimmen gehen. Denn das neue, groß dimensionierte Schwaketenbad bleibt geöffnet, das ist unumstritten in der Stadt. Bis zum Ende des Sommers stehen auch die weitum einmaligen, kostenlosen Strandbäder zur Verfügung.

Das müssen Konstanzer Badegäste jetzt wissen

Oberbürgermeister Uli Burchardt hält angesichts dieser Möglichkeiten die Option auf die Therme-Schließung für den richtigen Weg: „Es gibt keine Stadt in Deutschland, wo es so einfach ist, so eine Entscheidung zu treffen.“ Daher sei es richtig, mit gutem Beispiel voranzugehen.

Doch genau an diesem Vorangehen entzündet sich eine lebhafte Debatte. So sagte in der entscheidenden Gemeinderatssitzung Gabriele Weiner vom Jungen Forum beispielsweise, es sei eine Frage der Solidarität zwischen denen, die zum Spaß schwitzten und denen, die womöglich bald aus Not frieren müssten.

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Gisela Kusche von der Freien Grünen Liste meint, „dass man auf Wellness auch mal verzichten kann.“ Für Alfred Reichle (SPD) ist es dagegen ein „Alleingang“, der den Menschen in Konstanz nichts bringe und doch nur sehr viel Geld koste. Und der frühere Gastronom und Pächter des Konzils, Manfred Hölzl (CDU) befürchtet „für den Tourismus eine fatale Wirkung.“

Machen sich andere die Taschen voll?

Denn genau das ist einer der beiden Knackpunkte: Weil bei geschlossenen Bädern (neben der Therme ist auch noch das von Schulen und Vereinen genutzte Hallenbad am Seerhein betroffen) viele Kosten weiterlaufen und zugleich keine Einnahmen hereinkommen, gehen die Stadtwerke mit ihrer Tochter Bädergesellschaft davon aus, dass rund 1,1 Millionen fehlen werden.

Wo dieses Geld herkommen soll, ist auch nach dem Gemeinderatsbeschluss unklar. Und die Einnahmen fließen womöglich nach Meersburg und Überlingen, wo die Bäderbetreiber die Nutznießer des Konstanzer Verzichts werden könnten.

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So wäre es wohl fast allen Konstanzer Kommunalpolitikern lieber gewesen, Land oder Bund hätten eine Regelung zu Thermen, Spaßbädern und Freizeitparks herausgegeben. Doch im Land von Europapark, Badeparadies Titisee und Co. gelingt es offenbar nicht, in Stuttgart eine entsprechende Klärung auch Lasten privater Betreiber herbeizuführen. OB Burchardt verweist dann auch eher resigniert auf eine Empfehlung des Städtetags, wo man sich gerade mal zur Absenkung der Wasser- und Lufttemperatur durchringen konnte.

Wann wird wieder aufgemacht?

In Konstanz dagegen gab es durchaus auch Vertreter einer noch härteren Linie. Einzelne Stimmen aus der Politik fordern die Therme-Schließung sogar ab sofort, unabhängig von der Lage auf dem Gasmarkt und aus Prinzip. Sie berufen sich dabei wie auch der OB auf Verständnis in der Bevölkerung. Doch die Mehrheit des Gemeinderat will nun den Bäder-Chefs die Entscheidung überlassen, wann sie absperren.

Öffnen dürfen sie nach dem bei sechs Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen gefallenen Beschluss erst wieder, wenn das Bundewirtschaftsministerium die Gasspeicher wieder für hinreichend gefüllt erklärt.